Jesuit Henri Boulad: Kopten tief gespalten

8. Februar 2011 in Weltkirche


Direktor des Jesuit Cultural Center in Alexandria wertet Parteinahme des Kopten-Papstes Shenouda für Mubarak für nicht klug


Rom-Kairo (kath.net/KAP) Die koptische Kirche in Ägypten ist in der aktuellen Revolution tief gespalten: Das betont der Direktor des Jesuit Cultural Center in Alexandria, P. Henri Boulad, am Montag in einer Analyse für die römische Missionspresseagentur "AsiaNews".

Boulad sieht im augenblicklichen Chaos sehr unterschiedliche Kräfte am Werk: engagierte junge Akademiker, die erst spät aufgesprungene Muslimbruderschaft, die von den Profiteuren des Regimes bezahlten Schläger und Gegendemonstranten sowie einfache kriminelle Elemente, die bloß plündern wollen.

Die Katholiken hielten sich völlig zurück, berichtet Boulad. Innerhalb der koptisch-orthodoxen Gemeinschaft habe Papst Shenouda III. das Schweigen gebrochen und sich voll auf die Seite Mubaraks gestellt. Im Hintergrund finde vor der Kulisse des Endes des Herrschaft Mubaraks ein Kampf um die Posten in der Hierarchie statt.
Das Verhalten Shenoudas werde von einem Teil der Laien als "kompromittierend für die Kirche" abgelehnt. "Ich denke, es wäre besser, er würde eine viel stärker neutrale Haltung einnehmen, damit er nicht später der Kollaboration mit dem 'Ancien Regime' angeklagt wird", so Boulad.

Der allergrößte Teil der Christen, abgesehen von einigen Aktivisten, stehe in Distanz zu den Protesten, erläutert der Jesuit. Sie würden auch dahingehend von der Hierarchie ermutigt: "Die Wahrheit ist, dass sie in Angst leben und das Schlimmste befürchten, sollten die Muslimbrüder an der Macht beteiligt werden. Doch im Moment gibt es Gott sei Dank noch keinen konfessionell geprägten Vorfall, wenn auch die Kirchen und Klöster völlig ungeschützt sind, weil die Polizei abgezogen wurde."

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