Ägypten im Übergang: Kaum Hoffnung für Christen

11. März 2011 in Weltkirche


Bischof: Kopten werden weiter diskriminiert und ausgegrenzt


Kairo/Höxter (kath.net/idea) Bleiben die Christen in Ägypten Bürger zweiter Klasse? Müssen sie weiter mit blutigen Übergriffen durch muslimische Extremisten rechnen? Vor einem Monat musste sich der seit 30 Jahren regierende Machthaber Hosni Mubarak dem Volksaufstand beugen. Am 11. Februar floh der 82-Jährige. Mit dem Sturz seines Regimes und dem Übergang zu einem neuen politischen System verbanden viele Beobachter auch die Hoffnung auf Verbesserungen für die christliche Minderheit. Doch danach sieht es angesichts neuer Ausschreitungen nicht aus. Seit Januar wurden mindestens 39 christliche Kopten wegen ihres Glaubens getötet und drei Kirchen niedergebrannt. Von den rund 83 Millionen Einwohnern Ägyptens sind 87 Prozent Muslime und zehn Prozent orthodoxe Kopten. Außerdem gibt es kleinere Gruppen von Katholiken und Protestanten.

In der Fastenzeit für Ägypten beten

Der Generalbischof der rund 6.000 koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian (Höxter), macht sich wenig Hoffnung auf eine baldige Verbesserung für die Kopten in Ägypten. „Die Christen werden nach wie vor diskriminiert und ausgegrenzt. Da wird sich auch unter der neuen Regierung so schnell nichts ändern“, sagte er am 10. März der Evangelischen Nachrichtenagentur idea auf Anfrage. Der Staatsapparat sei von islamischen Extremisten infiltriert, die darauf aus seien, die christliche Gemeinde zu zerstören. Gleichwohl hielten die Kopten an der großen Hoffnung fest, in Frieden zu leben und ihren Glauben unbehelligt praktizieren zu können. Damian appellierte an die Christen in Deutschland, die Not ihrer ägyptischen Glaubensgeschwister in ihre Fürbitte einzuschließen: „In der Fastenzeit sollten sich die Angehörigen aller Konfessionen intensiv beten, dass auch in Ägypten Gottes Wille geschieht.“

Christen sind dem Terror ausgeliefert

Zuletzt war es in der Nacht zum 9. März zu schweren Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen im Armenviertel Mokattam am Stadtrand von Kairo gekommen. Dabei wurden 13 Menschen getötet und mindestens 150 verletzt, fast alle durch Schüsse. Eine Menschenmenge wollte gegen die Zerstörung einer Kirche südlich von Kairo protestieren. Muslimische Extremisten hatten das Gotteshaus Anfang März in Brand gesteckt. Die rund 1.000 christlichen Demonstranten wurden von Muslimen angegriffen.

Nach Angaben der ägyptischen Behörden sind sowohl Christen als auch Muslime unter den Toten. Dagegen betonte Bischof Damian gegenüber idea, dass alle Opfer Christen gewesen seien. „Die Christen in Ägypten sind dem Terror schutzlos ausgeliefert. Wir sind tief bestürzt und verletzt.“ Auch die Armee habe mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen und Zufahrtswege für Krankenwagen abgesperrt. Damian: „Das ist eine ungeheuerliche Grausamkeit, die zeigt, dass Militär und Polizei beim Zerstörungsprozess aktiv mitmachen.“


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