5. April 2011 in Buchtipp
Jeden Dienstag im April auf kath.net exklusive Leseproben aus dem neuen Buch von Alexander Kissler über den Seligen Johannes Paul II.
München (kath.net)
Pünktlich zur Seligsprechung Papst Johannes Pauls II. erinnert Focusredakteur Alexander Kissler in seinem einfühlsamen Essay an diesen großen Kirchenmann. Er ruft das spirituelle Vermächtnis des Papstes und seine wichtigsten religiösen wie weltpolitischen Initiativen ins Gedächtnis. Dessen intensive Hinwendung zur Jugend, die tiefe Wertschätzung der Juden, die Offenheit im Umgang mit den anderen Religionen und Bekenntnissen, vor allem aber die mutige Gelassenheit im Verkünden der christlichen Wahrheit bleiben weiterhin fruchtbar. Ein Buch der Erinnerung und Verehrung mit vielen Fotos und Originalzitaten des Papstes.
Kath.net veröffentlich jeden Dienstag im April zur Einstimmung auf die Seligsprechung einen Auszug aus dem neuen Buch:
TEIL I
Die erste Enzyklika, die gemeinhin wie das Regierungsprogramm eines neuen Papstes gelesen wird, begann 1979 mit den Worten: Der Erlöser des Menschen, Jesus Christus, ist die Mitte des Kosmos und der Geschichte. Mit diesem christlichen Fundamentalsatz war die Grundmelodie eines Pontifikats angeklungen, von dem damals niemand wissen konnte, zu welchen Dimensionen es sich aufschwingen würde.
So viele Länder wie Karol Wojtyła, 128 an der Zahl, hat kein anderer Papst bereist; kein anderer hat so viele Menschen heilig- oder seliggesprochen, rund 1800 nämlich, hat so viele Männer, Frauen, Kinder persönlich getroffen, so viele Reden und Predigten gehalten, so viele Schriften hinterlassen, allein 14 Enzykliken, 14 nachsynodale Schreiben, 42 Apostolische Briefe.
Johannes Paul II. war der erste globale Medienstar der Kirchengeschichte. Er war der Papst der Kameras und der Massen. Er war der Mann aus dem Osten, der als Anwalt der Person, des Lebens und des Gottes der Freude nicht Mauern fürchtete und nicht Konventionen. Im Zeichen der Erlösung also, die der ganzen Welt durch Christus verheißen sei, im Zeichen einer Verschränkung von Heils- und Weltgeschichte, von Menschenwerk und Schöpfung eröffnete Johannes Paul II. Redemptor hominis und damit recht eigentlich sein Pontifikat.
Diese doppelte Optik sollte kennzeichnend bleiben. Wer die Welt zu sehen versucht, wie Gott sie gemeint hat, der wird die jeweilige Gegenwart immer genau wahrnehmen müssen, ihr auf den Grund schauen und gerade so sie hinter sich lassen, da in jedem menschlichen das göttliche Antlitz und in jeder Zeit das Ewige verborgen schon da ist: Davon war Johannes Paul II. fest überzeugt.
Antimodernismus und Modernismus verboten sich gleichermaßen. Deshalb hatte es zuweilen den Anschein, er sauge dieselbe Gegenwart in sich auf, die er im nächsten Moment richtete. Wir alle, sagte er einmal, sind erlöste Menschen. Erlöst sind unsere Seelen und unsere Körper. ( ) Christsein heißt, am Erlösungsgeheimnis teilzuhaben. Und dennoch und zugleich mache die Kultur des Todes sich breit, wachse der Relativismus und jener übertriebene Liberalismus, durch den Prinzipien, Wahrheiten und Werte, die in Jahrhunderten mühsam erworben wurden, auf die Müllhalde gekippt werden.
Joseph Ratzinger erinnert sich besonders an den adventlichen Charakter der ersten Enzyklika. Sein Vorgänger auf dem Stuhl Petri nahm bereits 1979 die Jahrtausendwende in den Blick. Tatsächlich, schrieb Johannes Paul II., stehen wir jetzt schon nahe am Jahr 2000. Wir befinden uns in gewisser Weise in der Zeit eines neuen Advents, in einer Zeit der Erwartung. Das Heilige Jahr 2000 sollte zum Ziel- und Angelpunkt des Pontifikats werden.
Anno Domini MM bereiste er das Heilige Land, Ägypten, den Sinai und legte das große Mea Culpa der Kirche ab, um deren Gedächtnis vor Gott zu reinigen. Im Jahr 2000 wurde mit dem Dokument Dominus Jesus der singuläre Rang der apostolischen römischen Kirche bekräftigt. Ebenfalls 2000 bat er, nachdem er die Heilige Pforte im Petersdom geöffnet hatte, um Erbarmen für das Jahrtausend ( ), das zu Ende geht. Wir bitten um Vergebung, weil leider nicht selten die Errungenschaften von Technik und Wissenschaft, so bedeutsam für den wirklichen menschlichen Fortschritt sie auch sind,gegen den Menschen eingesetzt wurden.
Alexander Kissler: Der Jahrhundertpapst. Seliger Johannes Paul II. Pattloch 2011, 96 Seiten, 10,30 Euro. Seit 4.4.2011 im Handel.
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