7. April 2011 in Weltkirche
Kardinal Pell aus Sydney über die englischsprachige Neuübersetzung des Messbuchs: wenn ein Priester diese Texte nicht benutzt, dann stellen sich sehr grundsätzliche Fragen nach der Einheit der Kirche
Sydney (kath.net) "Durch die Neuübersetzung des Messbuchs soll die Fülle der Lehre der Kirche genau wiedergegeben werden". Dies sagte George Pell, Erzbischof von Syndey und Vorsitzender der Kommission Vox Clara für die englischsprachige Neuübersetzung des Messbuchs, in einem Interview, das Catholic Communications veröffentlichte. Die Neuauflage des New Roman Missal soll im Oktober 2011 erscheinen und mit Beginn des neuen Kirchenjahres am ersten Advent verpflichtend werden.
Die Art, wie wir beten, beeinflusst langfristig stark das, was wir glauben. Wir sind eine einzige weltweite Kirche, führte der Kardinal, der von 1990 bis 2000 Mitglied der Glaubenskongregation war, aus. Es brauche eine neue Übersetzung damit die Fülle der Lehre der Kirche genau wiedergegeben wird. Ich denke auch, dass es sehr nützlich sein wird, wenn wir [im Messbuch] eine würdigere und edlere Sprache haben werden. Wir verehren den einen Gott wir sind nicht beim Grillen. Das ist eine andere Ebene: Wie wenn wir zum Generalgouverneur sprechen oder mit der Queen oder wenn wir formell den Premierminister ansprechen, so sprechen wir hier etwas vorsichtiger, als wir das tun, wenn wir nur miteinander plaudern.
Kardinal Pell widersprach der gelegentlich vertretenen Meinung, dass die englische Übersetzung dazu diene, den Menschen die Meinung Roms überzustülpen. Diese Einschätzung sei eine Mythologie, die kräftig in die Irre führt. Wie man deutlich sieht, haben zentrale Organe der Kirche im Namen des Papstes eine endgültige Zustimmung gegeben (auf latein recognitio genannt), doch die eigentliche Arbeit wurde von englischen Muttersprachlern gemacht und wurde von den englischsprachigen Bischofskonferenzen approbiert. In die Übersetzung wurden enorm viele professionelle Bibelkenner eingebunden, außerdem mussten die Bischöfe in einer geheimen Abstimmung mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen.
Die liturgischen Anteile der Gläubigen wurden nur verändert, wo diese wirklich notwendig war, nicht einfach nur aus stilistischen Gründen. In der St Mary´s Cathedral in Sydney wird die neue Liturgie gelegentlich schon benutzt, doch Kardinal Pell hegt, wie er sagte, den Verdacht, dass viele Gläubige die Umstellung noch nicht einmal bemerkt hätten. Andere haben es bemerkt doch es gab keinen Widerstand, keine Störungen, keinerlei Beschwerden.
Auf die Frage nach dem Umgang mit Priestern, welche jetzt schon sagen, dass sie die neue Übersetzung nicht benutzen werden, antwortet der australische Kardinal: Ein Priester sagte, er schätze, es könnten etwa zehn Priester in ganz Australien sein, welche sich weigern könnten, die neuen Texte zu gebrauchen. Ich denke, sie werden sich noch alle besinnen. Doch eine grundsätzliche Weigerung gegen den Gebrauch der in Zukunft vorgeschriebenen Texte würde schon Fragen aufwerfen. Denn wenn Priester geweiht werden, leisten sie dem Bischof, welcher sie weiht, ein Gehorsamsversprechen, also in der Regel ihrem eigenen Bischof und seinen Nachfolgern. Und dies ist keine theologische Meinung, welche dann keine praktischen Konsequenzen in der Lehre hätte. Ich denke an Punkte in der Lehre, welche absolut wesentlich sind. Und wenn ein Priester oder ein Laie sie nicht glaubt, dann bedeutet dies, dass sie nicht länger katholisch sind. Pell führt als Beispiel an: Ich erinnere mich, als ich vor vielen Jahren studierte, da gab es in England einen Geistlichen aus einer anderen Konfession, welche nicht an Gott glaubte und der aus dieser Tatsache auch kein Geheimnis machte. Trotzdem nannte er sich Reverend und fuhr damit fort, glücklich oder unglücklich seine Position auszufüllen. Nun, ich denke, das könnte man in der katholischen Kirche nicht tun. Ebenso sollte man nicht katholischer Priester bleiben, wenn man nicht an die Göttlichkeit Christi glaubt. Die Frage der Übersetzung der Messtexte hat natürlich nicht diesen Rang. Doch wenn ein Priester diese Texte nicht benutzt, dann stellen sich sehr grundsätzliche Fragen nach der Einheit der Kirche.
Das Interview mit George Kardinal Pell in englischer Sprache auf kathTube:
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