Japan und die Religion: Nach der Naturkatastrophe

17. April 2011 in Weltkirche


Das religiöse Erwachen wird sich auf die künftige Gesellschaft auswirken


Tokio (kath.net/Fidesdienst) In dem noch unter den Folgen der verheerenden Naturkatastrophen leidenden Japan gibt es nach Ansicht des in Tokio lebenden brasilianische Scalabrini Missionars P. Olmes Milani ein religiöses Erwachen. „Es gibt eine offensichtliche Rückkehr zum Gebet und zu den geistlichen Werten in einer Gesellschaft, die normalerweise ausschließlich von Materialismus, Produktion und Profit geprägt ist“, so der Missionar.

Wie aus den Umfragen hervorgehe haben 86% der Japaner keinen Glauben, doch „die Katastrophe, die das Land erschüttert hat, das Bewusstsein der Menschen aufgerüttelt und den Bedarf nach spirituellen Werten geweckt. Die Menschen halten in buddhistischen und schintoistischen Tempeln inne und beten. Alle beten: die freiwilligen Helfer der Armee und die Opfer der Naturkatastrophe, die auf Hilfe angewiesen sind. Auch in unseren katholischen Werken stellen wir fest, dass mehr Menschen, darunter nicht nur Katholiken sondern auch andere Menschen, innehalten und beten“, so der Missionar weiter. Es werden „Werte wie Geschwisterlichkeit und Solidarität neu entdeckt, die dem übertriebenen Individualismus der sozialen Beziehungen entgegen gestellt werden“ und deshalb „sind alle davon überzeugt, dass dies Tragödie sich auf die künftige Gesellschaft des Landes auswirken wird: die Japaner werden anderen gegenüber offener sein und dies gilt auch für Ausländer.“

„Vor allem die Hilfen, die aus bisher als ‚verfeindet’ geltenden Ländern wie China, Südkorea oder auch Nordkorea kommen, das die eigenen Wasservorräte zur Verfügung stellt, beeindrucken die Menschen sehr“, so P. Milani, „und so hat die Tragödie doch noch etwas Gutes: man lernt daraus, dass man die Mitmenschen als Brüder und Schwestern betrachten kann.“

Zu den künftigen Aussichten für die Evangelisierung sagt der Missionar zum Fidesdienst: „Der christliche Glaube wird unter kulturellen Gesichtspunkte stets als ausländische Religion betrachtet werden und diese Barriere wird nur schwer zu überwinden sein. Doch unterdessen gibt es bereits mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit der verschiedenen Religionen, die alle zum Wohl der Gesellschaft beitragen wollen“.

Da die Nachrichten im Hinblick auf die Nuklearkatastrophen weiterhin äußerst Besorgnis erregend sind „wächst bei den Menschen die Angst und das Gefühl der Ohnmacht und er Ungewissheit“. Die kleine katholische Glaubensgemeinschaft in Japan (0,7% der Bevölkerung) „schöpft Kraft aus dem Gebet für die eigene Sendung und vertraut sich der Vorsehung an“, so der Scalabrini Missionar. Die Hilfsbereitschaft der Diözesen bei der Aufnahme der Tsunamiopfer und die konstante Hilfeleistung der Caritas durch das „Hilfszentrum“ in Sendai sei lobenswert und werde sehr geschätzt. „Es sollte auch daran erinnert werden“, so der P. Milani abschließend, dass auch alle Migranten, die sich weiterhin in Japan aufhalten, das Schicksal der Nation teilen. Sie waren die ersten, die sich als freiwillige Helfer gemeldet haben und in die betroffenen Gebiete gingen“.


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