Katholische Bloggerkritik an Erzbischof Zollitsch

6. Juni 2011 in Deutschland


Katholische Blogger kritisieren Aussagen von Erzbischof Zollitsch beim Deutschen Evangelischen Kirchentag über die "Petition Pro Ecclesia" und das Theologenmemorandum


München-Freiburg (kath.net)
Katholische Blogger haben Kritik an Aussagen von Erzbischof Robert Zollitsch im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dresden geübt. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur KNA soll Zollitsch dort gesagt haben, dass er sich derzeit in der paradoxen Situation befinde, dass er zwischen den verschiedenen Flügeln innerhalb der katholischen Kirche - etwa den Anhängern des reformorientierten Theologenmemorandums und der dagegen gerichteten „Petition Pro Ecclesia“ - vermitteln müsse, damit sie miteinander sprächen."

Im Blog "Inkarnierte Inkoordination" heißt es dazu: "Nun, der Herr Erzbischof wird sich sicher freuen, dass auch ohne seine großzügige Vermittlung demnächst ein (von mir angestoßenes) Gespräch mit einem meiner Professoren- Unterstützer des Memorandums - stattfinden wird. Die Kontaktaufnahme jedenfalls verlief herzlich, und der Herr Professor wird sich in seiner Sprechstunde auch sicher nicht einer schäumenden Fundamentalistin ausgesetzt sehen. Soviel kann ich mal garantieren. Eine der Erstunterzeichnerinnen führte bereits in den ersten Tagen nach Veröffentlichung der Petition ein fast 2-stündiges, intensives und gutes Gespräch mit einem der Unterzeichner des Memorandums. Auch das ganz ohne Vermittlung durch Erzbischof Zollitsch. Als gemeinsame Gesprächsbasis genügte die Tatsache, dass die beiden Katholiken - ungeachtet ihrer unterschiedlichen Positionen - fast täglich gemeinsam Eucharistie feiern. Ich könnte aber auch von einem jungen Unterstützer der Petition berichten, der bei einer Podiumsdiskussion zum Memorandum in Stuttgart geladen war, um sich von der versammelten Menge niederschreien zu lassen - einschließlich von der Moderation. Dialog, so die Erfahrung, führen wir Petitionisten wohl besser nicht in der Unterzahl."

Dann verweist der Blog auch auf das Auftreten von Weihbischof Zekorn vor einigen Tagen bei einer Veranstaltung in Münster: "Exzellenz, ich kann Ihnen ein solches Erlebnis nur ans Herz legen. Begeben Sie sich in ein AudiMax in Münster und vertreten Sie für einen Abend lang ohne wenn und aber in klaren Worten die schlichte Lehre der Kirche. Stellen Sie sich, wie Weihbischof Zekorn, von Anfang an als Vertreter der über 14000 Gläubigen vor, die die Petition unterzeichnet haben. Sie werden staunen, wieviel Dialog ihnen da entgegenschlägt. Die Moderatorin hatte ihre liebe Mühe, den geballten Dialogwillen des Publikums in ordentliche Bahnen zu lenken. Ja, Sie werden etwas lauter und deutlicher reden müssen, um über das empörte bis feindselige Gemurmel hinweg gehört zu werden, das sich erhebt, wann immer Sie zu sprechen ansetzen. Eventuell dürfen Sie auch einen spannenden, außerplanmäßigen Austausch mit zornigen Zuhörern genießen, die Ihnen ihre Meinung direkt ins Gesicht rufen, statt (wie von der Organisation vorgesehen) dafür einen Zettel zu benutzen. Lassen Sie sich davon nicht beirren, dass all den anderen Rednern - allesamt den Inhalten und Forderungen des Memorandums zugeneigt - der nötige Respekt und die gebotene Fairness entgegengebracht wird, nur Ihnen nicht. Glauben Sie mir - Sie werden sich schnell wünschen, es würde sich in dieser Debatte mehr angeschwiegen."

Abschließend wird an Erzbischof Zollitsch appelliert: "Vermitteln Sie doch, wenn Sie können, zwischen denen, die einfach nur der schlichten überlieferten Lehre der Kirche, der Sie Ihr Leben gewidmet haben, folgen wollen - und zwischen denen, die sich halblaut vor sich hinempören müssen, weil sie diese Lehre zu hören offenbar gar nicht mehr ertragen. Die Vertretern dieser Position selbst den grundlegenden zwischenmenschlichen Anstand versagen - nämlich zu schweigen und zuzuhören, während der andere redet."

Auch der Blog "Echo Romeo" kritisiert Zollitsch. "Zur Zeit erweist es sich immer mehr als fatal, dass wir von der Petition »Pro Ecclesia« Herrn Erzbischof Zollitsch unsere Materialien und Unterschriften nicht persönlich in die Hand drücken konnten. Denn wäre dieses geschehen, hätte zumindest die Möglichkeit bestanden, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz unsere Ausarbeitung auch liest. Das ist nun offensichtlich nicht geschehen ... Es wundert mich, eine Petition an die Bischöfe, die selbstverständliche, bestehende Hirtenpflichten einfordert, gewissermaßen als Gegenthese zu den Forderungen des sogenannten Memorandums bezeichnet zu sehen. Als gäbe es hier auseinanderdriftende rechte und linke Flügel, die es zusammenzuhalten gelte. Außerdem vermisse ich, dass Erzbischof Zollitsch das, wofür er vor mutmaßlich mehrheitlich protestantischen Publikum Mitgefühl einfordert, selber in die Tat umsetzt. Wenn es tatsächlich so wäre, dass sich zwei Blöcke feindlich-schweigend gegenüberstünden, dann wollte ich tatsächlich einmal die Bemühungen auch wirklich sehen, derer sich Erzbischof Zollitsch hier rühmt, die Parteien an einen Tisch zu bringen. Lieber Herr Erzbischof, falls Sie es nicht bemerkt haben: Die Sorge um den Weg der Kirche in eine Beliebigkeit, die ihr Maß nicht mehr vom Wort Gottes nimmt, sondern vom gesellschaftlichen Ansehen, ist Ihnen nicht von einer kirchlichen Randgruppe vorgebracht worden. Die fünfzehntausend Unterzeichner und Unterzeichnerinnen sind die Stimme aus der Mitte der Kirche. Sie hätten wirklich die Petition in Empfang nehmen und lesen (!) sollen. Wenn schon nicht von uns, den Unterschriftensammlern, dann wenigstens aus den Händen des Sekretärs der Bischofskonferenz."



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