23. August 2002 in Weltkirche
Christus offenbart die Wahrheit der Schönheit und die Schönheit der Wahrheit
Rimini (kath.net/Zenit.org)
Die Menschen von heute werden glauben, wenn sie die echte Wahrheit wiederentdecken, sagt Joseph Kardinal Ratzinger. In einer am Mittwoch veröffentlichten Botschaft schreibt der Präfekt der Glaubenskongregation: "Damit Glauben heutzutage wachsen kann, müssen wir die Männer und Frauen, die uns über den Weg laufen, in Berührung mit der Schönheit bringen.
Die Botschaft des bayerischen Kardinal wurde am "Meeting" für die Völkerfreundschaft von CL in Rimini verlesen. Zum Thema des Treffens sagte der Kardinal: "Heute ist die Botschaft der Schönheit wegen der Kraft der Falschheit in Zweifel gezogen, die verschiedene Tricks benützt."
"Einer der Tricks ist es, Schönheit herauszustellen, die nicht Sehnsucht nach dem Unnahbaren weckt, sondern eher Besitzgier fördert", sagt er. "Wer würde nicht erkennen, zum Beispiel, dass viele Bilder in der Werbung zum Ziel haben, Männer unwiderstehlich nach dem Besitz einer Frau gieren lassen, um nach zeitweiliger Befriedigung zu suchen, fragt der Kardinal.
"Die christliche Kunst steht heute zwischen zwei Feuern", heißt es weiter: "Sie muss den Kult des Hässlichen abwehren, nach dem alles Schöne eitler Betrug ist, und muss sich lügenhafter Schönheit erwehren, die Männer geringer macht". Der Text zitiert sodann einen Satz von Fedor Dostojewski (1821-1881): "Schönheit wird uns retten" - mit dem sich der russische Schriftsteller auf die erlösende Schönheit Christi bezieht.
"Wer an Gott glaubt, wer sich im Antlitz des Gekreuzigten als "Liebe bis zum Ende" geschaut hat, weiß, dass Schönheit Wahrheit und Wahrheit Schönheit bedeutet", schreibt Ratzinger. "Doch im leidenden Christus lernt er auch, dass die Schönheit der Wahrheit die Beleidigung, den Schmerz und das dunkle Geheimnis des Todes versteht". "Auf diese Weise weiß er, dass Schönheit nur unter Annahme von Schmerz erkannt werden kann, und nicht, indem man ihn ignoriert."
"Unter all den Schrecken der Geschichte ist ein lediglich harmonisches Schönheitskonzept unzureichend", schreibt der Kardinal. "So ist mit der Passion Christi die bewundernswerte griechische Ästhetik überholt. Seit dann hat die Schönheitserfahrung neue Tiefe und neuen Realismus erfahren", klärt der bayerische Kardinal.
"Der, der selbst Schönheit ist, hat erlaubt, dass sein Gesicht geschlagen, bespuckt, mit Dornen gekrönt wurde - das Grabtuch von Turin kann uns dies alles in überwältigender Weise vorstellen lassen", heißt es weiter in der Kardinalsbotschaft. "Doch genau in diesem so entstellten Gesicht erscheint die wahre Schönheit: die Schönheit der Liebe, die ‚bis zum Ende' reicht und die stärker als Falschheit und Gewalt ist", schreibt er. "Wir müssen lernen, ihn zu sehen. Wenn der Pfeil seiner paradoxen Schönheit uns getroffen hat, werden wir ihn wirklich kennen".
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