Vatikan irritiert über kroatische Entscheidung im Besitzstreit

12. August 2011 in Aktuelles


Kroatische Diözese Porec-Pula muss trotz Restitution wertvollen istrischen Klosterbesitz an Staat zurückgeben - Vatikan kündigt rechtliche Überprüfung an


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der Vatikan ist nach Worten seines Sprechers Federico Lombardi sehr erstaunt über den Vorstoß der Regierung Kroatiens im Besitzstreit zwischen der kroatischen Diözese Porec-Pula und italienischen Benediktinern der Abtei Praglia. Das kroatische Justizministerium hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass die Diözese das in Istrien gelegene Kloster Dajla und die dazugehörigen Grundstücke dem Staat zurückgeben müsse. Die Nachricht, dass Kroatien die in den vergangenen Jahren zunächst bewilligten Entscheidungen nun für nichtig erklärte, habe "schieres Erstaunen" hervorgerufen, sagte Lombardi am Donnerstag gegenüber Journalisten.

Die Entscheidung sei außergewöhnlich, so Lombardi, da Ministerpräsidentin Jadranka Kosor zuvor deutlich gemacht habe, dass man dieses Problem zwischen Kroatien und dem Heiligen Stuhl "im Geist der Zusammenarbeit" angehen wolle. Irritiert sei man außerdem, weil ein derartiges Vorgehen "nicht in Einklang mit den Grundsätzen der Rechtssicherheit" stehe, so der Vatikansprecher. Nun sei es nötig, dieses Vorgehen bei den zuständigen Stellen zu überprüfen.

In dem seit rund zehn Jahren andauernden Streit zwischen der Diözese Porec-Pula und den Benediktinern von Praglia hatte der Vatikan 2008 zur Vermittlung eine Kardinalkommission eingesetzt. Ein Adeliger hatte 1835 den Mönchen das in bester Küstenlage im Nordwesten der Halbinsel Istrien gelegene Grundstück vermacht. 1948 vertrieben die jugoslawischen Kommunisten die Benediktiner aus dem Kloster. Nach dem Zerfall Jugoslawiens wurde die Anlage, in der zwischenzeitlich ein Altersheim untergebracht war, samt Landbesitz vom Staat an eine Pfarre der Diözese Porec-Pula zurückerstattet.

Die von der Kardinalskommission erreichte Übereinkunft verpflichtet die Diözese Porec-Pula, die Immobilie den Benediktinern zurückzugeben sowie eine Entschädigungszahlung für den zwischenzeitlichen Verkauf eines Teils des Geländes zu zahlen. Das Grundstück gilt aufgrund seiner exklusiven Lage an der Küste als ungemein wertvoll. Laut Medienberichten soll auf dem Gelände ein Golfplatz und eine Bungalow- bzw. Hotelanlage errichtet werden. Zur Finanzierung der Entschädigungszahlungen soll die Diözese u.a. den Verkauf der spätantiken Euphrasius-Basilika in Porec erwogen haben.

Den wiedererlangten Besitz sollten die italienischen Mönche laut Kommission in die ihnen zugehörige Stiftung "Abbazia" auf kroatischem Boden einbringen. Damit soll der ursprüngliche Stifterwille, die soziale Lage der Menschen in Dajla zu verbessern, erfüllt werden.

Nachdem Bischof Ivan Milovan von Porec-Pula sich jedoch geweigert hatte, die Übereinkunft zu unterzeichnen, übertrug der Papst dem spanischen Kurienerzbischof Santos Abril y Castello am 6. Juli die Vollmacht, diesen Vorgang anstelle der örtlichen Kirchenleitung abzuschließen und notariell besiegeln zu lassen. Bischof Milovan zeigte den Vorfall bei der kroatischen Staatsanwaltschaft an. Justizminister Drazen Bosnjakovic erklärte am Mittwoch laut Medienberichten alle Entscheidungen zwischen 1997 und 2002, in denen der Staat das Kloster der istrischen Diözese übergab, für nichtig. Er berief sich demnach auf den Vertrag von Osimo von 1975, in dem sich Italien und das damalige Jugoslawien auf die Grenzziehung und darauf geeinigt hatten, dass die vor dem kommunistischen Terror geflüchteten Italiener vom italienischen Staat entschädigt werden.

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