28. August 2011 in Weltkirche
Leiter der Wiener "Akademie für Evangelisation", Otto Neubauer, präsentierte als Gastredner beim Ratzinger-Schülerkreistreffen vier Schritte der Neuevangelisation
Rom (kath.net/KAP) Am Beginn der Neuevangelisierung steht nicht das eigene Reden, sondern das Zuhören. Dies betonte beim gegenwärtig in Castelgandolfo stattfindenden Ratzinger-Schülerkreistreffen der Leiter der Wiener "Akademie für Evangelisation", Otto Neubauer am Sonntag im Gespräch mit "Kathpress".
Neubauer war neben der Dresdener Religionsphilosophin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz als Gastreferent geladen, um zum Thema Neuevangelisierung seine Erfahrungen aus der praktischen Arbeit etwa bei Stadtmissionen zu berichten.
Bei den "sehr offenen Gesprächen", die Papst Benedikt XVI. im Kreis seiner ehemaligen Studenten selbst moderierte, sei die "nötige Weltzugewandtheit der Kirche und die daraus resultierenden Rückwirkungen auf die Kirche selbst" intensiv diskutiert worden.
Laut Neubauer sei dabei klar geworden, wie wichtig es für alle kirchlichen Bemühungen um Neuevangelisierung sei, "sich auf die Welt einzulassen". Dies sei auch beim Vortrag von Gerl-Falkovits deutlich geworden, die eine "geradezu virtuose Analyse der Zeitsituation" bot. Dabei sei deutlich geworden, dass auch bei einem agnostischen Umfeld wie in der ehemaligen DDR "Neuaufbrüche des Glaubens" möglich seien.
Trotz Säkularisierung "Hunger nach Gott"
Neubauer selbst habe sehr erfahrungsbezogen über die Neuevangelisierung gesprochen. "Wir müssen neu lernen, wahrhaft zuzuhören" und die Menschen in ihren Sorgen ernst nehmen, das ist laut Neubauer das zentrale Gebot für die Neuevangelisierungsarbeit. Er selbst habe erst lernen müssen, "durch das Hören zu Verkünden".
In seiner eigenen Arbeit erfahre er einerseits einen ungebrochenen tiefgreifenden Säkularisierungsprozess in Europa, der die Christen "zum kleinen Rest" werden lasse. Auf der anderen Seite stelle er jedoch immer wieder einen "unendlichen Hunger nach Gott" bei den Menschen fest, so Neubauer.
"Die eigentliche und größte Armut in Europa ist der dramatische Mangel an Angenommensein und Geliebtsein, der Mangel an Erfahrung der Güte Gottes." Wer in dieser Situation vorschnell mit missionarischem Eifer Gott predige, stehe in der Gefahr, die Menschen vor den Kopf zu stoßen und abzuschrecken.
Es gehe vielmehr darum, sich vorurteilsfrei auf die Menschen einzulassen. Vor jeder Mission müsse daher die Umkehr des Missionierenden selbst stehen, so Neubauer.
Vier Lernschritte
Konkret zeigte Neubauer bei dem Vortrag vier "Lernschritte" auf, die die Basis der Neuevangelisierungsarbeit bilden sollten:
Das "Herabsteigen" zu den Menschen und damit die bewusste Suche des Gesprächs an den Orten, an denen sich das Leben heute abspiele: Straßen, Plätze, Cafes, Bars, Privatwohnungen.
Zum zweiten brauche es gerade in einer Zeit anhaltender Säkularisierung "'Heiligtümer' der Anbetung und des Lobpreises der Gegenwart des Herren".
Zum dritten müsse auch unter den in der Mission und Neuevangelisierung Tätigen eine enge Bindung und Gemeinschaft als "Gebets- und Erzählgemeinschaft" - etwa in Form von kleinen christlichen Gemeinschaften - gepflegt werden.
Schließlich brauche es - so Neubauer abschließend - einer neuen Wahrnehmung der "Demütigungen und Verwundungen" an den Menschen, denn gerade diese seien "der Stoff der Neuevangelisierung".
Das Schülerkreistreffen, das am Donnerstag begonnen hat, wird am Sonntag mit einer Vertiefung der Thematik im Beisein des "Neuen Ratzinger-Schülerkreises" beendet. Aus Österreich nehmen an den Gesprächen neben Kardinal Christoph Schönborn und Otto Neubauer auch der Rektor des Salzburger Bildungshauses St. Virgil, Hans-Walter Vavrovsky, und Prof. Clemens Sedmak teil. Dem "Neuen Schülerkreises" gehören u.a. der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim, der an der philosophisch-theologischen Hochschule in Heiligenkreuz lehrende Frater Justinus C. Pech sowie der Grazer Theologe Peter Rosegger an.
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kathTube: Vortrag von Prof. Dr. Hanna über Ida Frederike Görres Gerl-Falkovitz
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