31. August 2011 in Spirituelles
Erzbischof von München: Alle Welt ruft nach Moral, aber der Ruf der Moral ist schlecht. In der biblischen Moral begegnen wir einem Gott, der uns etwas zutraut, der uns herausfordert, der uns Möglichkeiten gibt.
Freising (kath.net/pm) Mit Blick auf die Krisen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hat der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, die Stärkung eines positiven Begriffs von Moral gefordert. Alle Welt ruft nach Moral, aber der Ruf der Moral ist schlecht, konstatierte Kardinal Marx in seiner Predigt bei einem Gottesdienst mit den Teilnehmern des Internationalen Kongresses der Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik am Montag, 29. August, in der Martinskappelle des Kardinal-Döpfner-Hauses in Freising. Es gehe heute darum, den Menschen in der Verkündigung der biblischen Moral etwas darzustellen von den Möglichkeiten des Menschen, und ihnen dadurch zu helfen, nicht unter Niveau zu leben, erklärte Marx.
Bei der biblischen Moral handle sich um eine kraftvolle, positive, den Menschen ermutigende Botschaft, so der Kardinal. In der Auseinandersetzung mit dieser Moral würden die Menschen einem Gott begegnen, der uns etwas zutraut, der uns herausfordert, der uns Möglichkeiten gibt.
Marx sprach sich gegen eine oberflächliche Wellness-Religion aus und warnte vor der Versuchung, das Leben so, wie es ist, hinzunehmen. Der Einzelne solle mit dem, was ist, nicht zufrieden sein. Zugleich dürfe der Einzelne aber auch nicht über das, was dem Menschen möglich ist, hinausstreben. Die Dinge, wie sie sind, nicht einfach hinzunehmen, und beseelt zu sein von der Neugier auf das Größere, das Bessere, das Gerechtere gehöre zum Grundlegenden, was das Abendland geprägt hat, erklärte Marx. Entsprechend sei es das Anliegen der Moraltheologie und christlicher Sozialethik, Impulse zu geben für eine Dynamik auf das Gute hin und damit die Möglichkeiten des Menschenseins zu entwickeln auf die Vollendung hin.
Beim 35. Fachkongress der Moraltheologen und Sozialethiker treffen sich noch bis Mittwoch, 31. August, Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum im Bildungshaus der Erzdiözese, um sich unter dem Titel Theologische Ethik im Pluralismus aktuellen Herausforderungen der Moraltheologie und der Sozialethik zu widmen. Dazu zählten unter anderem der Umgang mit Individualisierung, der Anspruch auf Rationalität, die interkonfessionelle und die interreligiöse Vielfalt, die Spannung von Universalitätsanspruch und Partikularität, so Konrad Hilpert, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher Moraltheologen und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Foto: (c) Erzbistum München und Freising
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