14. September 2011 in Interview
Dieter Salomon (Grüne) im Interview zum Papstbesuch: Wir wollen gute Gastgeber sein, Kostendebatte ist beschämend und kleinkariert - Von Volker Hasenauer (KNA)
Freiburg (kath.net/KNA) Die Kostendebatte empfindet Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) als «beschämend und kleinkariert». Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Freiburg beschreibt er, was er sich vom Großereignis Papstbesuch erwartet und weist die Kritik am Papsteintrag ins Goldene Buch der Stadt
zurück.
KNA: Herr Oberbürgermeister, bei welchen Stationen des Papstbesuchs werden Sie dabei sein?
Dieter Salomon: Ich werde Papst Benedikt XVI. am Samstagmittag vor dem Münster in Freiburg begrüßen, zusammen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dann wird sich der Papst in die Goldenen Bücher von Stadt und Land eintragen. Eine weitere Begegnung ist im strengen vatikanischen Protokoll nicht mehr vorgesehen. Also werde ich nur als normaler Teilnehmer zum Papstgottesdienst am Sonntag und zur Papstrede ins Konzerthaus gehen.
KNA: Über was würden Sie mit dem Papst gerne reden?
Salomon: Ganz sicher maße ich mir nicht an, in ein paar Minuten das entscheidende Gespräch mit dem Papst führen zu wollen. Beim Händeschütteln werden wir jedoch sicher einige freundliche Worte wechseln können.
KNA: Worauf freuen sich besonders?
Salomon: Es ist eine Großveranstaltung, wie sie Freiburg wohl noch nie erlebt hat. Der Papstbesuch ist etwas ganz eigenes, für gläubige, aber auch für nichtgläubige Menschen. Ich denke, eine bunte, offene und tolerante Gesellschaft kann so etwas gemeinsam genießen, ohne dass man alle Positionen des Papstes teilen muss.
KNA: Hinter den Kulissen war zu hören, dass es die Stadt dem Veranstalter, also dem Erzbistum, durch hohe Sicherheitsauflagen bei den Planungen für den Papstbesuch manchmal ein wenig schwer gemacht habe?
Salomon: Wir als Stadt sind Genehmigungsbehörde und damit mitverantwortlich, dass die Menschen gut und sicher zu den Veranstaltungen und wieder heimkommen, und dass niemandem etwas passiert, erst recht dem Papst nicht. Und das nehmen wir ernst. Der Papstbesuch ist nun mal komplexer als die Genehmigung einer Schiffschaukel auf der Freiburger Frühjahrsmesse.
KNA: Hat es also auch mal geknirscht?
Salomon: Manchmal stehen die Interessen des Veranstalters und Genehmigungsbehörde gegeneinander, das liegt in der Natur der Sache. Aber das haben wir immer schnell im gemeinsamen Interesse gelöst, weil wir gute Gastgeber sein wollen, wenn zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt das katholische Kirchenoberhaupt zu Besuch kommt.
KNA: Was lässt sich Freiburg den Besuch kosten?
Salomon: Im Haushalt veranschlagt sind 300.000 Euro. Das ist für die Größe dieses Ereignisses angemessen und im Verhältnis zu den Gesamtkosten, die die Kirche trägt, sehr gering. Wenn ich die Arbeitsstunden aller städtischen Mitarbeiter, die seit Wochen für den Besuch gearbeitet haben, aufschreiben würde, käme natürlich noch einiges hinzu.
KNA: Zeitweise gab es kaum ein anderes Thema als die Kosten...
Salomon: Wenn der Papst nach Deutschland kommt und dann permanent nur über Geld geredet wird, empfinde ich das ehrlich gesagt als beschämend und kleinkariert. Das sage ich als jemand, der nicht der katholischen Kirche angehört. Das Argument «Dafür habt Ihr Geld, aber für andere, mir viel wichtigere Dinge nicht!» kommt mir auch jenseits des Papstbesuchs bekannt vor. Das höre ich jede Woche mindestens drei Mal!
KNA: Was erhoffen Sie sich für die Freiburger Bürger - was wird
Ihrer Einschätzung nach vom Papstbesuch bleiben?
Salomon: Der Papst ist das geistliche Oberhaupt der größten Glaubensgemeinschaft auf diesem Planeten. Glauben und Religion sind ideelle Dinge. Da kann man nicht nach dem bloßen Nutzen des Besuchs fragen. Wer nicht an Gott glaubt und mit dem Papst nichts anfangen kann, dem bringt der Besuch mir nichts, höchstens Ungemach, wenn man wegen Absperrungen nicht in Ruhe einkaufen kann. Aber so kann man an ein solches Ereignis nicht herangehen!
KNA: Was wird also das Besondere am Freiburgbesuch sein?
Salomon: Flair und Kulisse hat Freiburg sicher anderen Städten voraus. Aber eine entscheidende Frage ist, welcher Spirit über der Veranstaltung wehen wird. Und da spielt Vieles mit rein: das Wetter, wie viele Leute kommen, ob unsere Vorbereitungen passen, damit niemand zu lange warten oder zu anstrengende Anreisewege auf sich nehmen muss. Wenn alles passt, dann heißt es vielleicht in 30 Jahren: Weißt Du noch, was da für eine ganz besondere Stimmung beim Papstbesuch in Freiburg war?
KNA: Mehrere Mitglieder des Gemeinderats haben sich mit dem eigens gegründeten Bündnis «Freiburg ohne Papst» solidarisiert und wenden sich damit auch gegen den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.
Salomon: Eine freiheitliche und pluralistische Gesellschaft hält das aus. Seltsam ist, dass der Eintrag ins Goldene Buch zum Aufhänger gemacht wird, um innerkirchliche Positionen zu kritisieren, die den Oberbürgermeister gar nichts angehen. Das ist provinziell und beschämend.
KNA: Wenige Seiten vor dem Papst hat sich im vergangenen Jahr der syrische Großmufti von Syrien, Ahmad Badr al-Din Hassoun, eingetragen. Damals gab es keine Proteste.
Salomon: Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es ähnliche Aktionen wie jetzt beim Papst beim Eintrag eines islamischen oder jüdischen Würdenträgers geben würde. In diesen Fällen funktioniert es, einen anderen Glauben und eine andere Religion zu respektieren. Ich erwarte, dass dieser Respekt auch gegenüber der katholischen Kirche gewahrt wird.
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