Katholische Stasi-Spitzel im Vatikan

19. September 2011 in Chronik


Zwei Trierer Katholiken hatten in Rom fleißig der Stasi zugearbeitet und unter anderem Joseph Ratzinger, den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation bespitzelt.


Trier (kath.net) Zwei Trierer Katholiken hatten fleißig der Stasi zugearbeitet. Als inoffizielle Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit bespitzelten sie auch Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation. Dies berichtete „volksfreund.de“.

Der eine Spion lieferte unter dem Decknamen „Antonius“ Informationen aus dem Umfeld des Vatikans. „Antonius“ war damals Rom-Korrespondent der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Er bespitzelte Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation. Außerdem lieferte er Informationen über Papst Johannes Paul II., aber auch über die versuchte Einflussnahme der Regierung Helmut Kohl auf die Deutsche Bischofskonferenz.

„Antonius“ flog erst 1992 auf, als deutsche Verfassungsschützer die in den Besitz der CIA gelangten Karteien von Klar- und Decknamen durcharbeiten durften. Der Spion wurde ohne Prozess zu einer Geldstrafe verurteilt, berichtete „volksfreund.de“ weiter. Die KNA entließ den inzwischen nach Wiesbaden gewechselten Redaktionsleiter nach Bekanntwerden der Vorwürfe.

„Antonius“ wurde noch im selben Jahr vom Bistum Trier als Leiter der Koblenzer Pressestelle eingestellt und ist vor vier Jahren in den Ruhestand gegangen. „Natürlich kannten wir damals die Vorwürfe“, sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg, „die Einstellung war eine bewusste Entscheidung des damaligen Trierer Bischofs Hermann-Josef Spital“ und habe auf der christlichen Einstellung beruht, jemandem zu vergeben, der einen Fehler gemacht habe. Der Klarname von „Antonius“ wurde nicht genannt.

Hinter dem anderen Spion mit dem Decknamen „Lichtblick“ verbarg sich der 1987 in Rom verstorbene Benediktinerpater Eugen Karl Brammertz. Nach Angaben von „volksfreund.de“ habe er der Stasi über Abhörmöglichkeiten in den vatikanischen Gemächern oder von Rombesuchen deutscher Politiker und Bischöfe berichtet. Schon vor zwölf Jahren hatte der damalige Abt der Trierer Benediktinerabtei St. Matthias, Ansgar Schmidt, über Bammertz gesagt: "Einmal mehr wird deutlich, welch abgründige Geheimnisse die Seele eines Menschen zu bergen vermag".



© 2011 www.kath.net