Warum wählte Kardinal Ratzinger den Namen 'Benedikt'?

22. September 2011 in Chronik


Der Friedenspapst Papst Benedikt XVI.: sein Engagement für die Einheit der Kirche, für den Frieden in der Kirche. Von Pater Bernhard Sirch


Rom (kath.net) Oft kann man schon an der Namensgebung eines Papstes erkennen, auf was der neue Papst sein Augenmerk legen will, und bekommt so eine Vorahnung auf sein Programm. Kardinal Ratzinger nannte sich Benedikt XVI.

Werfen wir einen kleinen geschichtlichen Blick auf die letzten Päpste. Als Papst Pius XII. gestorben war, dachten sich viele Kardinäle: Wer kann in die Fußstapfen dieses großen Papstes treten? So wurde im Konklave Kardinal Roncalli, ein alter Mann, als "Übergangspapst" gewählt. Johannes XXIII. überraschte alle und ging in die Geschichte ein als "il papa buono" , der das II. Vatikanische Konzil einberief. Einen schweren Stand hatte der Nachfolger Kardinal Montini, der sich Paul VI. nannte. Um deutlich zu machen, dass Kardinal Luciani das Erbe von Johannes' XXIII. und Pauls VI. fortführen will, nannte sich der neue Papst: Johannes Paul I., und sein Nachfolger, Kardinal Karol Wojtila, nannte sich Papst Johannes Paul II. Man muß wohl im Rückblick diese vier Päpste als Einheit sehen.

Kardinal Ratzinger nennt sich Benedikt XVI. und gibt damit schon mit seiner Namensgebung ein Zeichen; er will einen neuen Akzent setzen. Wie nach dem Tod von Papst Pius XII. dachte man auch nach dem Tod von Johannes Paul II.: Wer kann das große Erbe Johannes Pauls II., der dem Papsttum auf der Welt zu einer großen Anerkennung geführt hat, fortführen? Ähnlich wie Johannes XXIII. alleinig durch sein gütiges Dasein die Menschen überzeugte, ist es auch bei Papst Benedikt XVI. Es kommen mehr Menschen nach Rom wie je zuvor.

Als sich Kardinal Joseph Ratzinger nach seiner Wahl Benedikt XVI. nannte, wurde das als ein deutliches Zeichen für den Frieden verstanden, weil er sich damit bewusst auch in die Tradition des Friedenspapstes Benedikt XV. stellte. Benedikt XV., bürgerlich Giacomo della Chiesa (geb. am 21. November 1854 in Genua; gestorben am 22. Januar 1922 in Rom) war Papst von 1914 bis 1922. Auf Grund seines engagierten Auftretens gegen den Ersten Weltkrieg wurde er als Friedenspapst bekannt. (Anmerkung: Als Kenner der päpstlichen Tiara darf ich anfügen: Papst Benedikt XV. hat die Tiara außer bei der Krönung nie mehr getragen).

In seiner ersten Friedensbotschaft "In der Wahrheit liegt der Friede" vom 1. Jänner 2006 bestätigte Benedikt XVI. ausdrücklich diese Interpretation seiner Namenswahl: "Der Name Benedikt selbst, den ich am Tag meiner Wahl auf den Stuhl Petri angenommen habe, weist auf meinen überzeugten Einsatz für den Frieden hin. Ich wollte mich nämlich sowohl auf den heiligen Patron Europas, den geistigen Urheber einer Frieden stiftenden Zivilisation im gesamten Kontinent, als auch auf Papst Benedikt XV. beziehen, der den Ersten Weltkrieg als ein 'unnötiges Blutbad' ... verurteilte und sich dafür einsetzte, dass die über-geordneten Gründe für den Frieden von allen anerkannt würden" (Nr. 2).

Das erste Rundschreiben "Uni primum" erließ Benedikt XV. wenige Tage nach seinem Amtsantritt. Im Jahre 1915 wendet er sich erneut in seiner Exhortatio mit drastischen Worten an die kriegführenden Nationen. In einer Exhortatio gegen den Krieg vom 28. Juli 1915 bezeichnete Benedikt XV. den Krieg als „grauenhafte Schlächterei“ („orrenda carneficina“): „Im heiligen Namen Gottes, unseres himmlischen Vaters und Herrn, um des gesegneten Blutes Jesu willen, welches der Preis der menschlichen Erlösung gewesen, beschwören wir Euch, die ihr von der göttlichen Vorsehung zur Regierung der kriegsführenden Nationen bestellt seid, diesem fürchterlichen Morden, das nunmehr seit einem Jahr Europa entehrt, endlich ein Ziel zu setzen. Es ist Bruderblut, das zu Lande und zur See vergossen wird. Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen besät. Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung für Frieden und Krieg. Höret auf Unsere Bitte, auf die väterliche Stimme des Vikars des ewigen und höchsten Richters, dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen. Die Fülle der Reichtümer, mit denen Gott der Schöpfer die Euch unterstellten Länder ausgestattet hat, erlauben Euch gewiss die Fortsetzung des Kampfes. Aber um was für einen Preis? Darauf mögen die Tausende junger Menschenleben antworten, die alltäglich auf den Schlachtfeldern erlöschen“.

Wenn Papst Benedikt XV. der Friedenspapst genannt wurde, so muss man wohl bei Papst Benedikt XVI. auch sein Engagement für die Einheit der Kirche, für den Frieden in der Kirche sehen. Man kann Gott nur bitten, dass Papst Benedikt XVI. wegen seines Mühens um die Einheit der Kirche als Friedenspapst eingehen wird, in seinen Bemühungen um die Ostkirche, Anglikaner, Piusbruderschaft usw. Noch nie hat sich so viel bewegt, was die Einheit der Kirche anbelangt, wie heute.

Papst Benedikt XVI. wies bei seiner Namensgebung ausdrücklich auf den heiligen Benedikt (= "der Gesegnete"), den Patron Europas, den geistigen Urheber einer Frieden stiftenden Zivilisation auf dem ganzen Kontinent hin. Möge Papst Benedikt XVI. für die Kirche der sein, was sein Name sagt: "der Gesegnete", wie damals der Hl. Benedikt.

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