Aus evangelischer Sicht: Ökumenebegegnung mit Papst Benedikt XVI.

7. November 2011 in Deutschland


Evangelischer Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider vermisste in Erfurt die Ermutigung zur ökumenischen Weiterarbeit.


Magdeburg (kath.net/idea) Zwiespältige Eindrücke hat das jüngste Treffen mit dem Papst beim EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), hinterlassen.

Einerseits sei die nichtöffentliche Begegnung mit evangelischen Kirchenvertretern am 23. September im Erfurter Augustinerkloster von „geschwisterlichem Geist“ geprägt gewesen.

Andererseits habe die Predigt von Benedikt XVI. im öffentlichen Gottesdienst viele ökumenisch engagierte Menschen enttäuscht, sagte Schneider im Ratsbericht, den er am 6. November vor der EKD-Synode in Magdeburg vortrug.

Bei der Begegnung hinter verschlossenen Türen habe der Papst die lebenslange Suche des Reformators Martin Luther (1483-1546) nach einem gnädigen Gott gewürdigt und die ökumenische Gemeinsamkeit in der Ausrichtung auf Christus betont.

Zu Irritationen geführt habe hingegen die Aussage des Papstes im Gottesdienst, dass er keine ökumenischen „Gastgeschenke“ zu verteilen habe. Schneider: „Gastgeschenke hat niemand erwartet, wohl aber inhaltliche Impulse. Konkrete und ermutigende Anstöße für die ökumenisch-theologische Weiterarbeit in den Fragen des Amts- und Kirchenverständnisses blieben aus.“

Besondere Kritik übte Schneider daran, dass der Papst die theologischen Gespräche mit politischen Verhandlungen verglichen habe. Dies gehe an der Haltung der reformatorischen Kirchen vorbei: „Uns geht es um das rechte Verständnis der Schrift und Lehre und damit um die konkrete Wahrheit des Evangeliums, wenn wir ökumenische Gespräche führen.“

Schneider wehrte sich auch gegen die Warnung vor einer „Verweltlichung“ der Kirche. Gott sei in Christus zur Welt gekommen: „Deshalb leben wir unseren christlichen Glauben nicht weltfremd und nicht weltflüchtig, sondern weltverantwortlich und weltdurchdringend.“

Positiv wertete der Ratsvorsitzende die „theologische Grundtonart“ des Papstbesuches: „Vergesst Gott nicht!“

Die Gottesfrage bleibe „die Kernfrage reformatorischen Glaubens“. Schneiders Fazit: „Wir lassen uns nicht beirren; wir werden die in den letzten Jahren gewachsenen vertrauensvollen ökumenischen Beziehungen weiter pflegen und beharrlich bei unserer ökumenischen Ausrichtung bleiben.“

Der EKD-Ratsvorsitzende lud die Katholiken ein, das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017 mitzufeiern.

Foto: Nikolaus Schneider mit Papst Benedikt.

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