13. November 2011 in Österreich
Angelo Kardinal Amato verlas Seligsprechungsdekret - Bischof Scheuer: "Lampert lässt sich nicht bewundern, ohne zugleich Frage an das eigene Leben zu richten".
Feldkirch (www.kath.net/ KAP)
Das Wirken und Leben des von den Nazis ermordeten Provikars Carl Lampert (1894-1944) hat der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer Sonntagnachmittag bei der Seligsprechung Lamperts in Dornbirn betont. Lampert sei für die Rechte der Kirche eingetreten "in einer Zeit, in der das Recht gebeugt wurde" und in der "Menschenrechte durch das Recht des Stärkeren" ersetztet wurden. "Und er ist selbst Oper des Unrechts, der Tyrannei und der Willkür geworden", sagte der Bischof. "Er ist wegen seines Eintretens für Recht und Gerechtigkeit Willen verfolgt und hingerichtet worden."
Das Seligsprechungsdekret verlas der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Angelo Kardinal Amato, in der Pfarrkirche Dornbirn-St. Martin. Hier hatte Lampert zwölf Jahre lang als Kaplan gewirkt.
Die Seligsprechung Lamperts sei "Krisis, Gericht für gegenwärtige Lebens- und Glaubensstile", betonte Bischof Scheuer in seiner Predigt. "Carl Lampert lässt sich nicht einfach bewundern, ohne zugleich die Frage an das eigene Leben zu richten: Und was ist mit dir? Wie hälst du es mit den Opfern? Wie ernsthaft stellt sich die Frage, ob es in deinem Leben etwas gibt, das groß genug ist, um dafür zu sterben?"
Lampert sei ein "von Jesus Angesprochener und Angeschauter". Dies sei "Quelle seiner Kraft des Widerstands", Basis für sein Durchhalten in der Folter und "für seine Treue in Leiden und Tod" gewesen, so der Innsbrucker Bischof. Er zitierte auch aus Briefen und Vernehmungsprotokollen Lamperts. So habe der Provikar bei seiner Verhandlung auf die Frage, ob er das Evangelium oder Hitlers Buch "Mein Kampf" höher schätze, geantwortet: "Das Evangelium ist das Wort Gottes und verkündet die Liebe. Das Buch des Herrn Hitler ist das Werk eines Menschen und predigt nur Hass."
Die Seligsprechung Lamperts sei "nur unter den Vorzeichen des Verzeihens, der Versöhnung, Entgiftung und Entfeindung recht zu verstehen". Mit der Seligsprechung drücke die Kirche ihre Glaubensüberzeugung aus, dass "die Armen nicht in alle Ewigkeit arm, die Vergessenen nicht für immer vergessen, die Toten nicht in alle Ewigkeit tot" seien.
In Seligpreisungen gebe Jesus Hoffnung: "Insofern sind die Seligpreisungen eine 'Magna charta' gegen die Resignation und gegen die Hoffnungslosigkeit", betonte Scheuer. Gegen den Tod bezeugten Seligpreisungen Gott als "den schöpferischen Ursprung des Lebens" und setzten die Hoffnung frei, "dass uns am Ende nicht das Nichts erwartet, sondern die schöpferische Liebe dessen, der uns erschaffen hat".
Schweigeminute als Auftakt
Rund 2.000 Teilnehmer waren zur Seligsprechung nach Dornbirn gekommen. Darunter waren auch mehr als 31 Bischöfe oder bischöfliche Vertreter aus dem In- und Ausland erwartet worden. Die Menschen wurden im Gotteshaus sowie einem Zelt vor der Kirche untergebracht. Per Videoübertragung konnte die Messe auch in der Franziskanerkirche mitgefeiert werden. Der Gottesdienst wurde auch live in "ORF III" übertragen.
Den Auftakt zur Seligsprechungsmesse bildete eine Schweigeminute, die zur Hinrichtungsstunde Carl Lamperts am 13. November 1944 um 16 Uhr eingelegt worden war. Danach läuteten alle Kirchenglocken in ganz Vorarlberg und an Lamperts Todesort im deutschen Halle an der Saale.
Die eigentliche Seligsprechung erfolgte zu Beginn der Messfeier. Nachdem der Feldkircher Diözesanbischof Elmar Fischer formell die Seligsprechung Lamperts erbeten hatte, verlas der päpstliche Gesandte Kardinal Amato das Seligsprechungsdekret.
Ranghöchster von Nazis ermordeter Priester
Carl Lampert ist der ranghöchste Priester Österreichs, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde. 1894 in Vorarlberg geboren, war der Provikar ab 1939 als Stellvertreter von Bischof Paulus Rusch für die kirchliche Verwaltung des Tiroler Teils der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch verantwortlich. Lampert trat mutig gegen das NS-Regime auf. 1941 wurde Lampert "gauverwiesen" und nach Stettin verbannt, wo ihn ein Gestapo-Spitzel in eine angebliche Spionage-Affäre verwickelte. Am 13. November 1944 wurde der Provikar in Halle an der Saale enthauptet.
Das Seligsprechungsverfahren für Carl Lampert war 1998 eingeleitet worden. Ende Juni 2011 erkannte Papst Benedikt XVI. das Martyrium Lamperts an. Der zukünftige kirchliche Gedenktag für den Seligen ist der 13. November.
Zur Seligsprechung waren Gruppen mit Gläubigen aus allen Diözesen gekommen, in denen Carl Lampert gewirkt und als Gefangener gelitten hatte. Erwartet worden waren z. B. auch der polnische Erzbischof Andrzej Dziega von Stettin und der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich.
Neben den Bischöfen Fischer und Scheuer waren auch die Bischöfe Alois Kothgasser (Salzburg), Egon Kapellari (Graz), Klaus Küng (St. Pölten), Franz Scharl (Wien) und Andreas Laun (Salzburg) angekündigt. Ebenso waren der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, sowie die Altbischöfe Georg Eder (Salzburg) und Maximilian Aichern (Linz) in Dornbirn erwartet worden.
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