24. September 2002 in Aktuelles
Menschenfurcht ablegen! Ein Kommentar von Christa Meves"Es ist unbeschreiblich, mit welch besserwisserischer Intoleranz ganze Mehrheiten des öffentlichen Lebens über die Jonasse der Moderne herfallen"
Wer aufmerksam den Gang der Dinge beobachtet, erkennt, wie notwendig einegrundlegende Neuausrichtung ist. Nur - von wo soll sie ausgehen? Imfolgenden ein Plädoyer für die Bereitschaft jedes einzelnen, gegen den Stromzu schwimmen.
Das wurde schließlich den sorglosesten Beschwichtigern klar: Es handeltesich nicht um einige heftige Wärmegewitter: Es waren Orkane, ihnen folgtenprasselnde, unaufhörlich herabschießende Regenwände - Sintflut. "GottesZorn", stellt meine osteuropäische Helferin in die krachenden Donnerschlägehinein schicksalsgelassen fest; und später, als der Regen nicht wiederaufhören will: "Und nun weinen die Engel." "Worüber?" frage ich verblüfft,"über die Mengen an getöteten Kindern im Mutterleib," meint sie, "über dieOpfer aller von bösen Menschen Geschlachteten ..."
Die befragten Experten haben andere Deutungen parat: "Der Treibhauseffektverursacht Klimaveränderungen." Aber auch diese Erklärung enthält eineAnklage: Das unheimliche Unglück hat in der Tat etwas mit menschlichenGrenzüberschreitungen und Fehlverhalten zu tun. Die dramatischen Ereignisseder letzten Zeit sind dafür wirklich Zeichen.
Aber bei aller Fürchterlichkeit der Ereignisse gibt es einen kleinenLichtblick: Ein Innehalten der Menschen, eine Neigung zum Zusammenhaltkristallisiert sich heraus. Helfer strömen heran. Im wahrsten Sinne desWortes versuchen viele in Form von Sandsäcken einer die Last des anderen zutragen.
Es keimt fast durch den süßen egoistischen Wohlstandsbrei hindurch so etwaswie Normalität auf: Natürliche Mitmenschlichkeit, Solidarität,Hilfsbereitschaft - ausgelöst durch Not.
"Gib uns ein Zeichen," wurde Christus von den Juden gebeten. Sie hofftenwohl auf eine umwerfende Bestätigung des Eingreifen Gottes. Dabei standensie mitten im Zentrum genau dieses Geschehens. Und so erwidert Er ihnen fastgrimmig: "Euch steht allenfalls das Zeichen des Jona zu."
Das Zeichen des Jona: ein völlig unbedeutender, schlichter Mann renntplötzlich durch die durch und durch sündige Stadt Ninive und ruft seltsameindringlich und erschütternd: "Noch 40 Tage und Ninive wird untergehen!"
Sollte das nicht für uns heute ebenfalls gelten? Wer das erkennt, muß dersich nicht aufmachen wie Jona? Keine Ausreden bitte: Jona hatte kein Seminarder Redekunst besucht, sich nicht bereits als Prediger in der Wüsteausgewiesen. Er hatte nur eins: die Gefahr gespürt, und er war unruhiggeworden. Aber er dachte, Gott könne ihn, den Mann aus dem Volk, doch wohlnicht gemeint haben. Begreiflich, daß er wegzulaufen versuchte; wer willsich schon so ohne weiteres der Lächerlichkeit preisgeben?
Genau das ist unsere Situation heute - und wir, die wir nicht nur Gespür fürdas Unheimliche dieser Zeichen, sondern gleichzeitig Ehrfurcht undGottesfurcht kennen, genau wir sind gemeint.
Wie? Was sollten wir schon tun können? Mehr, als wir glauben; denn zunächstgilt es zu wagen, die Menschenfurcht abzulegen und den Mund aufzutun!
Tapfere Leute dieser Art unter den Laien, unter den Priestern und Bischöfengibt es heute zwar in nicht unerheblicher Zahl, aber sie haben einen enormschweren Stand. Es wäre viel wert, mit ihnen zusammenzurücken undgewissermaßen einen mahnenden Chor zu bilden. Aber ach, wie schwer tun wiruns damit! Denn dann werden wir geradezu auf Knopfdruck genausodiskriminiert wie sie.
"Der Bischof Dyba?" "Das ist doch ein Holzklotz!" "Die AuerbacherSchwestern?" "Die haben's womöglich mit dem Engelwerk." "Der Pater OttoMaier?" "Der treibt's zu weit!" "Was - der Ratzinger stellt sich hinter dieAyatolla-Christen?"
Es ist unbeschreiblich, mit welch besserwisserischer Intoleranz ganzeMehrheiten des öffentlichen Lebens über die Jonasse der Moderne herfallenund sie so in die Ecke drängen, daß ihr Rufen kaum noch gehört werden kann.Man denkt gar nicht daran, ihnen in den elektronischen Medien Raum zu geben.Allenfalls zur Buh-Mann-Rolle werden sie zu Talk-Shows eingeladen, hämischden Claqueuren preisgegeben. Auch das ist ein Zeichen, und zwar dafür, daßder Teufel in der Tat in unserer Gesellschaft umhergeht wie ein brüllenderLöwe.
Aber das darf uns nicht scheren! Das Wort Erfolg kommt in der Bibel nichtvor. Wenn wir davon erfaßt sind, was die Stunde heute geschlagen hat, müssenwir uns aufmachen und tun, was in unseren Kräften steht. Es ist Zeit, eigenePläne und Ziele zurückzustellen, sich in die Reihe der Wachgewordeneneinzufügen.
Allerdings hat jeder für seinen Jona-Auftrag verschiedene Begabungen, wiePaulus uns bereits ins Stammbuch geschrieben hat. Es gibt ungezählteMöglichkeiten einzugreifen und mitzumachen: Mitglied werden in Verbänden, inLebensrechtsgruppen, in solchen, die sich für die Familie einsetzen,ehrenamtliche Aufgaben in solchen Vereinigungen übernehmen. Leserbriefeschreiben, bei den Medien gegen schweinische, indoktrinierende undblasphemische Sendungen lautstark protestieren, die Publikationen negativerFolgen des sündhaften Lebenswandels sammeln und in die Öffentlichkeiteinschleusen.
Auch das Internet läßt sich da einsetzen: Mit Hilfe von Links, mit demAufdecken skandalöser Verführungen, mit Protesten gegen verlogeneDiffamierungen.
Es gibt bei uns Foren völlig klarsichtiger Zeitungen und Zeitschriften.Hinter diesen Publikationen stehen Redakteure, die es bewußt um der Wahrheitwillen auf sich genommen haben, standzuhalten und den Preis zu zahlen: Vonder Anerkennung durch die Mächtigen der Welt ausgeschlossen zu sein. Siesind deshalb genötigt, auf kleiner Flamme zu kochen, weil die Welt sie nichtsubventioniert. Diese Unternehmen zu unterstützen, sie zu abonnieren, sichlobend hinter sie zu stellen, sie verbreiten zu helfen oder gar im eigenenTestament als Erben einzusetzen, gehört zum bewußten Aufbruch der Christen.
Wichtig ist es auch, selbst neue Vereinigungen ins Leben zu rufen:Christliche Mütter- und Hausfrauenverbände, "Bürger fragen Journalisten",Zusammenschluß christlicher Väter. Auch unser Verein: Verantwortung für dieFamilie e.V. setzt sich für die christliche Lebensgestaltung und für denErhalt der Familie ein - ohne viel Propaganda, ohne Beitragsforderungen, miteinem beglückenden, geradezu unfaßbar großen Zulauf.
Wir haben gewiß nicht mehr viel Zeit! Es ist unendlich wichtig, daß wir unsnicht scheuen, die negativen Folgen des atheistischen Lebensstils zubenennen, die als eklatanter Niedergang dort bereits sichtbar geworden sind,wo man Gott für tot erklärt und selbstgemachte Paradiese zu errichtenversucht hat. Atheistische Wirtschaft führt in den Ruin, Sex um seinerselbst willen führt zu Unfruchtbarkeit und zum Aussterben der entsprechendenGesellschaft, alleingelassene Kinder rächen sich durch Verwahrlosung undKriminalität. Die Ergebnisse liegen eindeutig auf dem Tisch, nur die geistigblind gewordene Menschheit möchte es nicht erkennen, weil sie dann denschützenden Schoß der Mehrheit verlassen und sich der Diffamierung aussetzenmüßte.
Glücklicherweise sind noch lange nicht alle Menschen ohne Orientierung. Vielintensives Christentum sprießt in versteckten Zirkeln. Noch können wir denPolitikern ungeschützt ihre Unterlassungssünden mitteilen, noch können wiruns gegen die Verunglimpfungen Gottes zur Wehr setzen. Aber es kommt jetztin später Stunde darauf an, daß wir das Öl in unseren Lampen parat haltenund sie in der Verdüsterung unseres Lebens so machtvoll schwenken, daß sichdie Mitläufer den Schlaf aus den Augen reiben müssen.
Jetzt kommt es auf jeden von uns Christen an!
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