29. November 2011 in Österreich
Nach Vorwürfen wegen angeblicher Ausbeutung und Kurpfuscherei kündigt Unternehmensleitung umfassende Untersuchung an
Linz-Wien (kath.net/KAP) Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen gegen das Kurhaus der Barmherzigen Brüder in Schärding hat die Ordensleitung nun betont, man sei um "rascheste" Aufklärung bemüht. Es seien "Gespräche vor Ort in Schärding" und eine "umfassende Prüfung der Unterlagen" geplant, erklärten die Barmherzigen Brüder in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" am Dienstag. Unterdessen läuft laut dem Gesamtleiter der Barmherzigen Brüder Österreich, Direktor Adolf Inzinger, der Normalbetrieb im Kurhaus vorerst weiter.
Medien - allen voran die Tageszeitung "Kurier" - hatten von angeblicher Ausbeutung indischer Masseure, Geldwäsche und Kurpfuscherei im Kurhaus berichtet. Dass es zu Unregelmäßigkeiten im Kurhaus gekommen ist, habe Direktor Inzinger bereits bestätigt, hieß es in der Stellungnahme vom Dienstag. "Diese beziehen sich vor allem auf eine bis Sommer 2011 der in Wien ansässigen Unternehmensleitung nicht bekannte Nebenbuchhaltung."
Der Orden wies darauf hin, dass der bisherige Kurhausleiter im heurigen Juli abgesetzt wurde. Der neue Leiter werde mit 1. Jänner 2012 seinen Dienst antreten. Inzinger hatte in einer ersten Reaktion betont, dass die Gehälter indischer Mitarbeiter immer zur Gänze der Lohnsteuer und der Sozialversicherung unterzogen worden seien. In der Vergangenheit sei als Ausgleich für Kost und Logis ein Teil des Netto-Gehalts einbehalten worden: "Diese Art der Abrechnung wurde inzwischen umgestellt, wird aber rückwirkend nochmals einer inhaltlichen Prüfung unterzogen, um Differenzen auszuschließen", betonten die Barmherzigen Brüder. Heute würden die indischen Mitarbeiter ihren Lohn voll ausbezahlt bekommen und ihre Aufwendungen selbst begleichen.
Medien berichteten auch von einer Mitarbeiterin, die sich als Ärztin ausgegeben haben soll. Dem widersprachen die Barmherzigen Brüder: Die Frau habe sich bei Studienaufenthalten in China eine fundierte Ausbildung in traditioneller chinesischer Medizin (TCM) angeeignet, sei jedoch "zu keinem Zeitpunkt" als Ärztin aufgetreten. "Es ist richtig, dass es ihr in Österreich nicht gestattet ist, ihr Wissen und Know-how in Bezug auf Akkupunktur anzuwenden - im Nachbarland Bayern, auf der anderen Seite des Inns, wäre dies jedoch problemlos möglich", hieß es in der Stellungnahme.
2011 mit Nächtigungsrekord
Direktor Inzinger betonte, der Betrieb des Kurhauses in Schärding laufe "normal weiter". Er zeigte sich erfreut, dass es 2011 einen Nächtigungsrekord geben wird. Erstmals in der Geschichte des Hauses werde die Nächtigungszahl von 30.000 überschritten werden, hieß es.
Das kommende Jahr wird in Schärding dem "120. Kneipp-Jubiläum" gewidmet. Die Planungen dafür sind laut den Barmherzigen Brüdern bereits voll im Gange. Auch die weiteren Standbeine des Gesundheitszentrums - Ayurveda, TCM und Basenfasten - würden ausgebaut. Dabei lege man Wert auf Qualität und Ausbildung der Mitarbeiter, wurde betont.
Grundsatz Hospitalität
Der Orden der Barmherzigen Brüder beruht auf dem Grundsatz der Hospitalität, der "christlichen Gastfreundschaft". Der Orden wiesen daraufhin, dass sich sämtliche ihrer Einrichtungen daran orientierten. Besonders gelte dies für die Versorgung von Armen, Kranken und Personen ohne Versicherung, die kostenlos behandelt werden.
In den österreichweiten Einrichtungen der Barmherzigen Brüder betreuen rund 6.000 Mitarbeiter jährlich mehr als 128.000 stationäre Patienten, "das entspricht einer Leistung von über einer Million Pflegetagen", hieß es in der Stellungnahme.
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