18. Jänner 2012 in Deutschland
Die Aufregung um das Schreibverbot für Stadtpfarrer Oblinger weitet sich aus: Bischof Zdarsa möchte, dass Texte von Pfarrer Oblinger ab sofort vom Ordinariat gegengelesen werden - Forum Deutscher Katholiken und Martin Lohmann üben Kritik
Augsburg (kath.net)
Im Bistum Augsburg gibt es weiterhin Aufregung rund um das Schreibverbot für den Stadtpfarrer von Ichenhausen (Kreis Günzburg), Georg Alois Oblinger. Dieser hat von seinem Bischof ein Schreibverbot für die Wochenzeitung "Junge Freiheit" bekommen. Jetzt stellt sich heraus, dass Oblinger im Prinzip ein generelles Schreibverbot auferlegt bekam.
Wie KATH.NET erfahren konnte, könne Oblinger zwar Artikel schreiben, diese müssen aber ab sofort vorher vom Ordinariat Augsburg abgesegnet werden. Zuvor hieß es noch in der "Augsburger Allgemeinen", dass der Bischof zwar das journalistische Engagement des Ichenhausener Stadtpfarrers schätze, jedoch nicht in der "Jungen Freiheit", erläuterte der Sprecher des Bistums, Markus Kremser.
Was konkret das Bistum an Oblinger auszusetzen hat, ist nach wie vor unklar. In seinen Beiträgen bei der "Jungen Freiheit" ist offensichtlich nichts Anstößiges zu finden. KATH.NET hat das Bistum angefragt und wird weiter berichten.
Der Vorsitzende des Forums Deutscher Katholiken, Hubert Gindert, rief Bischof Zdarsa auf, seine Entscheidung nochmals zu überdenken. Die Vorgehensweise des Ordinariats ist mir unverständlich. Die Kirche müßte Pfarrer Oblinger dankbar sein, daß er in einer Reihe von Artikeln zu gesellschaftlichen und religiösen Themen aus katholischer Sicht klar Stellung bezogen hat, sagte Gindert der "Jungen Freiheit". Er gehe davon aus, daß der Bischof in dem konkreten Fall nicht richtig beraten worden sei.
Kritik an der Entscheidung des Bischofs äußerte auch der Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU, Martin Lohmann. Ich vermute ein eklatantes Mißverständnis und vielleicht eine zugelassene Unkenntnis, wenn einem profilierten und begabten Geistlichen die Feder verboten werden soll, sagte Lohmann der JF.
Es sei bedenklich und höchst unfair, wenn konservative Überzeugungen fahrlässig als "rechts" bezeichnet würden, um damit einen undemokratischen Geruch zu verbreiten, kritisierte der Publizist. Wirklich konservatives Denken sei aufgeschlossenes Denken und habe nichts mit rechts zu tun: Ich halte es da gerne mit einem Vordenker der Aufklärung namens Voltaire, der einmal sagte, er werde gegen die andere Meinung eines anderen kämpfen, aber noch mehr werde er dafür kämpfen, daß dieser seine Meinung äußern darf.
Ihre Meinung zur Zensur im Bistum Augsburg? Jetzt auf KATH.NET-Facebook mitdiskutieren
© 2012 www.kath.net