Maulkorb für Lehramtstreue, Laissez-faire für 'Reformer'

20. Jänner 2012 in Deutschland


Wurde denn einer der 200 Priester und Theologen, welche das Memorandum unterschrieben haben, von seinem Bischof reglementiert? Ein Kath.Net-Kommentar von Gabriele Kuby zum Maulkorb für Pfarrer Oblinger im Bistum Augsburg


Augsburg (kath.net) Pfarrer Georg Alois Oblinger darf nicht mehr in der „Jungen Freiheit“ (JF) schreiben und muss in Zukunft für alles, was er schreibt, ein nihil obstat im Ordinariat einholen. So die Weisung seines Bischofs Konrad Zdarsa.

Pfarrer Oblinger ist römisch-katholisch und stellt seine intellektuellen Gaben, seine breiten Interessen und seine Fähigkeit, gut zu schreiben, in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums in den Medien. Man würde denken, das müsste für seinen Bischof ein Grund zur Freude, Anerkennung und Bestärkung des Pfarrers sein. Aber nein, es ist ein Grund, ihm einen Maulkorb umzuhängen.

Pfarrer Oblinger ist nicht der einzige engagierte Katholik, welcher in der Jungen Freiheit schreibt. Auch ich habe in der JF geschrieben und werde es wieder tun, außerdem Pater Ockenfels, Jürgen Liminski, Mechthild Löhr, Johanna Gräfin von Westphalen und der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis. Wir alle kämpfen für die katholische Sache in einer Gesellschaft, in der die Katholische Kirche, an innerer Auszehrung leidend, zunehmend unfähig wird, Menschen zu binden und auf die Gesellschaft Einfluss zu nehmen.

Das bischöfliche Verbot für Pfr. Oblinger, in der JF zu schreiben, betrifft auch uns, betrifft auch mich. Ich kann es mir nur damit erklären, dass der Bischof, durch welche Beratung auch immer, der Diskriminierung der JF als „rechtsradikal“ erlegen ist. Wer die Zeitung liest, wird aber feststellen, dass es sich um ein konservatives Medium hoher Qualität handelt, welches in einer linkslastigen Medienlandschaft die Meinungspluralität in der freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung aufrecht erhält. Darüber hinaus hat die Junge Freiheit – im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Medien – eine kirchenfreundliche Haltung.

Auf Nachfrage, warum dieses Verbot erteilt worden sei, sagte der Pressesprecher Markus Kremser der Autorin: „Das ist eine Personalangelegenheit. Darüber geben wir keine Auskunft.“ Diese „Personalangelegenheit“ wird umso unverständlicher, als der Pressesprecher zugleich konzedierte, die Junge Freiheit stehe auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung. Wenn man bedenkt, dass die Bischöfe bereit sind, säkularen Institutionen im Kontext des Generalverdachts des sexuellen Missbrauchs sämtliche Personalakten ihrer Priester zur Verfügung zu stellen, ja sogar die bischöflichen Geheimarchive zu öffnen, dann nimmt es Wunder, dass der Öffentlichkeit eine Begründung dieser Entscheidung verweigert wird.

Der Maulkorb für Pfarrer Oblinger beschränkt sich aber nicht auf das Verbot, in der JF zu schreiben. Auf Nachfrage, ob es richtig sei, dass der Pfarrer nun jeden Artikel im Ordinariat vorlegen müsse, war die ausweichende Antwort, man schätze die Artikel in der Tagespost – ja auch in PUR – es gehe mehr um den Umfang der publizistischen Tätigkeit.

Frage: Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass Pfr. Oblinger seine Pflichten als Gemeindepfarrer vernachlässigt, so dass man im Interesse der Seelsorge seine wertvolle publizistische Tätigkeit kontrollieren und einschränken muss? Wurde je einer der 200 Priester und Theologen, welche das Memorandum unterschrieben haben und publizistisch gegen die römisch-katholische Kirche kämpfen, von seinem Bischof reglementier?

Der Fall Oblinger zeigt wieder einmal: Es sind Kräfte innerhalb der Kirche, welche Priestern, die dem Lehramt treu sind, die Wirkungsmöglichkeiten beschneiden, aber die Kräfte, welche die Katholische Kirche um ihre Identität und damit um ihre Anziehungskraft bringen, gewähren lassen. Der Weltbild-Konzern durfte jahrelang mit Erotik, Esoterik und Okkultismus Geschäfte machen, dem Verantwortlichen wurde von den Bischöfen das volle Vertrauen ausgesprochen, und jene, die den Skandal ans Licht brachten, wurden öffentlich gerügt; auf dieser Linie liegt es, wenn ein Pfarrer, welcher den Verkündigungsauftrag in den Medien vorbildlich erfüllt, zum Schweigen gebracht wird.

Wir brauchen keinen Dialogprozess, wir brauchen Bischöfe, die bereit sind, im Namen des Herrn zu kämpfen und Fehlentscheidungen zu revidieren.

Bistum Augsburg

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Foto: (c) Gabriele Kuby


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