Kardinal Marx beklagt mangelnde Diskussionskultur in der Kirche

1. Februar 2012 in Deutschland


Der Münchner Erzbischof über steigende Anfälligkeit 'für eine schlichte Schwarz-Weiß-Rhetorik' - 'Radikale katholische Internetseiten' lese er nicht


Hamburg (kath.net/KNA) Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hält die Diskussionskultur in der katholischen Kirche für «verbesserungsfähig». Er registriere eine steigende Anfälligkeit «für eine schlichte Schwarz-Weiß-Rhetorik», kritisierte Marx in der Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag). «Man will klare Verhältnisse, so unklar die Lage oft auch ist», so der Erzbischof von München und Freising.

Radikale katholische Internetseiten lese er nicht, auch wenn diese die Debatte um den Kurs der Kirche beeinflussten, sagte Marx. Grundsätzlich halte er derlei Initiativen für wenig hilfreich. «Das permanente Kreisen um die Frage 'Wer ist der bessere Katholik?' führt nur zu Verschwörungstheorien und Schuldzuweisungen.»

Zugleich warnte der Kardinal davor, die «gute alte Zeit» zu verklären und als Maßstab für ein intaktes Glaubensleben zu nehmen. «In einem Land, wo wahrscheinlich die Kenntnis der Zehn Gebote intensiver war als heute, wo die Ehen stabiler waren, wo der Kirchenbesuch erheblich über unserem heutigen lag, ist der größte Zivilisationsbruch aller Zeiten passiert», sagte Marx mit Blick auf Nationalsozialismus und Holocaust im Deutschland der 1930er- und 1940er-Jahre.

KATH.NET-Interview mit Kardinal Marx



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