4. Februar 2012 in Deutschland
Ein Kölner Schneider fertigt Woelkis Kardinalskleidung. Von Larissa Hinz (KNA)
Köln (kath.net/KNA) Der breite Gürtel glitzert im hellen Licht. Thomas Schmitt reibt am Seidenstoff und prüft die Qualität. In seiner Schneiderei in Köln setzt eine Mitarbeiterin die letzten Stiche für das Zingulum - jene taschenbuchbreite Schärpe, die zum unverwechselbaren Bild eines Kardinals gehört. Das geistliche Accessoire soll künftig Erzbischof Rainer Maria Woelki tragen, den der Papst am 18. Februar in Rom feierlich in den Kardinalsrang erhebt. Sein kardinalsrotes neues Gewand und ein schwarzes Exemplar mit purpurfarbenen Randstreifen lässt der frühere Kölner Weihbischof an seiner alten Wirkungsstätte am Rhein fertigen.
Schon wenige Tage nach seiner Ernennung schaute Woelki bei Thomas Schmitt vorbei. Zum Maßnehmen. «Schmitt Paramente» stellt liturgische Gewänder und Priesteranzüge her. Eigentlich hatte an dem Tag die Mutter des Schneidermeisters Geburtstag. «Aber der Erzbischof geht natürlich vor.» Maßband statt Mandeltörtchen.
«Als Erzbischof Woelki mich angerufen hat, war ich doch überrascht», erzählt Schmitt. «Normalerweise gehen die Herren nach Rom und lassen sich da die Sachen machen.» Aber Woelki habe sich als treuer Kunde ganz bewusst für ihn entschieden. Für das Kölner Atelier unweit des Doms, das erst seit 1987 besteht, ist es die erste Kardinalskleidung. «Eine sehr, sehr große Ehre für uns», so der Inhaber des kleinen Betriebs, der auch liturgische Gegenstände anbietet.
Das Gewand muss sitzen. Denn auf eine Anprobe hat Woelki von vornherein verzichtet. Den Stoff besorgte Schmitt aus Italien. Auf welche Größen er zugeschnitten wurde, bleibt wie der Preis ein Geschäftsgeheimnis. Wer Woelki kennt, weiß aber, dass das Schnittmuster «dick und rund» in der Schublade bleiben konnte. Nun sticht zwischen dunklen Priesteranzügen und Soutanen auf einer Ankleide-Puppe das fast fertige, leuchtend rote Gewand hervor. Die Farbe soll an das Blut der Märtyrer erinnern.
«Wir stellen alles in eigener Werkstatt her, es wird nichts außer Haus gegeben», betont der gelernte Herrenschneider und Chef von zehn Mitarbeitern. An der roten Soutane, die als Untergewand im Gottesdienst getragen wird, hängen 33 Knöpfe - Symbol für die 33 Lebensjahre Jesu. Feine Moiree-Seide erzeugt ein Flammenmuster mit hell- und dunkelroten Schattierungen. Für das Gewand, inklusive der Mozetta, einem Cape über der Soutane, brauchen Schmitts Schneiderinnen 28 Arbeitsstunden.
Weil Schmitt der «Exzellenz Woelki» zeigen möchte, dass der Auftrag für ihn «mehr als bloß das Geschäftliche» ist, wird er zur Kreierung des dann jüngsten Kardinals im Februar nach Rom fliegen. Als Geschenk bringt er ihm eine neue Mitra mit. Die hat sich der neue Kardinal selbst ausgesucht - passend zu seinem bescheidenen Charakter. «Der Bischofshut ist sehr flach gehalten. Erzbischof Woelki mag nicht diese hohen Mitren - ich übrigens auch nicht», sagt Schmitt und lacht.
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KATH.NET-Interview mit Erzbischof Woelki nach der Papstmesse im Berliner Olympiastadion
Foto Rainer Maria Woelki: (c) Erzbistum Berlin
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