6. Februar 2012 in Kommentar
Jetzt kommt sie die berühmte Stunde des Laien! Doch vorher schlägt uns die Stunde der Wahrheit. Von Bernhard Meuser /Katholische Sonntagszeitung Augsburg
Augsburg (kath.net/Katholische Sonntagszeitung Augsburg) Im Bistum Augsburg brodelt es, die Wellen schlagen hoch. Empörung macht sich breit. In den Gremien redet man sich die Köpfe heiß, Leserbriefe werden geschrieben, Unterschriften gesammelt. Am Samstag hat unser Bischof Konrad Zdarsa sein pastorales Konzept vorgestellt und schon ist die Rede von Umbau, gar von einem Zerstörungswerk oder einem Einschnitt wie bei der Säkularisation. Viele Katholiken in der Diözese haben den Eindruck, dies sei der Abschied vom Engagement des Laien in der Kirche. Das Gegenteil ist wahr. Jetzt kommt sie die berühmte Stunde des Laien! Doch vorher schlägt uns die Stunde der Wahrheit.
Diese Wahrheit hat unser Bischof in denkbarer Klarheit auf den Punkt gebracht, nüchtern, männlich und kraftvoll, ohne Scheu vor der Mehrheitsmeinung. So, wie ein Bischof es tun muss, seinem Gewissen und der Wahrheit verpflichtet, in Einheit mit der ganzen katholischen Kirche, im Gebet und (auch das darf man sagen) in persönlichem Leiden an einer Kirche, die in vieler Hinsicht alt und bürgerlich geworden ist. Der Bischof ist nicht der Moderator von Kundenwünschen. Er ist der Nachfolger der Apostel, der Hirte, der uns an Christi statt leitet, der treue Zeuge Jesu, von ihm persönlich in seine Nähe gerufen. Sein Wort geistlich anzunehmen, ist das Gebot der Stunde. Was der Bischof verlangt, ist nicht unbillig: die heilige Eucharistie wieder in die Mitte zu stellen.
Nun haben wir einen schreienden Priestermangel in unserer Diözese. Gewiss gäbe es Provisorien und pragmatische Lösungen, dass sich eine Gemeinde auch dann am Sonntag zum Gottesdienst versammelt, wenn kein Priester mehr zur Verfügung steht. Aber es ist nicht die Wahrheit der katholischen Kirche. Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens (LG 11). Am Altar entsteht die Kirche. Indem wir den Leib Christi empfangen, werden wir zum Leib Christi. Dies und nichts anderes ruft uns der Bischof ins Gedächtnis. Wie damit umgehen? Als geistliche Leitschnur empfehle ich das 5. Kapitel der Benediktsregel, wo der große Lehrer des Glaubens an Lk 10,16, die Aussendung der Jünger, erinnert: "Wer euch hört, hört mich." (Lk 10,16), und die Folgerung zieht: Mit der Schnelligkeit, die aus der Gottesfurcht kommt, geschieht beides rasch wie in einem Augenblick: Der ergangene Befehl des Meisters und das vollbrachte Werk des Jüngers. Benedikt nennt das den guten Eifer.
Und nun, nach der Weisung unseres Bischofs, die wir mit tiefer, geistlicher Bereitschaft annehmen sollten, kann sie beginnen die Stunde der Laien. Lassen Sie uns mit Eifer, Liebe, Fantasie darangehen, dass die Dörfer geistlich nicht veröden, dass die Alten und Kranken nicht die Leidtragenden sind. Fahrgemeinschaften bilden, kleine geistliche Zellen gründen, die Heilige Schrift miteinander lesen, mit doppelter Leidenschaft beten (und Orte des Gebetes schaffen), ohne Vorurteile und Ressentiments in die neuen Gremien gehen! Das ist das Gebot der Stunde. Aus dem Schmollwinkel heraus werden wir die nächste Generation nicht für Gott gewinnen.
Dieser Beitrag erschien zuerst als Editorial in der Katholischen Sonntagszeitung Augsburg
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