Zollitsch: Weltbild-Eigner prüfen auch Stiftungslösung

1. März 2012 in Deutschland


Derzeit würden mehrere Möglichkeiten geprüft, auch eine Stiftungslösung, teilte Erzbischof Robert Zollitsch mit. Bischöfe zum Dialogprozess, 2. Vatikanum, Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testamentes


Regensburg (kath.net/KNA) Die deutschen Bischöfe halten an ihrem Beschluss fest, sich vom Weltbild-Konzern zu trennen. Derzeit würden mehrere Möglichkeiten geprüft, auch eine Stiftungslösung, teilte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung in Regensburg mit. Ein Ergebnis könne er nicht vorwegnehmen. Am Rande des Bischofstreffens informierten sich die Gesellschafter des Augsburger Medienhändlers beim Weltbild-Aufsichtsratschef, dem Münchner Generalvikar Peter Beer, über die bisher unternommenen Schritte.

Unter dem Eindruck einer öffentlichen Debatte über den Handel mit erotischen und esoterischen Produkten hatten die Eigentümer am 21. November 2011 den Verkauf des Unternehmens beschlossen und Teile des Aufsichtsrats neu besetzt. Seither sorgen sich die rund 6.500 Mitarbeiter von Weltbild um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Zum Auftakt der Vollversammlung hatte Zollitsch am Montag betont, die Bischöfe wünschten eine Lösung, die die sozialen Belange der Beschäftigten berücksichtige. - Weltbild gehört 12 deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin.

KATH.NET dokumentiert Auszüge aus der heutigen Presseerklärung der Bischöfe:

Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testamentes

Im Jahr 2005 haben die katholischen Herausgeber der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (die Deutsche, Österreichische, Schweizer Bischofskonferenz, der Erzbischof von Luxemburg sowie die Bischöfe von Bozen-Brixen und Lüttich unter Einschluss der Erzbischöfe von Straßburg und Vaduz) eine Vereinbarung über die Herausgabe der revidierten Fassung der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift getroffen. Ziel ist es, die Einheitsübersetzung einer moderaten Revision zu unterziehen. Es geht also nicht um eine Neuübersetzung, sondern um eine textkritische Aktualisierung des vorhandenen Originals. Bischof Dr. Joachim Wanke (Erfurt) hat als Vorsitzender des Bischöflichen Leitungsgremiums für die Revision der Einheitsübersetzung eine Approbationsvorlage des Neuen Testamentes vorgestellt. Die Vollversammlung hat diese Approbationsvorlage entgegen genommen. Es besteht in den kommenden Wochen die Möglichkeit, Modi zur Übersetzung und zu den redaktionellen Texten einzubringen. Der Text soll dann im Laufe des Jahres zur Approbation vorgelegt werden.

Fortgang des Gesprächsprozesses

Die Vollversammlung hat im Herbst 2010 die Durchführung eines Gesprächsprozesses beschlossen. Dieser nimmt Bezug auf das 50-jährige Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils. Mit einer Auftaktveranstaltung in Mannheim im vergangenen Jahr, zu der 300 Vertreter eingeladen waren, haben wir eine Bestandsaufnahme vorgenommen: „Im Heute glauben – wo stehen wir?“. Dabei konnte ein geistlicher Prozess in Gang gesetzt werden, der nicht im Vorfeld Beschlüsse fasst und Forderungen formuliert, sondern der offen und kritisch nach dem fragt, was die Kirche von morgen braucht. Die Ergebnisse dieser ersten großen bundesweiten Veranstaltung sind im letzten Jahr unter www.dbk.de dokumentiert worden und für jedermann einsehbar. Bei der letzten Sitzung des Ständigen Rates im Januar 2012 in Würzburg haben wir zudem eine Bestandsaufnahme der vielfältigen Initiativen in den Bistümern vorgenommen. Wir spüren bereits jetzt, dass der Prozess von vielen Katholiken auf den unterschiedlichsten Ebenen mitgetragen wird. Ein wichtiger Schritt dieses Gesprächsprozesses ist der im Mai in Mannheim stattfindende 98. Deutsche Katholikentag, der unter dem wegweisenden Motto steht: „Einen neuen Aufbruch wagen“.


Wir deutschen Bischöfe sind dem Heiligen Vater dankbar, dass er ein „Jahr des Glaubens“ ausgerufen hat, das mit dem 50. Jahrestag des Beginns des II. Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 2012 beginnt. Das „Jahr des Glaubens“ ist für uns als Kirche in Deutschland eine Ermutigung, den Weg der Kirche nach vorne zu beschreiten. Wir müssen – so habe ich es in Fulda vor anderthalb Jahren gesagt – eine hörende, eine pilgernde und dienende Kirche sein. Das „Jahr des Glaubens“, das uns der Heilige Vater schenkt, lädt dazu ein, dieses Jahr in besonderer Weise mit zu begehen. Es ist ein geistliches Geschehen, das unseren Gesprächsprozess in besonderer Weise begleiten wird.


Zum Gesprächsprozess und dem weltkirchlichen „Jahr des Glaubens“ kommt die Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Oktober dieses Jahres hinzu. Wir deutschen Bischöfe sind dankbar, dass diese Synode mit dem Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils zusammenfällt. Damit wird deutlich: Die Neuevangelisierung findet notwendigerweise auf dem Fundament des Konzils statt. In einer Art „relecture“ besinnen wir uns auf das, was das Konzil uns geschenkt hat, um es für die Zukunft der Kirche fruchtbar zu machen. Bereits im Jahr 2000 haben wir deutschen Bischöfe dazu einen wichtigen und für unsere Arbeit bis heute unverzichtbaren Impuls gegeben, als wir das Impulspapier „Missionarisch Kirche sein“ veröffentlicht haben. In diesem Dokument haben wir unseren Auftrag zur inneren und äußeren Mission unterstrichen.


In diesem Sinne geht der Gesprächsprozess auch in diesem Jahr weiter: in den Bistümern und den Gemeinden, beim Katholikentag in Mannheim, bei der Synode in Rom und mit dem Beginn des „Jahr des Glaubens“. In Fortsetzung zur Auftaktveranstaltung des Gesprächsprozesses in Mannheim vor einem Jahr wird eine zweite Veranstaltung am 14. und 15. September 2012 in Hannover stattfinden. Das Jahresthema 2012 ist die „Diakonia“. Die Veranstaltung wird unter dem Leitwort „Diakonia der Kirche – Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft“ stehen. Wir haben hier in Regensburg Inhalt und Struktur des Jahrestreffens diskutiert und werden die Details bei der nächsten Sitzung des Ständigen Rates abschließend besprechen. Unser Ziel ist es, ein Wort von Papst Johannes Paul II. in das Jahresthema der Diakonia zu integrieren. Johannes Paul II. spricht von der „Zivilisation der Liebe“ – diese wollen wir in der freien Gesellschaft verantwortet wahrnehmen. Die in Mannheim erarbeiteten Zukunftsbilder werden uns dabei helfen. Vor allem geht es darum, die gesellschaftliche Pluralität als Herausforderung der Kirche samt der Frage nach Vielfalt und Einheit des Katholischen darzustellen, diakonisches und pastorales Wirken zu vermitteln und den öffentlichen und caritativen Einsatz der Kirche zu zeigen. Mit der Veranstaltung in Hannover wollen die deutschen Bischöfe die kirchliche Verbundenheit der Teilnehmer stärken und exemplarisch Wege aufzeigen, wie das Jahresthema konkret gelebt werden kann. Außerdem geht es darum, dem gelebten Glauben ein stärkeres Profil und größere Strahlkraft zu verleihen. In diesem Sinne ist die Jahresveranstaltung darauf ausgerichtet, dem Dialog im Bereich der Diözesen und Verbände Impulse zu geben.

Die Zielsetzung des Jahresthemas habe ich in meiner Eröffnungspredigt am vergangenen Montag im Regensburger Dom deutlich gemacht: An der Liebe und am Dienst der Liebe entscheidet sich alles. Die Werke der Barmherzigkeit und Liebe, der Dienst der Nächstenliebe sind nicht fromme Zutaten in beschaulichen Stunden, sondern Ausdruck der gottgegebenen Natur. Papst Benedikt hat uns eingeladen, verstärkt den Blick zu schärfen für die Zeichen der Zeit und die Herausforderungen, vor die uns Gott stellt. Mit dem Jahresthema geht es uns darum, bewusst den Dienst von uns Christen an den Mitmenschen und an der Gesellschaft von Gott her in den Blick zu nehmen. Wir Christen leben nicht nur in dieser Welt und dieser Gesellschaft. Wir haben einen entscheidenden Auftrag in ihr. Diakonia als Dienst an der Gesellschaft trägt uns auf, unsere Welt und die Gesellschaft in der wir leben, menschlich zu gestalten. Und dies heißt: sozial, solidarisch, gerecht – getragen von Verantwortung und Sorge füreinander. Die Freiheit jedes Menschen und die freie Gesellschaft sind ein großes Geschenk. Freiheit zeichnet das Wesen des Menschen aus, sie fordert ihn heraus, verlangt aber auch Verantwortung: Verantwortung eines jeden für sich selbst, Verantwortung für den Nächsten, den Mitmenschen, Verantwortung für die Gesellschaft und damit auch in der Politik. Im Hören aufeinander dürfen wir teilhaben am Glauben des Anderen. Hier beginnt und wird realisiert, was der Heilige Vater als Neuevangelisierung bezeichnet. In unserem Gesprächsprozess, so haben wir es vergangenes Jahr in Mannheim erlebt, wird Glaube geteilt und der eigene Glaube beschenkt und bestärkt durch die Erfahrung des jeweils anderen.

50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

Die Vollversammlung hat sich noch einmal intensiv mit der Frage beschäftigt, in welcher Form das 50-jährige Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils begangen werden soll. Der Vorsitzende der Glaubenskommission (I), Karl Kardinal Lehmann, hat uns einige Überlegungen vorgestellt, die bei der Feier des Konzilsjubiläums im Blick sein sollten. Eine Befassung mit den Konzilstexten, die vielfach, auch in der Verantwortung der Bischöflichen Kommissionen, erfolgen wird, soll die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der letzten 50 Jahre nicht außer Acht lassen. Die Bischofskonferenz wird dazu einen eigenen Akzent setzen, über den wir in den kommenden Monaten beraten werden.

Publizistische Fragen

Engagement der Kirche im Bereich Medienethik/Medienkompetenz
2008 hat die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrem Studientag „Kirche und Medien“ eine Diskussion über das gewandelte Medienverhalten und die Notwendigkeit kirchlicher und medienpädagogischer Angebote geführt. Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission (IX), Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) hat zunächst an das im vergangenen Jahr veröffentlichte Kommissionspapier „Virtualität und Inszenierung – Unterwegs in der digitalen Mediengesellschaft“ erinnert. Es plädiert für einen Ausbau der Medienkompetenz als Schlüsselkompetenz im Umgang mit der digitalen Mediengesellschaft. Ziel einer umfassenden Medienkompetenz ist es, die Menschen zu einem verantwortungsvollen, bewussten und authentischen Umgang mit Medien zu befähigen. Verbesserte Medienkompetenz gilt als grundlegend für ein friedliches Zusammenleben der Menschen, denn die meisten Risiken – wie digitale Sucht, Datenmissbrauch, Gewaltverherrlichung oder Cybermobbing – sind verhaltensbasiert und lassen sich alleine durch Angebotsverbote und Einschränkungen nicht zuverlässig vermeiden. Gerade deshalb fordert das medienethische Impulspapier einen Ausbau der Medienpädagogik in den Bereichen Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit.


Die Publizistische Kommission hat außerdem eine medienethische Arbeitsgruppe eingerichtet. Sie soll Beiträge zu aktuellen medienethischen, medienpolitischen und bildungspolitischen Debatten liefern. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Vertretern des Journalismus, der Wissenschaft und des Medienrechtes sowie aus Vertretern weiterer Institutionen zusammen. Themen in den nächsten Monaten werden zum Beispiel die mediale Diskussion über den Schutz der Privatsphäre im Internet, die Berichterstattung über Selbstmorde von Kindern in Folge von Cybermobbing durch Mitschüler und das Verhältnis von Medien und Politik mit Blick auf eine ausgeprägte Skandalisierung sein.


Die hohe Nachfrage von Eltern, Lehrern und Multiplikatoren insbesondere aus dem Bildungsbereich zeigt den Bedarf an praktischer Unterstützung im Bereich Medienkompetenz. Dazu hat unter anderem die gemeinsame Jugendmedienschutztagung mit ARD und ZDF im Herbst letzten Jahres beigetragen, die die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen zur Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen sowie den Erziehungsberechtigten unterstrich.

Wir sind uns einig, dass wir als Kirche auch künftig auf den verschiedensten Ebenen wirkungsvoller auf die Veränderungen im Medienbereich reagieren müssen. Deshalb stärken wir das Angebot im Bereich kirchlicher Medienkompetenz, bündeln dieses und stärken es. So sollen die vielfältigen und professionellen Angebote zum Beispiel der diözesanen Audiovisuellen Medienstellen besser auffindbar und zugänglich gemacht werden. Mit diesem Ziel ist eine „Clearingstelle Medienkompetenz“ an der Katholischen Hochschule Mainz ad experimentum für drei Jahre eingerichtet worden. Aufgabe dieser Clearingstelle ist es, die Bestandsaufnahme der Angebote vorzunehmen, kirchliche Anbieter besser zu vernetzen und das Profil kirchlicher Medienpädagogik zu schärfen.

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Foto Erzbischof Robert Zollitsch: (c) Erzbistum Freiburg/Andreas Gerhardt


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