15. März 2012 in Österreich
Eine Diskussion der 'Wiener Kirchenreformer' setzte Breitseiten gegen das Erzbistum Köln, die jungen Priester und die Medien - Wiener Jugendseelsorger Jansen: Die Inhalte des Aufrufs zum Ungehorsam sind pastorale Verantwortung, die wir leben
Wien (kath.net)
Die Feindbilder der "Wiener Kirchenreformer" sind Kardinal Meisner, Bischof Müller, die jungen Priester und die bösen Medien. Dies ergab vor wenigen Tagen eine Podiumsdiskussion in Wien, an der unter anderem der frühere Wiener Generalvikar Helmut Schüller sowie der Wiener Jugendseelsorger und Geistliche Assistent der Wiener Hochschuljugend, Gregor Marcus Jansen, teilgenommen hatten, wie die "Tagespost" berichtet. Der Abend verlief harmonisch, die größte Kontroverse war offensichtlich, ob am "Aufruf zum Ungehorsam" überhaupt etwas Ungehorsames sei. Schüller gab dies zumindest zu, von Jansen wurde dies glatt bestritten.
Anlass für die Diskussion war die Präsentation des Sammelbandes "Risse im Fundament" vom Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück, der auch die Medien kritisierte, weil diese "innerkirchlichen Differenzen verstärken. Schüller und der aus Deutschland stammende Jansen ließen dann Breitseiten nach Deutschland los. So kritisierte der Wiener Diözesanpriester die Kölner Pfarr-Reform, die seiner Meinung nach von oben dekretiert worden sei, während man in Wien keine Reißbrettlösungen anstrebe, sondern auf verschiedene kirchliche Wirklichkeiten reagiere. Und Helmut Schüller schrieb der Erzdiözese Köln gar Hardcore-Kuren zu.
Und auch die jungen Priester im Saal nicht vertreten kamen ins Fadenkreuz der Kritik: Es sei ein Dilemma, in dem wir uns tatsächlich befinden, dass viele jüngere Kollegen uns nicht folgen wollen, klagte Schüller. Dies sei wohl eine Premiere dass die Jungen den Alten erklären, was alles nicht geht.
Jugendseelsorger Jansen, der anstelle des erkrankten Generalvikars eingesprungen war, sprach den Forderungskatalog der Pfarrer-Initiative vom Verdacht des Ungehorsams frei: Ich habe mir die sieben Punkte angeschaut und finde keinen Ungehorsam darin. Er führte weiter aus: Die Pfarrer, die ungeschaut wiederverheiratete Geschiedene von den Sakramenten ausschließen, die sind ungehorsam. Die Inhalte des Aufrufs zum Ungehorsam dagegen seien pastorale Verantwortung, die wir leben und konstruktives Weiterdenken kirchlicher Ordnungen. Den Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, lobte Jansen dafür, dass er sich nicht dazu habe drängen lassen, Kirchenstrafen zu verhängen, und damit ein großes Widerstandspotenzial gegen rechts-außen bewiesen habe. Der Gehorsam in der Kirche sei etwas Beidseitiges, meinte Jansen: Insofern sind auch die Bischöfe zum Gehorsam aufgerufen, nicht gegenüber dem Papst, sondern gegenüber dem Kirchenvolk.
Und Jansen meinte dann sogar an Helmut Schüller gewandt: Wenn wir nur das Kirchenrecht als Basis nehmen würden, was ich nicht tue, dann wäre Kardinal Schönborn genauso ungehorsam wie Du und ich. Seine Begründung dürfte noch für eine Nachdiskussion sorgen: Schönborn habe die allzu rigorosen jungen Priester aufgefordert, bei den wiederverheirateten Geschiedenen den Einzelfall genau anzusehen, und nicht pauschal zu urteilen.
Im Laufe des Abends machte sich Schüller dann auch über die bischöflichen Reaktionen auf den Aufruf lustig. Es haben manche Bischöfe den Eindruck erweckt, als wären sie mitten im Reformwerk von uns herunter gebremst worden, meinte Schüller.
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