4. April 2012 in Weltkirche
Anba Damian, koptischer Bischof in Deutschland: Christen haben vom Arabischen Frühling nicht profitiert, vielmehr haben sie das Gefühl, keinen Schutz zu genießen
Berlin (kath.net/idea) Die Christen in Ägypten fühlen sich dort nicht mehr sicher. Das berichtete der Bischof der koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian (Höxter), am 3. April vor Journalisten in Berlin.
Von den 83 Millionen Einwohnern Ägyptens sind 90 Prozent Muslime und 10 Prozent Christen, meist orthodoxe Kopten. Seit dem Sturz des Alleinherrschers Hosni Mubarak im März 2011 und den darauf folgenden blutigen Übergriffen auf Christen haben etwa 100.000 Kopten das Land verlassen.
Damian zufolge haben die koptischen Christen vom Arabischen Frühling nicht profitiert. Vielmehr hätten sie das Gefühl, in Ägypten keinen Schutz zu genießen.
Nach dem Tod des koptischen Papstes Schenuda III. (1923-2012) am 17. März benötige die koptische Kirche ein Oberhaupt, das angesichts der angespannten Lage viel Fingerspitzengefühl zeige. Der neue Patriarch soll innerhalb der nächsten sechs Monate von der Synode der Kirche per Losentscheid aus drei zuvor nominierten Kandidaten gewählt werden. Papst Schenuda III. hatte die koptisch-orthodoxe Kirche 40 Jahre geleitet und sich um den Ausgleich von Christen und Muslimen bemüht.
Europa-Abgeordneter: Christen leben in großer Angst
Der Vorsitzenden des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten im Europaparlament, Elmar Brok (CDU), sagte, dass es in Ägypten zwischen Vertretern des Militärs und der Muslimbruderschaft Machtabsprachen gebe. Zudem profitiere die Muslimbruderschaft von Großspenden aus Saudi-Arabien.
Die Christen in Ägypten lebten in großer Angst davor, dass sich in dem Land ein sunnitischer Fundamentalismus etabliere. Dies könne die Situation für Minderheiten noch dramatischer machen als zuvor. Innerhalb des Islams bilden die Sunniten die größte Glaubensrichtung.
Brok zufolge nimmt die Religionsfreiheit in Ägypten ab. Um Flucht und Auswanderung von Christen zu verhindern, binde die Europäische Union die Auszahlung von Hilfsgeldern deshalb an die Bedingung, Menschenrechte und Religionsfreiheit zu gewährleisten.
Derzeit wird Ägypten von einem Obersten Militärrat regiert. Nach den Wahlen Ende Mai könnte die Muslimbrüderschaft den neuen Präsidenten stellen. Das Motto der Muslimbrüder lautet: Der Islam ist die Lösung.
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