Der Trostpater von der Titanic

10. April 2012 in Chronik


Gedenken an Pater Peruschitz, der bei dem Schiffsunglück vor 100 Jahren sein Leben verlor. Ausstellung und Gedächtnisgottesdienst in Pfarrei Mariä Himmelfahrt Dorfen und Kloster Scheyern


Dorfen/Scheyern (kath.net/pem) Bis zuletzt harrte er bei den verzweifelten Menschen auf der sinkenden Titanic aus und spendete ihnen Trost und Beistand, bevor er mit ihnen in den Tod ging: 100 Jahre nach dem Schiffsunglück gedenken die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Dorfen und die Benediktinerabtei Heilig Kreuz in Scheyern des Dorfener Paters Joseph Peruschitz (Foto). Eine Ausstellung im Pfarrheim Mariä Himmelfahrt, Ruprechtsberg 5, zeigt vom 13. bis 29. April historische Dokumente zum Leben des Geistlichen sowie zur Schiffskatastrophe. Pfarrer Johann Eschbaumer feiert am Freitag, 20. April, um 19 Uhr in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt einen Gedenkgottesdienst für Peruschitz und die insgesamt rund 1500 Opfer des Schiffsunglücks. Im Kloster Scheyern wird die Vesper um 16.30 Uhr am Sonntag, 15. April, dem Jahrestag des Unglücks, im Gedenken an den Pater gestaltet.

Benedikt Peruschitz wurde am 21. März 1871 in Straßlach bei München geboren. Kurz darauf siedelte seine Familie nach Dorfen über, wo Peruschitz bis 1882 die Volksschule besuchte. 1893 trat er in das Noviziat des Klosters Scheyern ein und nahm den Ordensnamen Josephus an. Im Jahr seiner Profess, 1895, wurde er am 28. April in Scheyern zum Priester geweiht, seine Primiz feierte er in Dorfen. Am 10. April 1912 schiffte sich Peruschitz in Southampton auf der Titanic ein, da er in den USA den Aufbau und die Leitung eines Benediktiner-Gymnasiums übernehmen sollte. Täglich hielt er an Bord Messen für die Passagiere.

Als das Schiff in der Nacht auf den 15. April 1912 einen Eisberg rammte und versank, endete auch die Reise von Pater Peruschitz. Überlebende berichteten später, er habe sich in der dramatischen Zeit bis zum Untergang des Schiffs in bemerkenswerter Weise hervorgetan: Zusammen mit einem englischen Pater namens Byles soll er Kindern und Frauen in die Rettungsboote geholfen haben. Obwohl ihm selbst ein Platz in einem Boot angeboten wurde, habe Peruschitz mit Pater Byles bis zuletzt auf dem Schiff ausgeharrt. Der todgeweihten Menschenmenge soll er betend und segnend Trost gespendet haben. „Als das letzte Boot hinabgelassen war, sahen die Insassen dieses Bootes ganz deutlich, wie die beiden Priester den Rosenkranz vorbeteten, und hörten, wie eine große Anzahl kniender Passagiere in inbrünstigen Gebeten antworteten. Dann erloschen die Lichter der Titanic, so dass man nicht mehr sehen konnte; aber man hörte weder Jammergeschrei noch Schreckensrufe“, zitiert die Zeitschrift „America“ 1912 Augenzeugenberichte. Heute erinnert im Kreuzgang des Klosters Scheyern eine Gedenktafel an Pater Peruschitz. „Qui in nave ista Titanica pie se devovit“ ist darauf zu lesen: „Der auf diesem Schiff Titanic gottesfürchtig sein Leben hingegeben hat.“

Für die Ausstellung haben der Historische Kreis Dorfen und die Pfarrei Mariä Himmelfahrt zahlreiche Materialien zu Pater Peruschitz und der Titanic zusammengetragen. Darunter sind Dokumente, Originalfotos und Gemälde der Familie Peruschitz und von Pater Joseph sowie ein Modell und Filmausschnitte zur Titanic.

Foto Pater Joseph Peruschitz OSB: © Kloster Scheyern


© 2012 www.kath.net