25. April 2012 in Weltkirche
«Wir wünschen uns, dass die Regierung und die Islamisten uns nicht als Fremde in unserer Heimat behandeln.»
Eichstätt (kath.net/KNA) Die Kopten sind nach den Worten des ägyptischen Theologen Michael Ghattas sehr unzufrieden mit den Folgen der Revolution. Auf dem Kairoer Tahrirplatz hätten alle die gemeinsamen Ziele «Leben, Freiheit und Arbeit» gehabt, sagte Ghattas dem Magazin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt «Agora». Denn die meisten jungen Leute, egal ob Kopten oder Muslime, seien arbeitslos.
Damals habe es keine Aktionen gegen die koptische Kirche gegeben. Nun aber nutzten die Islamisten, die nicht mitgekämpft hätten, die Situation und spalteten das gemeinsame Ziel, indem sie wieder ihre Religion betonten.
Die Kopten wollten arbeiten, viele bekämen aber nicht die Chance dazu, sagte Ghattas weiter. Nur zwei Prozent der Akademiker an der Universität seien Christen. Viele Hochqualifizierte gingen nach Europa oder in die USA, wo sie bessere Möglichkeiten hätten.
«Wir wünschen uns, dass die Regierung und die Islamisten uns nicht als Fremde in unserer Heimat behandeln.» In der innerchristlichen Zusammenarbeit seien derzeit alle dogmatischen Diskussionen mit anderen Konfessionen gestoppt worden, betonte der Theologe. Auch wenn es Differenzen im Glauben gebe, würden sie aktuell nicht erörtert. Als Ägypter gelte es «tief über die Zukunft der Generationen nachzudenken».
Ghattas ist Dozent an theologischen Seminaren in Ägypten und Deutschland sowie Mitglied des Ökumenischen Rats der Kirchen in Genf.
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