18. Mai 2012 in Deutschland
Medial transportierte Aussage von Kardinal Woelki zur Homosexualität sorgt für Diskussionen - KATH.NET hat nachgefragt. Jesuit Mertes vergleicht Kirche mit Geisterfahrer und möchte, dass praktizierte Homosexualität keine Sünde mehr ist
Berlin (kath.net)
Wenn zwei Homosexuelle Verantwortung füreinander übernehmen, wenn sie dauerhaft und treu miteinander umgehen, muss man das in ähnlicher Weise sehen wie heterosexuelle Beziehungen. Dies soll der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki laut einem Bericht des Tagesspiegels am gestrigen Donnerstag bei einer Veranstaltung beim Deutschen Katholikentag in Mannheim gesagt haben. Die Aussage hatte unter anderem auf Facebook bei Katholiken für Diskussionen gesorgt. KATH.NET hat dazu beim Erzbistum Berlin nachgefragt.
Pressesprecher Stefan Förner erklärte, dass Medienberichte diese Aussagen stark gerafft haben. Es sei dem Kardinal ein Anliegen, dass Homosexuelle "nicht diskriminiert" werden.
Der Pressesprecher erklärte dann wörtlich gegenüber KATH.NET: "Kardinal Woelki hat dauerhafte homosexuelle Beziehungen, wo zwei Menschen bereit sind, ein Leben lang füreinander Verantwortung zu übernehmen, in Relation gesetzt zu heterosexuellen Beziehungen, die ja auch nicht in jedem Fall in der katholischen Ordnung sind (unverheiratet, unverbindlich, etc.). Ein Vergleich mit der sakramentalen Ehe zwischen Mann und Frau war gar nicht sein Thema".
Förner verwies dann auch auf den Katechismus (KKK 2358), wo bekanntlich stehe, dass eine "nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen" "homosexuelle Tendenzen" haben: "Also dass man nicht so tun kann, als gebe es das nicht, und dass ihnen mit Achtung zu begegnen sei, man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen".
Pressesprecher Förner erklärte abschließend gegenüber KATH.NET: Die sakramentale Ehe zwischen Mann und Frau behält ihre besondere Rolle. Anlass für eine Irritation kann ich nicht erkennen.
Bei der Veranstaltung mit Erzbischof Woelki war auch der Jesuit P. Klaus Mertes anwesend und fragte dabei, ob nicht die katholische Lehre, die praktizierte Homosexualität für Sünde hält, verändert werden müsse. Laut Tagesspiegel hat Mertes die katholische Kirche auch mit einem Geisterfahrer verglichen, nämlich mit jenem Geisterfahrer, der fragt: Wieso nur ein Geisterfahrer? Mir kommen Hunderte entgegen!
IM WORTLAUT - Der Katechismus über Homosexualität":
2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind (CDF, Erkl. Persona humana 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.
2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen haben tief sitzende homosexuelle Tendenzen. Diese Neigung, die objektiv ungeordnet ist, stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.
2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft , durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.
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