Meisner: Zusammenarbeit mit Piusbrüdern nach Einigung denkbar

18. Juni 2012 in Deutschland


Kölner Kardinal Joachim Meisner: Auch wenn in den Medien viel spekuliert wird, sind ganz offenkundig die Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft nicht abgeschlossen.


Köln (kath.net/KNA) Der Kölner Kardinal Joachim Meisner kann sich einen Einsatz der Piusbrüder in der Seelsorge langfristig vorstellen, wenn es vorher zu einer Aussöhnung kommt. Die Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft seien noch nicht abgeschlossen, betonte Meisner am Montag auf der Plattform «www.direktzumkardinal.de». Daher bitte er um Verständnis, dass er über eine Zusammenarbeit in der Seelsorge erst dann nachdenken wolle, wenn eine Wiedereingliederung wirklich gelinge. Dies setze voraus, dass die Verantwortlichen «den Glauben in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und dem Nachfolger Petri bezeugen».

Doch auch wenn dies gelingen sollte, werde für eine Zusammenarbeit erst wieder Vertrauen wachsen müssen. Meisner erinnerte an die 40 Jahre dauernde staatliche Trennung der Deutschen, die auch erst einmal eine lange Phase der Aussöhnung erfordert habe. «Vertrauen und Vertrautheit wachsen nur langsam - und auch die Wunden einer langen Auseinandersetzung brauchen Zeit zum Heilen. Wenn das alles gelingt, kann ich mir - wie bei Orden - eine gute Zusammenarbeit denken.» Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg, so der Kardinal.

Die Antwort von Kardinal Meisner im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Weber,

auch wenn in den Medien viel spekuliert wird, sind ganz offenkundig die Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft nicht abgeschlossen. Daher bitte ich um Verständnis, dass ich – meiner Lebenserfahrung folgend – nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun will, d.h. über eine etwaige Zusammenarbeit mit der Piusbruderschaft ist erst dann nachzudenken, wenn eine Wiedereingliederung wirklich gelingt, d.h. dass die Verantwortlichen den Glauben in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und dem Nachfolger Petri bezeugen.

Und auch wenn dies gelingen sollte, wird für eine Zusammenarbeit erst wieder Vertrauen wachsen müssen. Wir Deutsche haben in den vergangenen mehr als zwanzig Jahren nach der Wiedervereinigung erlebt, wie lang es dauert, Menschen nach einer langen Trennung wieder zusammen zu führen. Vertrauen und Vertrautheit wachsen nur langsam – und auch die Wunden einer langen Auseinandersetzung brauchen Zeit zum Heilen. Wenn das alles gelingt, kann ich mir – wie bei Orden – eine gute Zusammenarbeit denken. Aber wie auch immer die Gespräche mit der Piusbruderschaft ausgehen: Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Beten wir für alle, die sich um die Einheit der Kirche mühen – insbesondere auch um die Einheit mit anderen christlichen Gemeinschaften und Kirchen.

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Foto: (c) Erzbistum Köln


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