Nuntius zufrieden mit neuer Yad-Vashem-Inschrift zu Pius XII.

4. Juli 2012 in Aktuelles


Erzbischof Franco: 'Erster Schritt, um Sicht auf historische Fakten auszuweiten'


Jerusalem (kath.net/KAP) Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, ist zufrieden mit der Änderung der umstritten Informationstafel in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zur Rolle von Papst Pius XII. (Foto; 1939-1958) während der NS-Judenverfolgung. "Das ist ein erster Schritt, um die Sicht auf die historischen Fakten auszuweiten und sichtbar zu machen, welche bedeutende Rolle Pius XII. und der Heilige Stuhl damals einnahmen", sagte Franco in einem Gespräch mit Radio Vatikan. Der neue Text erscheine "neutraler", so der Nuntius, "denn bisher waren die Anschuldigungen auch sehr emotional und trugen überhaupt nicht dessen Rechnung, was die konkreten historischen Fakten sind".

Die Informationstafel war am vergangenen Sonntag geändert worden. Zwar wird Pius XII. in dem neuen Text weiter dafür gerügt, dass die Kirche nicht öffentlich für die verfolgten Juden eingetreten sei. Allerdings werden die komplexen Vorgänge differenzierter dargestellt. Zugleich kritisiert die aktualisierte Version implizit, dass der Vatikan immer noch nicht seine Archive für die historische Erforschung der fraglichen Jahre geöffnet habe.

Die alte Inschrift hatte bei ihrer Installierung 2007 für einen diplomatischen Eklat gesorgt. Nuntius Franco sagte ihretwegen seine Teilnahme an der Zeremonie zum Holocaust-Gedenktag ab. In den vergangenen fünf Jahren habe sich der Vatikan um eine Änderung der Inschrift bemüht, so Franco gegenüber Radio Vatikan.

Die Leitung von Yad Vashem hatte dazu am Sonntag erklärt, die Neufassung sei nicht auf Druck des Vatikan sondern auf Basis jüngerer Forschungsergebnisse erfolgt. Die Forschungsstätte freue sich bereits auf den Tag, an dem der Vatikan weitere historische Forschungen und damit eine neue Sicht auf die Rolle des Heiligen Stuhls ermögliche, hieß es.

"Moralisches Versagen"

In dem alten Text mit dem Titel "Papst Pius XII. und der Holocaust" hieß es: "Die Reaktion Pius XII. auf die Ermordung von Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer Kontroverse." 1933 habe Eugenio Pacelli als Kardinalstaatssekretär "aktiv den Abschluss eines Konkordates mit dem deutschen Regime betrieben", um die Rechte der deutschen Kirche zu wahren, "auch wenn dies eine Anerkennung des Nazi-Regimes bedeutet" habe. Nach seiner Papstwahl habe Pius XII. dann vorbereitete Schreiben seines Vorgängers gegen Rassismus und Antisemitismus unter Verschluss gehalten, hieß es dort weiter. Und selbst als Berichte über die Ermordung von Juden den Vatikan erreicht hätten, habe der Papst weder mündlich noch schriftlich protestiert.

Der neue Text trägt den Titel: "Der Vatikan und der Holocaust". Darin ist vermerkt, dass Pius' Vorgänger Pius XI. (1922-1939) das Konkordat abgeschlossen habe. Er betont weiter, dass Pius XII. zwar eine Erklärung der Alliierten gegen die Judenverfolgung nicht unterzeichnet habe, fügt aber hinzu, dass der Papst wenige Tage später in einer Radioansprache jene "Hunderttausenden Personen" erwähnt habe, "die ohne jede persönliche Schuld, teils nur aufgrund ihrer Nationalität oder ethnischen Herkunft, dem Tode oder dem langsamen Verfall preisgegeben" würden. Dabei, so heißt es, seien jedoch die Juden nicht ausdrücklich genannt worden. Im Fortgang spricht die neue Tafel von einem "moralischen Versagen" des Papstes.

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Pope Pius XII and the Holocaust: Yad Vashem Memorial makes changes in exhibit (Rome Reports)



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