Yad Vashem verteidigt die Inschrift zu Pius XII.

9. Juli 2012 in Chronik


Die Direktion des Museums zur Erinnerung an die Opfer der Shoah hat den polemischen Kommentar des Oberrabbiners von Rom, Riccardo Di Segni, kritisiert und entschieden die Unterstellung zurückgewiesen, die Änderung sei politisch bedingt.


Jerusalem (kath.net/Osservatore Romano) Zur Abänderung der Bildunterschrift unter dem Foto Pius XII. in Yad Vashem hat die Direktion des Museums zur Erinnerung an die Opfer der Shoah den polemischen Kommentar des Oberrabbiners von Rom, Riccardo Di Segni, kritisiert und entschieden die Unterstellung zurückgewiesen, die Änderung sei politisch bedingt. Statt dessen verteidigt sie die Entscheidung mit Nachdruck, im Namen einer größeren Klarheit und neuer historischer Informationen. Der Nachrichtenagentur Ansa zufolge hat die Museumsleitung, nachdem sie an die »weltweit anerkannte Reputation« ihrer »akademischen Integrität« erinnert hat, von »Desinformation« gesprochen und wiederholt, daß die Änderung ohne »eine wie auch immer geartete Druckausübung oder Übereinkunft mit dem Vatikan« erfolgt sei, eine Unterstellung, die »völlig unbegründet« sei.

Vielmehr sei die Aktualisierung »eine Widerspiegelung neuer Forschungsergebnisse und einer noch nicht abgeschlossenen Sammlung weiteren Informationsmaterials«, die seit 2009 den mittlerweile verstorbenen David Bankier, den ehemaligen Direktor des prestigeträchtigen Forschungsinstituts zur Shoah von Yad Vashem, bewegt hätten, nach Jerusalem zu einem internationalen historischen Seminar einzuladen, in der Absicht, das Handeln des Pacelli-Papstes während der Shoah zu vertiefen und neu zu bewerten.

Es sind gerade die Ergebnisse dieses Seminars, dessen Tagungspapiere demnächst publiziert werden, die »die Grundlage« für die neue Bildunterschrift dargestellt haben. Das Museum fügte ferner hinzu, daß auch die Bemerkungen der Museumsbesucher mit in die Entscheidung einbezogen wurden, die um Erklärungen und Präzisierungen dessen baten, was in der früheren Bildunterschrift als das »kontroverse« Handeln Pius XII. bezeichnet worden war. Der Brief, den Yad Vashem an Rabbi Di Segno geschrieben hat – er ist von den Historikern Dan Michman, Dina Porat und Bella Gutterman unterzeichnet, die Spitzenstellungen an dieser Institution innehaben, sowie von dem Berater Yehuda Bauman, einer weltweit anerkannten akademischen Autorität auf dem Gebiet der Shoah – geht Punkt für Punkt durch den neuen Text, erläutert, daß dieser auf jede mögliche Art die Anklage des Schweigens, dessen Pacelli beschuldigt wird, und diejenige, die sein mutmaßliches »moralisches Versagen« betrifft, gemeinsam mit den Argumenten, die zu seiner Verteidigung vorgebracht werden, untersucht, und wiederholt die Forderung nach einer völligen Öffnung der Vatikanischen Archive.

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