19. November 2002 in Deutschland
Proteste von Verbänden Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), hält sie für “Skandal-Entscheidungen”
Berlin (kath.net/idea)
Die evangelischen Kirchen in Berlin-Brandenburg und in der Pfalz erlauben öffentliche Segnungen von Homosexuellen, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben. Die örtlichen Kirchengemeinderäte oder Presbyterien müssen der Segnung grundsätzlich zustimmen, die Pfarrer zu dieser Handlung bereit sein und mindestens ein Partner der Kirche angehören. Am 16. November lehnten es 13 der 198 “Kirchenparlamentarier” von Berlin-Brandenburg ab, daß “Andachten mit Fürbitte und Segenszuspruch” für gleichgeschlechtliche Partner gefeiert werden; sieben enthielten sich der Stimme. Die Synodale Uta Nischik (Berlin) begründete ihr Nein damit, daß nach ihrem Bibelverständnis eine Segnung schwuler oder lesbischer Lebenspartner nicht dem Willen Gottes entspreche. Auch der Direktor der Berliner Stadtmission, Pfarrer Hans-Georg Filker lehnte den Beschluß ab. Gleichwohl sei die Entscheidung “weise”, da sie Befürwortern wie Gegnern erlaube, ihren jeweiligen geistlichen Einsichten zu folgen. Der Vorsitzende der Evangelischen Sammlung in Berlin-Brandenburg, Donald Weihmann, hält den Beschluß für eine “Worthülse”. Offenbar könne jede Gruppe eine besondere Segnung verlangen, so Weihmann gegenüber idea. Der Mitvorsitzende der Evangelischen Allianz in Berlin, Pfarrer Axel Nehlsen, kündigte eine Stellungnahme der Dachorganisation der Evangelikalen in der Bundeshauptstadt an.
SPD-Politiker: Zeichen für Toleranz und Offenheit
Bischof Wolfgang Huber (Berlin) betonte gegenüber idea, daß der Beschluß klar zwischen der Stellung von Ehe und Familie und von homosexuellen Lebenspartnerschaften unterscheide. “Unter dieser Voraussetzung leisten wir einen Beitrag, Verläßlichkeit und Verantwortung zu stärken.” Das sei ein vertretbarer Weg, dem auch er zustimmen könne.
Pfalz: Proteste von Verbänden - Knapp 4.000 Unterschriften
In der Pfalz stimmten 44 Synodale für eine “öffentliche gottesdienstliche Begleitung mit Verkündigung, Fürbitte und Segen”, 13 waren dagegen, und sechs enthielten sich. Einen Gegenantrag, der eine Segnung “in der Seelsorge und der damit gegebenen Intimität” befürwortete, wies die Mehrheit unter anderem unter Hinweis auf mögliche Gefährdungen der kirchlichen Einheit zurück. Bei einer Spontanumfrage lehnten 22 der 430 Presbyterien eine gottesdienstliche Begleitung schwuler und lesbischer Lebenspartnerschaften ab. Gegen die Entscheidung sind auch der Evangelische Gemeinschaftsverband Pfalz, die Evangelische Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in der Pfalz, die Pfälzer Regionalgruppe des Bibelbundes, mehrere Stadtmissionen und Allianzkreise. Knapp 4.000 Gemeindemitglieder unterzeichneten ein Protestschreiben. Kirchenpräsident Eberhard Cherdron (Speyer) sagte, Christen müßten zusammenbleiben, auch wenn sie in einer theologisch-ethischen Entscheidung unterschiedlicher Auffassung seien.
“Skandal-Entscheidungen” und “Verachtung des Wortes Gottes”
Die Beschlüsse haben massive Kritik ausgelöst, zumal sich Anfang Dezember auch die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit der Segnung homosexueller Gemeinschaften befassen wird. Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), hält sie für “Skandal-Entscheidungen”, mit denen die Bekenntnisgrundlagen der Kirchen aus den Angeln gehoben würden. Eine Segnung von unbiblischem Verhalten sei eine “Verachtung des Wortes Gottes” und Preisgabe des kirchlichen Auftrags, die Gesellschaft mit dem Willen Gottes zu konfrontieren. Der Pressesprecher der Seelsorge-Initiative “Wüstenstrom”, der Religionspädagoge und Pfarrer Rolf-Alexander Thieke (Oberuhldingen/Bodensee), verwies auf die Bitte des Rates der EKD, daß die Landeskirchen bis zur Verabschiedung einheitlicher Regelungen keine neuen Ordnungen beschließen sollten.
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