26. August 2012 in Weltkirche
Nach der Unterzeichnung der polnisch-russischen kirchlichen Versöhnungserklärung spricht sich auch der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew für eine religiös fundierte "Versöhnung der Völker in der Ukraine" aus
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Nach der Unterzeichnung der polnisch-russischen kirchlichen Versöhnungserklärung hat sich der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew und Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk (siehe Foto), auch für eine religiös fundierte "Versöhnung der Völker in der Ukraine" ausgesprochen.
Ohne einen Dialog mit dem Patriarchen von Moskau sei es unmöglich, die Gegensätze zu lindern, die Ukrainer und Russen oft entzweiten, sagte der Großerzbischof beim Gottesdienst der Weihe der Kathedrale im galizischen Kolomea (Kolomyja), an dem 25.000 Gläubige teilnahmen.
Der Apostolische Nuntius in Kiew, Erzbischof Thomas Gulickson, überbrachte dabei eine Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist weltweit die größte mit Rom unierte Kirche und in der Ukraine die größte christliche Konfession neben den drei orthodoxen. Vor einigen Monaten hatte Schewtschuk beklagt, dass der Klerus des Moskauer Patriarchats seine historische Schuld nicht einbekenne, kath.net hat berichtet.
Vor einer Woche hatten der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. in Warschau eine als historisch bewertete Versöhnungserklärung ihrer Kirchen unterschrieben. Beide Völker werden darin aufgerufen, sich gegenseitig zugefügtes Leid und Unrecht zu vergeben. Kath.net hat darüber berichtet.
Zwar sei in Warschau "weder deutlich ausgesprochen" worden, "was die Polen den Russen nachsehen", noch habe man beim Namen genannt, "wofür die orthodoxe Kirche bei der lateinischen Kirche in Polen Abbitte leisten möchte", so Schewtschuk: "Aber vielleicht wird dies eines Tages doch gesagt werden". Die gemeinsame Versöhnungserklärung sei jedenfalls ein "sehr starkes Beispiel" und ein Appell zu einer Versöhnungshaltung gewesen.
Besonders würdigte der Großerzbischof von Kiew und Halytsch den Umstand, dass das Moskauer Patriarchat, wie am aktuellen Beispiel ersichtlich, sich neuerdings "um die Anknüpfung von Kontakten auch mit den Vertretern von Ortskirchen und nicht nur mit dem Heiligen Stuhl" bemühe.
Er hoffe, "dass es zu etwas Ähnlichem auch in der Ukraine" kommen werde, denn bisher sei über die griechisch-katholische Kirche "nur im Vatikan, und dort gewöhnlich ohne uns", gesprochen worden.
In Anspielung auf die kürzlich erfolgte Gleichstellung der russischen mit der ukrainischen Sprache in der Ukraine hob Großerzbischof Schewtschuk zudem hervor, die Aussöhnung der katholischen Orts- und Teilkirchen mit dem Moskauer Patriarchat sei auch "der einzige Weg" zu einer diesbezüglich neuen Sicht. Es gelte, der Russifizierung der Ukraine und der "Ukrainophobie" in Russland Einhalt zu gebieten.
Der Nuntius in Polen, Erzbischof Celestino Migliore, betonte unterdessen im Gespräch mit Radio Vatikan, die russisch-polnische Aussöhnung werde erst dann Früchte tragen, wenn Kirchen und Politik am gleichen Strang ziehen. "Die beiden Schwesterkirchen, die orthodoxe und die katholische, setzten sich dafür ein, einen Beitrag zur Prävention, Vermittlung und Versöhnung von Divergenzen zu leisten, und zwar nicht im technischen oder juristischen Sinn nach internationalem Verständnis, sondern im eigentlichen Wortsinn.
Es geht um einen Wandel des Herzens, des Geistes, der Einzelnen und der Gemeinschaft. Wenn Politik und Religion einen eigenen besonderen Beitrag leisten ohne die Grenzen des jeweils Anderen zu überschreiten, dann kommt man schnell und auf gute Weise zum Gemeinwohl", so Migliore.
Polens Bischöfe beraten über Russlanddialog
Über den weiteren Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche berät unterdessen Polens katholische Bischofskonferenz (KEP) am Samstag. In Czestochowa (Tschenstochau) wollen die Diözesanbischöfe weitere Etappen und Perspektiven der Zusammenarbeit mit der größten orthodoxen Nationalkirche erörtern, wie die Bischofskonferenz mitteilte.
Weiteres Thema der Versammlung in Tschenstochau ist die von der polnischen Regierung geplante Einführung einer freiwilligen Kirchensteuer. Regierung und Bischofskonferenz haben sich bisher nicht über die Höhe des Steuersatzes einigen können. Nach Angaben der Tageszeitung "Rzeczpospolita" (Freitag) diskutieren die Bischöfe auch über mehr Transparenz bei der Haushaltführung von Pfarren und Diözesen. Zur Debatte stehe die flächendeckende Einführung eines jährlichen Finanzberichts und von Wirtschaftsräten, die die Haushaltsführung kontrollieren. Solche Gremien gibt es in Polen bisher nur vereinzelt.
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Foto: © Religious Information Service of Ukraine
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