Sozialethiker Ockenfels kritisiert Dialogprozess: Viel Schatten

15. September 2012 in Deutschland


Dabei gebe es bisher keine Rückbesinnung auf den Kern des Glaubens, sagte Ockenfels am Samstag auf einer öffentlichen Kundgebung des Kongresses «Freude am Glauben». Zweifel am System der Kirchensteuer


Aschaffenburg (kath.net/KNA) Der Trierer Sozialethiker Wolfgang Ockenfels hat den «Dialogprozess» der katholischen Kirche in Deutschland kritisiert. Dabei gebe es bisher keine Rückbesinnung auf den Kern des Glaubens, sagte Ockenfels am Samstag in Aschaffenburg auf einer öffentlichen Kundgebung des Kongresses «Freude am Glauben». Wörtlich sagte Ockenfels: «Nichts Neues unter der Sonne, sondern nur viel Schatten.» Der katholischen Kirche in Deutschland attestierte er ein «gewaltiges Führungsproblem». Es seien mehr kritische und wache Bischöfe notwendig. Stattdessen würden wichtige Entscheidungen in anonyme Gremien delegiert.

Der Sozialethiker äußerte zudem Zweifel am System der Kirchensteuer. «Wer nicht zahlen will, wird exkommuniziert», betonte er. Zwar gelte auch für die Kirche «ohne Moos nix los». Doch es sei zu fragen, ob die Kirche «so reich, so prächtig, so überorganisiert» sein müsse. Auch die staatlichen Privilegien seien zu hinterfragen, die die Kirche mit «goldenen Ketten» an den Staat bänden und so eine klare Botschaft verhinderten, forderte Ockenfels. «Die sollen uns das Maul nicht zustopfen.»

Gleichzeitig wandte sich der Sozialethiker gegen die Einmischung der Politik bei Kirchenfragen, etwa durch den Appell deutscher Spitzenpolitiker und weiterer Prominenter zur Überwindung der Kirchenspaltung. Der Initiator des Appells, Bundestagspräsident Norbert Lammert, solle sich lieber um politische Probleme kümmern.

Der Kongress «Freude am Glauben» findet in diesem Jahr zum zwölften Mal statt. Er steht unter dem Motto «Die Kirche - mehr als eine Institution». Veranstaltet wird das Treffen vom «Forum Deutscher Katholiken». Nach dessen Angaben sind rund 1.000 Teilnehmer nach Aschaffenburg gekommen. Das «Forum Deutscher Katholiken» versteht sich als «lockerer Zusammenschluss papst- und kirchentreuer Katholiken».

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