25. Oktober 2012 in Österreich
Wallfahrt in der Diözese Linz zur Erinnerung an den 1943 von den Nazis hingerichteten und 2007 seliggesprochenen Wehrdienstverweigerer
Linz (kath.net/KAP) Am Nationalfeiertag jährt sich zum fünften Mal die Seligsprechung von Franz Jägerstätter. Der oberösterreichische Landwirt verweigerte im Zweiten Weltkrieg aus Glaubensgründen den Kriegsdienst und wurde dafür vom NS-Regime zu Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Seligsprechung am 26. Oktober 2007 bei einem Festgottesdienst im Linzer Mariendom, an dem auch Jägerstätters heute 99-jährige Frau Franziska teilnahm, fand weltweit Beachtung. Liturgischer Gedenktag an den Märtyrer ist der Tauftag Jägerstätters am 21. Mai.
In Oberösterreich findet anlässlich des fünften Jahrestages der Seligsprechung am Freitag eine Wallfahrt von Reindlmühl bei Altmünster am Traunsee zur Kirche auf dem Richtberg statt. Begleitet wird die Veranstaltung unter dem Motto "Impulse aus dem Leben von Franz und Franziska zum Jahr des Glaubens" von der Historikerin und Jägerstätter-Biographin Erna Putz; der Linzer Bischof Ludwig Schwarz und Bischofsvikar Max Mittendorfer werden die Eucharistiefeier leiten. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr bei der Kirche in Reindlmühl, der Gottesdienst auf dem Richtberg soll um 11.30 Uhr beginnen.
Als Postulator im 2007 abgeschlossenen Seligsprechungsprozess ist der aus Oberösterreich stammende Tiroler Diözesanbischof Manfred Scheuer mit Leben und Gesinnung Jägerstätters besonders vertraut. Jägerstätters Gewissensfreiheit und Individualität hätten den Seligen Seligen vor Menschenfurcht oder Aufgehen in der Masse bewahrt, erinnerte jüngst Scheuer in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Jägerstätter beeindrucke ihn, da dieser seine innere Freiheit in Diktatur und Gefängnis nach dem Motto "Besser die Hände gefesselt als der Wille" bewahrt habe, so Scheuer.
Das Leben des Seligen steht im kommenden Jahr auch im Mittelpunkt eines neuen Theaterstücks von Felix Mitterer. Das Stück "Jägerstätter" des renommierten österreichischen Dramatikers wird am 20. Juni 2013 im Wiener Theater in der Josefstadt uraufgeführt und steht von 3. Juli bis 9. August auf dem Spielplan des Theatersommers Haag (Niederösterreich).
Märtyrer und Familienvater
Franz Jägerstätter (1907-1943) stammte aus St. Radegund im oberösterreichischen Innviertel. 1936 heiratete er Franziska Schwaninger, eine Bauerntochter aus dem benachbarten Hochburg, das Paar bekam drei Kinder.
Franziska regte ihren Mann zur Bibellektüre und zum gemeinsamen Beten an. Durch das Studium religiöser Literatur, regelmäßige Bibellesung und häufige Gottesdienstbesuche war für ihn ab 1938 klar, dass seine katholische Weltanschauung mit dem Nationalsozialismus unvereinbar sei.
Bei der "Volksabstimmung" über den "Anschluss" am 10. April 1938 gab er die einzige Nein-Stimme in seinem Ort ab. Die Wahlbehörde unterschlug diese Gegenstimme und meldete eine hundertprozentige Zustimmung. Diesen Tag bezeichnete Jägerstätter später als den "Gründonnerstag Österreichs", dort habe sich die Kirche Österreichs gefangennehmen lassen.
Sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus zeigte sich zunächst darin, dass er sich aus dem öffentlichen Leben seiner Gemeinde immer mehr zurückzog, Vergünstigungen durch die NSDAP nicht in Anspruch nahm und nichts für die Partei spendete, obwohl er sonst sehr freigebig war.
Im Sommer 1940 wurde Jägerstätter zur Wehrmacht einberufen, konnte aber durch Intervention des Bürgermeisters nach wenigen Tagen auf seinen Hof zurückkehren. Im Oktober wurde er erneut zur Grundausbildung nach Enns einberufen. Mit einem weiteren Soldaten wurde er am 8. Dezember 1940 in Enns in den Dritten Orden des Heiligen Franziskus aufgenommen. Er wurde auf Ansuchen seiner Heimatgemeinde im April 1941 wieder als "unabkömmlich" eingestuft, konnte zu seiner Familie zurückkehren und war als Mesner in seiner Heimatpfarre tätig.
Die negativen Erfahrungen beim Militär und das sogenannte Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten, von dem er um diese Zeit erfuhr, festigten Jägerstätters Entschluss, nicht wieder einzurücken. Er erklärte auch öffentlich, dass er als gläubiger Katholik keinen Kriegsdienst leisten dürfe, da es gegen sein religiöses Gewissen wäre, für den nationalsozialistischen Staat zu kämpfen. Seine Umgebung versuchte ihn umzustimmen und wies ihn auf die Verantwortung seiner Familie gegenüber hin, konnte aber seine Argumente nicht widerlegen. Sogar den Bischof von Linz Josef Fließer suchte er auf; auch dieser riet ihm von einer Kriegsdienstverweigerung ab. Seine Frau Franziska unterstützte ihn, obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst war.
1943 wurde Jägerstätter neuerlich einberufen, woraufhin er sich weigerte, für Hitler in den Krieg zu ziehen. Nach zwei Monaten im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis im Linzer Ursulinenhof wurde er Anfang Mai 1943 nach Berlin überstellt. Sein Antrag auf Sanitätsdienst wurde abgelehnt. Am 6. Juli verurteilte ihn ein das sogenannte "Reichskriegsgericht" wegen "Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte" zum Tod. Am 9. August 1943 wurde Franz Jägerstätter von Berlin nach Brandenburg an der Havel gebracht und dort enthauptet.
Im Auftrag des damaligen Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern wurden ab 1989 Personen, die Franz Jägerstätter gekannt hatten, als Zeugen befragt. 1997 wurde der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter offiziell eröffnet und am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen. Der Vatikan bestätigte am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium.
Franz Jägerstätter: Die Gemeinde St. Radegund nach der Seligsprechung
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