23. November 2012 in Deutschland
Weniger als zwei Prozent der Sendezeit für Religionsberichterstattung
Frankfurt am Main (kath.net/idea) Rund zwei Drittel aller Deutschen gehören einer Kirche oder Religionsgemeinschaft an, aber in den Hauptnachrichtensendungen des Fernsehens sind Kirche und Religion Randerscheinungen. Hinter dem Fußball bleiben diese Themen weit zurück, obwohl viel weniger Bürger etwa acht Prozent einem Fußballverein angehören. Seit dem Jahr 2005 wertet das Kölner Institut für empirische Medienforschung (IFEM) mit seinem InfoMonitor die Inhalte der sechs wichtigsten Nachrichtensendungen aus: Tagesschau und Tagesthemen (ARD), heute und heute-journal (ZDF), RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten. Die Ergebnisse werden jetzt in der Fachzeitschrift Media Perspektiven (Frankfurt am Main) veröffentlicht, die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der ARD-Werbegesellschaften herausgegeben wird.
Mehr Raum für Religion bei öffentlich-rechtlichen Sendern
Danach entfielen von 2005 bis 2011 insgesamt 1,5 Prozent der Nachrichten auf Religion und
Kirche. Zum Vergleich: Beim Fußball waren es 2,6 Prozent. In den aktuellen Programmen der öffentlich-rechtlichen Sender nehmen Religion und Kirche einen etwas breiteren Raum ein als bei den privaten. Am stärksten war der Anteil in Tagesschau und Tagesthemen mit jeweils 1,8 Prozent, gefolgt von heute und heute-journal (je 1,7 Prozent). Die Sat.1 Nachrichten widmeten 1,2 Prozent der Sendezeit religiösen bzw. kirchlichen Themen, bei RTL aktuell war es ein Prozent. Gemessen an der Sendezeit liegen die Tagesthemen mit 162 Minuten pro Jahr vor dem heute-journal (152), heute (121), der Tagesschau (104), RTL aktuell (76) und den Sat.1 Nachrichten (62).
Papsttod und Papstwahl unter den ersten Zehn
In zwei Jahren des Beobachtungszeitraums schafften es kirchliche Ereignisse unter die ersten zehn Themen. 2005 waren es der Tod von Papst Johannes Paul II. (Rang 5) und die Wahl den deutschen Kardinals Joseph Ratzinger zu seinem Nachfolger, Papst Benedikt XVI. (Rang 9). Im Jahr 2010 nahmen die ans Licht gekommenen Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche und anderswo verhältnismäßig breiten Raum ein (Rang 8).
Evangelische Kirche nicht in der Spitze vertreten
Die evangelische Kirche taucht an der Spitze der Berichterstattung überhaupt nicht auf. Selbst die Wahl der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden im November 2009 und ihr spektakulärer Rücktritt von ihren Kirchenämtern nach einer polizeilich festgestellten Alkoholfahrt drei Monate später schafften es nicht an die Jahresspitze der Fernsehnachrichten. Zum Vergleich: Die Fußball-Weltmeisterschaft kam 2006 auf Platz zwei, die Fußball-Europameisterschaft 2008 rangierte an fünfter und die Fußball-WM 2010 an dritter Stelle.
© 2012 www.kath.net