Papst und Zollitsch würdigen Meisner zum Goldenen Priesterjubiläum

22. Dezember 2012 in Deutschland


Zollitsch: Du, lieber Joachim, darfst heute auf 50 Jahre priesterlichen Wirkens zurück schauen. Es ist Dir Zeit Deines Lebens ein Anliegen, den lebendigen Christus zu verkünden. Grußwort von Benedikt XVI und Predigt von Kardinal Duka als Video


Köln (kath.net/KNA/DBK) Anlässlich des Goldenen Priesterjubiläums des Kölner Erzbischofs Kardinal Joachim Meisner (siehe Foto) hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Jubilar als treuen Priester Christi gewürdigt. Meisner war am 22. Dezember 1962 in Erfurt zum Priester geweiht worden. Den Dank der Deutschen Bischofskonferenz sprach Erzbischof Zollitsch am Samstag bei der Feier im Kölner Dom aus.

Rund 50 Bischöfe aus dem In- und Ausland nahmen an dem Festgottesdienst teil, darunter die Kardinäle Rainer Maria Woelki (Berlin), Adrianus Simonis (Utrecht) und Dominik Duka (Prag).

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, verlas ein Glückwunschschreiben des Papstes. Meisner sei «in der Ausübung seines bischöflichen Dienstes gütig wie ein Vater und zugleich standhaft in der Bewahrung der rechten Lehre», heißt es in dem Schreiben von Papst Benedikt XVI. Den herausragenden Metropolitansitz von Köln habe Meisner «klug und umsichtig» geleitet. Ihm werde große Wertschätzung und Hochachtung entgegengebracht. Viele Länder, besonders in Mittel- und Osteuropa, seien ihm zu besonderem Dank verpflichtet.

Erzbischof Zollitsch würdigte in seinem Grußwort Meisners «authentisches priesterliches Wirken». Die Jahre in der ehemaligen DDR hätten ihn geprägt und dazu gebracht, «gegen jede Form gottlosen Regimes zu kämpfen und für Gott in der Öffentlichkeit einzutreten.» Als «dienstältestes Mitglied» der Bischofskonferenz habe er das theologische Denken, die innerkirchlichen Debatten und politischen Stellungnahmen bereichert. Zollitsch wies besonders auf den Einsatz Meisners für das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, als Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Land und als Vorsitzender der Liturgiekommission der Bischofskonferenz hin.

„Vor allem ist es Dein aufopferungsvoller und markanter Dienst als Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz, für den ich Dir heute danke. Die Feier der Liturgie liegt Dir als Priester und Bischof besonders am Herzen. Mit großer Mühe und in vielen Diskussionen hast Du Dich bei uns und in Rom für die Revision der liturgischen Bücher eingesetzt. Es ist nicht zuletzt Deinen guten römischen Kontakten zu verdanken, dass wir nun das neue Gotteslob auf den Weg bringen können, das zum Beginn des Advents nächsten Jahres in den Gemeinden eingeführt werden soll.“

Zeit seines Lebens sei es Kardinal Meisner darum gegangen, den lebendigen Christus zu verkünden, sagte Erzbischof Zollitsch. Dazu biete auch der Eucharistische Kongress im kommenden Jahr eine gute Gelegenheit, bei dem Meisner als Gastgeber fungiere.

Kardinal Duka dankte in seiner Predigt Meisner für dessen «großzügige Hilfe» für die tschechische Kirche während des Kalten Krieges. Er erinnerte daran, dass der gebürtige Schlesier als Weihbischof in Erfurt und als Berliner Bischof im Geheimen rund 60 tschechische und slowakische Priester geweiht hat. Auch habe er durch finanzielle Unterstützung zur Erneuerung von Wallfahrtsorten und Kirchen sowie zum Aufbau von Bildungsprojekten beigetragen.

Meisner, der am 25. Dezember 1933 in Breslau geboren wurde und nach der Flucht mit seiner Familie nach Thüringen kam, empfing am 22. Dezember 1962 durch Weihbischof Joseph Freusberg in Erfurt die Priesterweihe. Zunächst war er Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt, bevor er 1966 zum Caritasdirektor berufen wurde. 1975 wurde Meisner Weihbischof in Erfurt. Fünf Jahre später erfolgte die Ernennung zum Bischof von Berlin. 1983 wurde er zum Kardinal erhoben.

1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kölner Erzbischof, wo er am 12. Februar 1989 sein Amt antrat. Die Personalentscheidung provozierte auch Protest; 163 Theologen warnten damals davor, die Mitwirkungsrechte der Ortskirchen bei der Ernennung von Bischöfen auszuhebeln. (C) 2012 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Das Grußwort von Erzbischof Robert Zollitsch im Wortlaut:

Wichtige Stationen einer Lebensgeschichte folgen nur selten kalendarisch so eng aufeinander wie bei Dir, verehrter Kardinal Joachim. An Weihnachten wurdest Du geboren und 31 Jahre später – zwei Tage vor Weihnachten – zum Priester geweiht: das sind zwei Wegmarken, die Dich, lieber Joachim, in besonderer Weise geprägt haben: Dein Geburtstag und Deine Priesterweihe sind ja von grundlegender Bedeutung für Dein Leben.

Es ist Dir Zeit Deines Lebens ein Anliegen, den lebendigen Christus zu verkünden. Hier im Hohen Dom zu Köln hast Du oft gepredigt und – in Erinnerung an Deine eigene Priesterweihe – das Sakrament der Priesterweihe gespendet. Gerade in der Feier der Priesterweihe wird ja für uns Bischöfe noch einmal in besonderer Weise jener Tag gegenwärtig, an dem wir selbst durch unseren Bischof die Weihe empfingen.

Du, lieber Joachim, darfst heute auf 50 Jahre priesterlichen Wirkens zurückschauen. Und da Du nicht müde bist und nicht tatenlos sein willst, blickst Du nach vorne und freust Dich auf weitere große Ereignisse, um das Evangelium zu verkünden und die Eucharistie zu verehren.

Da ist vor allem der Nationale Eucharistische Kongress, den wir im kommenden Jahr hier in Köln miteinander feiern dürfen. Ich freue mich, dass die Deutsche Bischofskonferenz zu diesem geistlichen Ereignis einladen konnte und Du Gastgeber sein wirst. Im Rahmen der Feiern zum 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils und unseres Gesprächsprozesses ist der Eucharistische Kongress im Jahr des Glaubens ein ganz wesentlicher Bestandteil des geistlichen Weges der Erneuerung der Kirche in unserem Land. Die Deutsche Bischofskonferenz ist dankbar für Deine Gastfreundschaft: Nach dem Weltjugendtag 2005 wird Köln erneut für mehrere Tage zum Mittelpunkt der katholischen Kirche in Deutschland, damit die Gläubigen sich in Gebet und Gottesdienst, in Katechese und Kultur in das Geheimnis der Eucharistie vertiefen.

Dankbar schauen wir heute auch auf Dein Wirken als dienstältestes Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Vor wenigen Wochen hast Du Dich auf der Bischofssynode in Rom selbst – aufgrund Deiner zahlreichen Teilnahmen bei Synoden – als Synodenveteran bezeichnet. In der Bischofskonferenz bist Du unser Konferenz-Alterspräsident, der das theologische Denken, die innerkirchlichen Debatten und die politischen Stellungnahmen mit lebhaften Ideen und Redebeiträgen bereichert. Deine Wortmeldungen in unserer Konferenz werden stets aufmerksam vernommen. Für Deine klaren und klärenden Worte, für Deine Solidarität in und mit unserer Konferenz und für Dein unermüdliches und mutiges, öffentliches Christusbekenntnis danke ich Dir herzlich.

Deine vielfältigen Mitgliedschaften in bischöflichen Kommissionen will ich nicht alle einzeln aufzählen. Aber doch ist es mir ein Anliegen, in besonderer Weise daran zu erinnern, dass es in großem Maß Deinem engagierten Einsatz zu verdanken ist, dass wir heute Renovabis, das Hilfswerk für die Kirche in Mittel- und Osteuropa, haben. Es leistet unverzichtbare Dienste.

Mit großer Hingabe nimmst Du auch Deine Verantwortung im Heiligen Land als Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Land wahr. In wenigen Wochen wirst Du wieder in Israel sein, um Deine Solidarität mit den Christen vor Ort zu bekunden.

Und vor allem ist es Dein aufopferungsvoller und markanter Dienst als Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz, für den ich Dir heute danke. Die Feier der Liturgie liegt Dir als Priester und Bischof besonders am Herzen. Mit großer Mühe und in vielen Diskussionen hast Du Dich bei uns und in Rom für die Revision der liturgischen Bücher eingesetzt. Es ist nicht zuletzt Deinen guten römischen Kontakten zu verdanken, dass wir nun das neue Gotteslob auf den Weg bringen können, das zum Beginn des Advents nächsten Jahres in den Gemeinden eingeführt werden soll.

„Spes nostra firma“ – „Unsere Hoffnung für Euch steht fest“, hast Du in Deinem bischöflichen Wappen stehen. Von diesem Leitwort aus lebst Du Dein priesterliches Wirken: Du verkündest Menschen Hoffnung, wo manches Mal Hoffnungslosigkeit herrscht. Du feierst die Eucharistie in Weltgegenden, in denen oftmals keine Hoffnung auf die Feier der Messe besteht – ich denke an Deine Besuche im Nahen Osten und vor allem in der Türkei. Du lebst das priesterliche Ideal, um einen Kontrapunkt zu Resignation und Glaubensmüdigkeit in der Öffentlichkeit zu setzen. Deine Hoffnung ist für viele Menschen ansteckend.

Lieber Joachim, nie hast Du einen Hehl aus Deiner Herkunft gemacht. Im Gegenteil: Die prägenden Jahre in der ehemaligen DDR sind für Dich zum Auftrag geworden, gegen jede Form gottlosen Regimes zu kämpfen und für Gott in der Öffentlichkeit einzutreten. Von Erfurt ging es für Dich nach Berlin, von der Spree an den Rhein. Die Akklimatisierung scheint gelungen, wenn ich sehe, wie Du – weil Lachen befreiend ist – auch im Karneval präsent bist. Die kulturelle Trennlinie zwischen Kölnern und Düsseldorfern in Deinem Erzbistum hast Du überwunden, indem Du – wie mir gesagt wurde – bereitwillig beide lokalen Gerstensaftgetränke trinkst und auch hier – symbolisch – zum Brückenbauer zwischen nahezu unüberwindlich erscheinenden Grenzen wirst. Das katholische Rheinland ist Dir zweifellos zur Heimat geworden.

Bei allem stellt sich die Frage: Was trägt Dich in all den vielen Herausforderungen? Es ist der grenzenlose Glaube an unseren Herrn Jesus Christus und Dein authentisches priesterliches Wirken.

Vor allem ist es Deine Sicht des Kreuzes unseres Herrn. Oft hast Du über das Kreuz gepredigt, es als das durch die Auferstehung Jesu Christi zum Plus gewordene Minus bezeichnet, die Gläubigen immer wieder aufgefordert, kreuzfidel zu sein. In Deinem Buch „Spuren Gottes auf unseren Wegen“ ist mir ein Satz besonders aufgefallen: „Aus den beiden Linien des Kreuzes wird ein Wegweiser, der uns zum Vater, zur Heimat weist. Darum steht das Kreuz auch an vielen Wegen und Wegkreuzungen.“

Dein priesterliches Leben ist geprägt vom Kreuz als Wegweiser; es gibt Dir Richtung und Halt. Im Blick auf die Perspektive gratuliere ich Dir herzlich in unser aller Namen zu Deinem Goldenen Priesterjubiläum, einem Jubiläum im Zeichen des Kreuzes, einem Jubiläum im Zeichen jener Hoffnung, die für uns alle feststeht.

Die Predigt von Kardinal Duka (Prag) als Video




Grußworte von Papst Benedikt und Erzbischof Zollitsch als Video



Foto: Erzbistum Köln


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