7. Jänner 2013 in Weltkirche
Koptische Christen in Ägypten begehen das Weihnachtsfest nach dem Julianischen Kalender am Sonntagabend - Der Großimam der Al-Azhar-Universität will einen eigenen Fernsehkanal zur Förderung eines moderaten und toleranten Islam einrichten
Kairo (kath.net/KAP) Der Großimam der sunnitischen Al-Azhar-Universität in Kairo, Scheich Ahmed Al-Tayyeb, hat dem koptischen Papst Tawadros II. zu Weihnachten gratuliert. Nach Regierungsangaben besuchte Al-Tayyeb gemeinsam mit Großmufti Ali Gomaa das Kirchenoberhaupt in dessen Amtssitz bei der Markus-Kathedrale, um Feiertagswünsche zu überbringen und die gesellschaftliche Lage zu erörtern.
Die koptischen Christen, größte religiöse Minderheit in Ägypten, begehen das Weihnachtsfest nach dem Julianischen Kalender am Sonntagabend (6. Jänner). Auch die meisten orthodoxen Kirchen - u.a. die Patriarchate von Moskau und Belgrad - halten sich an den alten Kalender.
Großscheich Al-Tayyeb betonte laut der Mitteilung des Presseamts, in Ägypen habe es niemals einen Religionskonflikt gegeben. Das Land sei für die unterschiedlichen gesellschaftlichen und religiösen Gruppen stets sicher gewesen und werde dies auch in Zukunft sein. Die nationale Einheit solle bei Gelehrten und Geistlichen beginnen. "Wir gehen weiter auf dieses Ziel zu", sagte Al-Tayyeb.
Der Leiter der von Sunniten weltweit als Autorität anerkannten Al-Azhar-Universität bekräftigte seinen Plan, einen eigenen Fernsehkanal zur Förderung eines moderaten und toleranten Islam einzurichten.
In den vergangenen Tagen hatte der Islamist Hisham el-Ashry, Gründer einer Organisation zur "Förderung der Tugend und Bekämpfung des Lasters", laut ägyptischen Medien Muslimen davon abgeraten, Christen zu Weihnachten zu gratulieren. Wer dies tue, begehe Verrat und falle vom islamischen Glauben ab.
Salafisten in zwei Flügel gespalten
Hingegen will die neu gegründete zweite salafistische Partei in Ägypten, Al-Watan ("Heimat"), nach eigenen Angaben Christen und Frauen aufnehmen. Das politische Bündnis werde auch Frauenrechte zum Thema machen und "selbstverständlich" Kopten als Mitglieder aufnehmen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Al-Watan-Partei, Yousry Hammad, in einem Interview der in London erscheinenden arabischen Zeitung "Asharq al-Awsat" (Freitag).
Die neue Partei wolle nationale Kräfte unter den beiden Prinzipien Modernität und traditionelle Werte vereinen. Damit sei die Einführung der Scharia - des islamischen Religionsrechts - konfliktfrei vereinbar, sagte Hammad der Zeitung.
Die Al-Watan-Partei besteht seit Dienstag als Reformgruppe der ebenfalls salafistischen Al-Nour-Partei, der mit 111 von 498 Sitzen zweitstärksten Partei im ägyptischen Parlament. Yousry Hammad war zuvor ein Sprecher dieses ultrakonservativen islamistischen Bündnisses, das sich unter anderem gegen die Beteiligung von Frauen an Wahlen äußerte.
Der frühere Vorsitzende der Al-Nour-Partei, Emad Abdel Ghaffour, hatte am 29. Dezember seinen Rücktritt erklärt. Am Neujahrstag gründete er die Partei Al-Watan.
Copyright 2013 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.
© 2013 www.kath.net