Stift Kremsmünster: Zivilklage gegen Abt haltlos

8. Jänner 2013 in Österreich


Pressesprecher des Stiftes, Eckerstorfer: Stift setzt Aufarbeitung der Missbrauchsfälle aktiv fort - "Schnellschüsse meist nicht nachhaltig"


Linz (kath.net/KAP) "Das Stift Kremsmünster ist an der gründlichen Aufarbeitung der Gewalt- und Missbrauchsfälle der Vergangenheit interessiert und geht den bisher eingeschlagenen Weg dafür Schritt für Schritt fort": Das betonte P. Bernhard Eckerstorfer, Pressesprecher des oberösterreichischen Benediktinerstiftes, am Montag gegenüber "Kathpress". Laut einem Bericht des Wochenmagazins "Profil" (7. Jänner) wollen einige ehemalige Zöglinge eine Zivilklage gegen das Stift Kremsmünster einbringen, da Zusagen ihnen gegenüber nicht eingehalten worden seien. Eckersdorfer zufolge sind diese Anschuldigungen haltlos.

2010 waren erstmals Vorwürfe bekannt geworden, wonach es unter dem früheren Leiter des Stiftsgymnasiums in der Stiftsschule bzw. im Internat zahlreiche Gewalt- und Missbrauchsfälle gegeben hat. Während die Entscheidung über eine diesbezügliche Anklage bei der Staatsanwaltschaft am Landesgericht Steyr liegt, wollen einige Opfer den aktuellen Abt Ambros Ebhart zivilrechtlich klagen. Er habe, so die Darstellung im "Profil"-Bericht, drei Zusagen nicht eingehalten, die er ihnen bei einer Begegnung im Jänner 2012 gegeben habe.

Eckerstorfer widerspricht dieser Darstellung. "Einige aus den Reihen der Betroffenen trugen bei dem Treffen zwischen der Stiftsleitung und einer Gruppe von Betroffenen, zu dem Abt Ambros selbst geladen hat,vier Forderungen mit der Bitte um eine Beantwortung bis April 2012 vor. Zusagen wurden seitens des Stiftes damals keine gemacht. Das haben auch die anwesenden Mediatoren in ihrem Protokoll festgehalten." Im Protokoll steht lediglich, das Stift werde zu diesen Forderungen Stellung nehmen, was laut "Profil" auch bereits geschehen sei. Bei der aktuellen Feststellungsklage geht es laut Eckerstorfer deshalb darum, "wer was gesagt hat".

Wie der Sprecher der Stiftes gegenüber "Kathpress" hervorhob, enthalten die vorgebrachten Forderungen einige Anliegen, die das Stift ohnehin teilt oder bereits umsetzt. So arbeite das Stift etwa "vorbehaltlos" mit der Klasnic-Kommission zusammen und habe für die Opfer bereits "namhafte Beträge" bezahlt.

Die Aufarbeitung der Missbrauchs- und Gewaltfälle durch externe Experten, auf die sich eine weitere Forderung bezog, sei seitens des Stiftes fix geplant und erste Schritte dazu bereits eingeleitet, so der Ordensgeistliche weiter. "Bisher ist ein Experte aus Deutschland involviert und seit Oktober laufen Gespräche mit mehreren Fachinstituten." Das Stift wolle diese wissenschaftliche Aufarbeitung jedoch "objektiv" gestalten, betonte der Ordensmann. "Schnellschüsse sind oft nicht nachhaltig, und es ist schwierig, allen gerecht zu werden".

Zur weiters geforderten Errichtung eines Mahnmals oder einer Gedenktafel bemerkte Eckerstorfer, man habe den Weg eines "lebendigen Mahnmals" in Form eines pädagogischen Symposiums eingeschlagen, das künftig jährlich stattfinden soll. Bei der ersten derartigen Veranstaltung im November 2012 nahmen 40 Lehrer daran teil. Sie hatte zum Ziel, die "Sensibilität für das eigene Verhalten und für Empfindungen der Schüler" zu steigern, zudem waren die Stärkung einer wertschätzenden Feedback-Kultur oder die Sozialkompetenz zentrale Themen. Das Stiftsgymnasium Kremsmünster hat hier bereits einige Erfahrung - etwa durch ein psychosoziales Netzwerk, bei dem ältere Schuler Tutoren der jüngeren sind, sowie durch ein Seminar für Persönlichkeitsentwicklung in der 5. Klasse.

Im Jahr 2012 habe zuerst die interne Aufarbeitung innerhalb der Gemeinschaft im Vordergrund gestanden, erklärt Eckerstorfer. Dieser Schritt dauere noch an, "denn so wie den Opfern wird auch den Angehörigen der Klostergemeinschaft erst langsam in vollem Ausmaß bewusst, was passiert ist." Rückblickend hätte man auch hier manches anders machen sollen: "Vor allem hätten wir parallel zu den Erhebungen der Justiz schneller mit der eigenen Aufarbeitung beginnen sollen. Diese stellt für uns einen Lernprozess dar auf einem Gebiet, in dem wir zuvor keine Erfahrung hatten."

Mittlerweile habe man jedoch viel gelernt, so Eckerstorfer weiter. Sich der Verantwortung entledigen oder gar die Vorfälle "aussitzen" oder "unter den Teppich kehren" wolle man auf keinen Fall. "Das Geschehene ist Teil unserer Vergangenheit, die nicht nur glorreich war. Wir glauben, aus dem aktuellen Prozess geläutert hervorzugehen. Es geht schließlich auch um unsere eigene Zukunft", betonte der Sprecher des Stiftes.

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