Das ganz normale Wunder

31. Jänner 2013 in Buchtipp


Wichtige Buchneuerscheinung: 100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern! Herausgegeben von den Ordenspriestern Thomas und Valentin Gögele LC. Vorwort von Kölner Kardinal Joachim Meisner


Wien-Bad Münstereifel (kath.net) Im Folgenden die beiden Vorworte zur Neuerscheinung „Das ganz normale Wunder. 100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern“ als Leseprobe:

Vorwort von Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln: „Das 101. Glaubenszeugnis eines katholischen Priesters und Bischofs“

So möchte ich das gewünschte Vorwort für das Buch „Das ganz normale Wunder – 100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern“ überschreiben, weil ich ein selbst erlebtes Wunder hinzufügen möchte. Die inzwischen unendlich weit über 101 lang gewordene Reihe von ganz normalen Wundern und Glaubenszeugnissen von katholischen Priestern begann in urapostolischer Zeit. Sie wurde vom Apostel Johannes in seinem ersten Brief eröffnet mit den Worten: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkündigen wir: das Wort des Lebens“ (1 Joh 1,1). Wir begegnen in diesem Buch 100+1 wunderbaren Ereignissen im Leben von Priestern, die in der Ordnung der Gnade ganz normal sind, aber von uns wie Wunder wahrgenommen werden.

Seitdem Gott, die Liebe selbst, in Jesus Christus Mensch geworden und in seiner Kirche Mensch geblieben ist, kann man die großen und kleinen Taten seiner Gnade, die wir – um es nochmals zu sagen – Wunder nennen, sehen, hören, berühren oder anders wahrnehmen. Darum ist der Beruf des Priesters zunächst darin begründet, dass er Augen-, Ohren- und Tatzeuge Christi ist, von dem er dann Zeugnis gibt, wie uns das in den vorliegenden 100+1 Glaubenszeugnissen geschenkt ist.

Das Evangelium ist ja nicht in erster Linie Information, sondern Anweisung zur Praxis. Darin liegt eine große Ermutigung zu einem solchen Leben mit Gott, wenn wir diese Tatsachenberichte der Gnade Gottes im Leben vieler Menschen wie hier im Buch lesen und sie dann anderen weitersagen können. Gott schwebt nicht über den Wassern wie am Schöpfungsmorgen, sondern er ist in Jesus Christus Mensch geworden. Er ist einer von uns. Er ist unser Zeitgenosse. Und obwohl er in Palästina vor 2000 Jahren 33 Jahre lang gelebt hat, ist er auch heute unser Mitbewohner. In der Kirche leben wir mit ihm zeitgleich und ortsgleich. Das ist keine Theorie! Die 101 ganz normalen Wunderberichte erklären uns das. Deshalb ist unsere Welt auch nicht gottlos und christusfern. Es müssten sich daher bei vielen Priestern ähnliche Begegnungen in ihrem Leben finden lassen, über die zu berichten wäre. Eigentlich ist das, was wir als wunderbar empfinden, von Gott her gesehen ganz normal.

Der Titel dieses Buches „Das ganz normale Wunder – 100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern“ stimmt daher hundertprozentig. In meiner dreijährigen Tätigkeit als Kaplan ließ ich beim Erstkommunionunterricht die Kinder einmal den lieben Gott malen, aber nicht mit Buntstiften, sondern mit Worten. Und sie taten es mit Eifer, indem sie aus dem Bild ihres irdischen Vaters alle Negativerscheinungen wie Trunksucht, Streitsucht, Bequemlichkeit oder Aggressivität etc. herausstellten und das, was dann übrig blieb, ins unendlich Positive hinein steigerten. Die Philosophen und Theologen nennen das die „Analogia entis“, das heißt der Vergleich des endlichen Seins mit dem Unendlichen. Eine Woche später habe ich dann bei einem Elternabend die Männer eine halbe Stunde zurückbehalten, um ihnen die Gottesbilder ihrer Kinder schriftlich zu überreichen. Die Väter waren derart erschüttert, dass sie als Väter das irdische Bild für den himmlischen Vater ihrer Kinder darstellten. Die eigenen Kinder haben ihre Väter bekehrt. Über die dann erfolgten Männerbeichten vor der Erstkommunionfeier senkt sich der dichte Vorhang des Beichtgeheimnisses. Für mich als Kaplan ein ganz großes, ganz normales Wunder!

Köln, den 1. Mai 2012
+ Joachim Kardinal Meisner
Erzbischof von Köln


Vorwort von Thomas M. Gögele LC und Valentin Gögele LC zur deutschen Ausgabe: "Von Hirten und Schafen"

Das Schaf ist wohl eines der unbeholfensten Tiere dieser Erde: Es überlebt schwerlich ohne die Hilfe eines Hirten. Weder kann es vor Gefahren flüchten, noch sich verteidigen. Sein ganzer Horizont umfasst nicht mehr als das Gras unter seinen Augen, und gerade daher verliert es sich mit einer gewissen Leichtigkeit. Es läuft sogar Gefahr zu ertrinken, sollte es sich bei der Tränke zu weit ans Wasser wagen: die Wolle würde sich vollsaugen und so schwer werden, dass es sich ohne fremde Hilfe nicht selbst retten könnte.

Kurz, ein Schaf ohne Hirte ist zum Tode verurteilt. Genau daher hatte Jesus Mitleid mit den Leuten, „denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mk 6,34). Deshalb auch schon die alttestamentliche Verheißung: „Ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen“ (Jer 3,15).

Seit zweitausend Jahren begleiten unzählige Priester ununterbrochen die Herde. Das Priestertum erregt nach wie vor Aufmerksamkeit, da ist unsere Zeit keine Ausnahme. Die Geschichte der Menschheit wurde von Staatsmännern, Denkern, Künstlern, Forschern, Entdeckern, Revolutionären geschrieben – und von Heiligen. Nicht wenige von ihnen waren katholische Priester. Aber den größten Einfluss hatten und haben diese nicht so sehr auf die äußere Entwicklung der Weltgeschichte, sondern vielmehr durch ihre innere, geistliche Begleitung im Leben so vieler Einzelner.

Ein Priester eröffnet uns bei der Taufe am Beginn unseres Lebens die liebenden Arme von Mutter Kirche. Ein Priester begleitet uns während unseres Pilgerweges auf Erden: an den gewöhnlichen Tagen, sowie den entscheidenden Momenten, im Erfolg und in der Freude, aber auch wenn wir unsere Fehler und Schwächen beweinen. Und ein Priester wird uns eines Tages den Händen Gottes anempfehlen, sobald unsere Zeit in dieser Welt abgelaufen ist.

Jesus Christus hat vor seiner Himmelfahrt versprochen, bei uns zu bleiben bis ans Ende der Tage. Dieses Buch will spürbar machen, dass dieses Versprechen sich nach zweitausend Jahren immer noch erfüllt. Dass die Brotvermehrung, die Heilungen, die Erzählung vom guten Samariter, vom verlorenen Schaf und vieler anderer Seiten des Evangeliums nicht der Vergangenheit angehören, sondern in unseren Krankenhäusern, auf unseren Straßen, in unseren Städten, in unseren Tagen fortwährend Wirklichkeit werden! Denn „der Priester (…) handelt niemals im Namen eines Abwesenden, sondern in der Person des auferstandenen Christus, dessen Gegenwart sich in seinem real wirkenden Handeln zeigt. Er handelt wirklich und wirkt das, was der Priester nicht tun könnte.“

Aber das wirklich unverständliche Mysterium liegt darin, dass der Ewige Hirte seine Herde genau einem Schaf anvertraut hat, noch dazu einem Schaf, das eben noch selbst verloren war: „Weide meine Schafe“ (Joh 21,16), sagte er zu Petrus, der ihn kurz davor noch verleugnet hatte. Genau das ist es, was eigentlich jeder Priester an sich selbst erfährt, sobald er zum Hirten wird: Er selbst war mehr als einmal verloren und verletzt auf den Schultern des guten Hirten gelegen, und soll nun selber auf die Suche gehen nach dem verlorenen Schaf.

Denn jeder Hohepriester wird aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen. Er ist fähig, für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist; deshalb muss er für sich selbst ebenso wie für das Volk Sündopfer darbringen. Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron. (Hebr 5,1-4)

Das Leben eines Priesters ist ein immerwährender Kontrast zwischen dem Wirken Gottes und der eigenen Unzulänglichkeit. Wir Priester fühlen uns schwach, sollen aber die anderen tragen. Einer schleudert dir Vorwürfe ins Gesicht, ein anderer küsst dir die Hand. Wir kennen unsere Fehler nur zu gut, stehen aber staunend vor den Wundern, die Gott durch eben unsere schwachen Hände wirkt. Jeder Priester muss sich erst daran gewöhnen, die großen Gnadentaten Gottes sozusagen „aus der ersten Reihe“ mitzubekommen.

Zum „Priesterjahr“, das von Papst Benedikt vom 19. Juni 2009 bis zum 11. Juni 2010 ausgerufen worden war, wurde vom Internetportal Catholic.net ein Wettbewerb für Priester ausgeschrieben, um deren persönliche Erfahrungen zu sammeln. Aus über tausend Erzählungen wurden die interessantesten ausgesucht und in Buchform veröffentlicht: „Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,31).

Mit dem Apostolischen Schreiben Porta fidei hat der Heilige Vater Benedikt XVI. nun vom 11. Oktober 2012, dem Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, bis zum 24. November 2013, Hochfest Christkönig, ein „Jahr des Glaubens“ ausgerufen. In diesen Geschichten, die für dieses Jahr des Glaubens ins Deutsche übersetzt und neu arrangiert wurden, wird bald ein Bild erkennbar: Auch wenn es nur mit hundert Pinselstrichen gemalt ist, beschreibt es doch anschaulich das Wesen des katholischen Priestertums und lädt ein zum Staunen über die Größe Gottes und den unerschütterlichen Glauben so vieler Menschen. Es will zeigen, wie die über 400.000 Priester weltweit eigentlich leben und was sie tun – nämlich vielfach Dinge, die nie in der Zeitung stehen werden. Es ist ein Porträt, das die verschiedensten Facetten dieser wunderbaren Berufung zeigt: in großen Städten, in unerreichbaren Dörfchen, in Krankenhäusern und Schulen, im Fernsehen und im Internet, im Krieg und im Gefängnis … überall wird das Wirken Gottes durch den Priester offenbar.

Jeder einzelnen dieser Geschichten zu begegnen – ähnlich wie den hundert Schafen aus dem Evangelium – erfrischt und erhebt das Herz. Es ist bekannt, dass Schäfchenzählen müde macht. Aber es gibt trotzdem wenige Dinge, die so interessant sind, wie Geschichten von Hirten: Genau die finden wir in diesem Buch. Da wir ja das „Jahr des Glaubens“ beginnen, soll jedes der zehn Kapitel einen besonderen Aspekt des Glaubens unterstreichen.

Allen, die zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben, gilt unser besonderer Dank. Es würde zu weit führen, jeden einzelnen hier anzuführen. Dennoch seid ihr in unseren Gebeten, so wie jedes einzelne Schaf der Herde ständig in den Gedanken und im Herzen des Hirten präsent bleibt.

Wir hoffen, dass neben allen anderen auch viele Jugendliche zwischen den Zeilen dieser Heldentaten Gottes die sanfte Einladung des Herrn der Ernte erkennen mögen: „Komm und folge mir nach!“ (Mt 19,21)

Klarer Bestelltipp

P. Thomas M. Gögele LC
P. Valentin Gögele LC
Wien / Bad Münstereifel, am 11. Oktober 2012
50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils
Beginn Jahr des Glaubens

kath.net-Lesetipp:
Das ganz normale Wunder
100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern
Herausgeber: Thomas M. Gögele; Valentin Gögele
gebundene Ausgabe, 240 Seiten;
2013 Catholic Media
ISBN 978-3-939977-18-6
Preis: 13.40 EUR

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