Hat Jesus gelacht?

31. Jänner 2013 in Spirituelles


Theologen sind sich einig: "Wahrer Mensch" Jesus hat auch gelacht, obwohl dies in der Bibel nicht explizit vorkommt


Graz (kath.net/KAP) Nicht erst seit Umberto Ecos Erfolgsroman "Der Name der Rose" wird die Frage diskutiert, ob Jesus je gelacht hat. Im Neuen Testament wird zwar mehrfach berichtet, dass Jesus weinte, aber von seinem Lachen ist nirgendwo explizit die Rede. Mit vielen Bibelwissenschaftlern ist sich der Grazer Theologe Karl Veitschegger einig, dass Lachen zum Mensch-Sein gehört und Jesus "ein echter Mensch" gewesen sei. "Daher dürfen wir mit Recht annehmen, dass Jesus in bestimmten Situationen herzlich gelacht hat. Ihm als Juden war der sprichwörtliche jüdische Humor sicher nicht fremd", schreibt der stellvertretende Pastoralamtsleiter der Diözese Graz-Seckau auf seiner Webseite, wo er sich immer wieder zu Glaubensfragen fundiert und allgemeinverständlich äußert.

Als biblischen Hinweis darauf, dass Jesus gelacht hat, nennt Veitschegger dessen Teilnahme an der Hochzeit von Kana. Hochzeiten seien im Judentum stets "fröhliche Ereignisse, wo nicht nur kräftig Wein getrunken, sondern auch viel gelacht wird". Auch bei anderen Festmählern ist Jesus nach dem Zeugnis der Evangelien präsent. Er sei "kein finsterer Asket und kein Kind von Traurigkeit", was ihm seine Gegner auch mit den Attributen "Fresser und Säufer" (Mt 11,19) vorwerfen, wie Veitschegger hinweist.

Auch aus vielen der Gleichnisse Jesu spreche Humor. Ausgerechnet einen schlitzohrigen Verwalter nenne er als Vorbild effektiven Handelns hin (Lk 16,1-13). Und wenn er pointiert sagt: "Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele" (Mt 23,24), dann polemisiert Jesus gegen jene hartherzigen Hüter religiöser Gesetze, "die oft Unwichtiges hochspielen, aber dabei das Wichtigste, die Liebe, übersehen", wie Veitschegger meint. Er wisse dabei zweifellos, "dass er die Lacher auf seiner Seite hat".

Fröhlichkeit vorzugaukeln, wäre für heutige Christen fehl am Platz und "nur peinlich", so der Grazer Theologe weiter. Doch nicht umsonst sage der "Father Brown"-Schöpfer Gilbert Keith Chesterton, Humor sei eine "Erscheinungsform der Religion".

Auch Papst verteidigt Fröhlichkeit

Und als Zeugen für seine humorfreundliche Sicht führt Veitschegger auch Papst Benedikt XVI. ins Treffen, der im vergangenen August bei einem Bayrischen Abend in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo die Frage gestellt habe: "Darf man sich eigentlich so freuen, wenn die Welt so voller Leid ist, wenn es so viel Dunkles und Böses gibt?" Die Antwort kann laut Benedikt nur lauten: "Ja. Denn mit dem 'Nein' zur Freude dienen wir niemandem, machen wir die Welt nur dunkler. Und wer sich selbst nicht mag, kann auch dem Anderen nichts geben und ihm nicht helfen und kann nicht ein Bote des Friedens sein."

"My Boss is a Jewish Carpenter", heißt es augenzwinkernd auf der Webseite von Karl Veitschegger, der neben Dutzenden Artikeln auf mehrere Broschüren verfasst hat, die laut Diözese Graz-Seckau eine "Quelle verlässlicher Glaubensinformation" darstellen. Zuletzt erschien die 78-Seiten-Publikation "gern katholisch", die für drei Euro unter E-Mail [email protected] zu bestellen ist.

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Mein Boss ist ein jüdischer Zimmermann: Jesus - ישוע



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