4. Februar 2013 in Interview
Es gibt eindeutig ein großes Spannungsverhältnis zwischen der christlichen Sicht auf Leid und der rein säkularen Sicht, sagt der Koordinator des XXI. Welttages der Kranken, Pfr. Dr. Zuk, im kath.net-Interview. Von Petra Lorleberg
Altötting-Eichstätt (kath.net/pl) Es gibt eindeutig ein großes Spannungsverhältnis zwischen der christlichen Sicht auf Leid und der rein säkularen Sicht, die oft meint durch das künstliche Beenden des menschlichen Lebens dem Leidenden eine Hilfe zu leisten. Dies sagte Pfr. Dr. habil. Artur Zuk (Foto), der Organisator des XXI. Welttages der Kranken, im kath.net-Interview. Der diesjährige Welttag der Kranken wird vom 7.-11. Februar 2013 in Altötting, Eichstätt und München begangen und wird vom Päpstlichen Rat für die Seelsorge im Krankendienst mitorganisiert.
kath.net: Herr Pfr. Dr. Zuk, wie international sind die Referenten und die Teilnehmer der Internationalen Wissenschaftlichen Konferenz, die in Altötting und Eichstätt stattfinden wird?
Pfr. Dr. Artur Zuk: Die Internationale Konferenz in Eichstätt zum Thema: Dem Gutes tun, der leidet bildet eine wissenschaftliche Einführung in die Feier des XXI. Welttags der Kranken, der heuer in Bayern stattfindet. Daher wollten die Organisatoren, besonders der Päpstliche Rat für die Seelsorge im Krankendienst, sowohl die Tagung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, als auch die liturgischen Stationen in München und Altötting möglichst international prägen. Es werden also Referenten und Teilnehmer aus verschiedenen Länder erwartet selbstverständlich aus Deutschland, Vatikan, Österreich, Schweiz, Polen, Italien, Großbritannien, Weißrussland, Albanien, Norwegen und sogar aus Israel, Madagaskar und aus den USA.
kath.net: Das Programm weist eine Fülle von interessanten Einzelveranstaltungen auf. Möchten Sie uns einige Höhepunkte vorstellen?
Zuk: Zweifelsohne den wichtigsten Höhepunkt bildet die STATIO ORBIS des XXI. Welttags der Kranken also die zentrale liturgische Feier im marianischen Wallfahrtsort Altötting (am 10. Februar, um 18 Uhr Feierliche Marianische Vesper und am 11. Februar am Fest Unserer Lieben Frau aus Lourdes, um 10 Uhr die große Abschlussmesse mit der Predigt des Päpstlichen Legaten Erzbischof Zygmunt Zimowski (Präsident des Päpstlichen Rates für die Seelsorge im Krankendienst im Vatikan).
Andere liturgischen Höhepunkte werden auch in München gefeiert: am Samstag, den 9. Februar um 11 Uhr in der St. Michaeliskirche (dort befindet sich ein berühmtes Reliquiar der heiligen Ärzte: Kosmas und Damianus) wird der heiligen Messe Seine Eminenz Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx vorstehen und predigen. Auch am Sonntag gibt es Gottesdienste in München, die in besonderer Weise für die Kranken, Leidenden, wie auch für das medizinisch-pflegerische Personal zelebriert werden. Hier möchte ich vor allem den Gottesdienst im Klinikum Schwabing vermerken, um 9.30 Uhr, dem der Päpstliche Legat vorstehen wird.
Ich möchte noch auf zwei wissenschaftlichen Highlights hinweisen, und zwar auf die Internationale Tagung in Eichstätt, die bereits am Donnerstag, den 7. Februar, um 15 Uhr an der Katholischen Universität beginnt, wie auch auf eine kleinere Konferenz am Samstag, den 9. Februar, um 15 Uhr in München, an der ersten Professur in Deutschland für Spiritual Care, am Lehrstuhl für Palliativmedizin des Interdisziplinären Zentrums für Palliativmedizin am Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, welche die Behandlung von Schmerz sowie anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und besonders spiritueller Art umfasst und erstmals akademisch reflektiert.
kath.net: Warum diese Zuwendung zum Kranken und seinen spezifischen Bedürfnissen? Gibt es einen spezifisch christlichen Ansatz für den Umgang mit dem fremden und dem eigenen Leid?
Zuk: Spezifisch ist bereits die liebevolle Sorge der Kirche für die Leidenden und ihre Angehörigen sowie für alle im Gesundheitswesen und der Seelsorge beruflich und ehrenamtlich Tätigen. Die Art des Umgangs mit dem fremden und eigenen Leid wird aber zum Gebot und fordert die Christen/innen heraus: Dann geh und handle genauso! (Lk 10,37). Diese Worte drücken zugleich das Motto des XXI. Welttags der Kranken aus. Es handelt sich also um die altbekannten, aber stets aktuellen Worte, die Jesus an seinen Gesprächspartner richtet, der ihn mit zwei zentralen Fragen bedrängt: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? sowie Und wer ist mein Nächster? (Lk 10, 25 u. 29). Ausgehend von diesem Sinnbild des Evangeliums, das die Kirche und alle Gläubigen immer wieder aufrüttelt und vom Heiligen Vater zum Thema für den Welttag der Kranken im Jahr 2013 gemacht wurde, koordiniert der Päpstliche Rat für die Seelsorge im Krankendienst ein umfassendes Wirkungsgebiet, eingeschlossen die diesbezüglichen Wissenschaften und Technologien, aber auch die Fortbildung mit besonderem Schwerpunkt auf die Ethik und Bioethik sowie die damit zusammenhängenden Fragen der Krankenhaushygiene.
Der Päpstliche Rat muss in der Tat zum Ausdruck bringen die Sorge der Kirche für die Kranken, indem er denen hilft, die ihren Dienst an den Kranken und Leidenden erfüllen, damit ihr Apostolat der Barmherzigkeit, das sie ausüben, immer besser den neuen Erfordernissen entspricht (Pastor Bonus). Eine Seelsorge im Krankendienst, in der sich viele eingesetzt haben und noch einsetzen, um jene Diakonie der Nächstenliebe zu leben, die für die Sendung der Kirche grundlegend ist.
Aufgabe des Dikasteriums ist es außerdem, die Lehre der Kirche bezüglich der spirituellen und moralischen Aspekte der Krankheit sowie der Bedeutung des menschlichen Leidens zu verbreiten.
Gleichzeitig hilft der Päpstliche Rat den Teilkirchen, damit die im Gesundheitsdienst Tätigen bei ihrem Bemühen, ihre Tätigkeit nach Maßgabe der christlichen Lehre auszuüben, geistliche Begleitung finden und damit darüber hinaus denen, die in diesem Bereich seelsorglich tätig sind, nicht die geeigneten Mittel zur Verwirklichung ihrer eigenen Aufgabe fehlen. Zudem verfolgt er aufmerksam die neue Gesetzgebung und neue Forschungsergebnisse bezüglich der Gesundheit mit dem vordringlichen Ziel, dass diesen im pastoralen Handeln der Kirche in geeigneter Weise Rechnung getragen wird (Pastor Bonus).
kath.net: Sie verweisen auf neue Gesetzgebungen. Bei uns wird gegenwärtig breit über die Möglichkeiten straffreier Beihilfe zum Selbstmord diskutiert. Gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen der christlichen Sicht auf Leid und der rein säkularen Sicht?
Zuk: Auf diese Frage, beinahe intuitiv und zugleich tief theologisch, hat der Heilige Vater, Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum XXI. Welttag der Kranken 2013 geantwortet bzw. Impulse zum Nachdenken gegeben:
Nicht die Vermeidung des Leidens, nicht die Flucht vor dem Leiden heilt den Menschen, sondern die Fähigkeit, das Leiden anzunehmen und in ihm zu reifen, in ihm Sinn zu finden durch die Vereinigung mit Christus, der mit unendlicher Liebe gelitten hat (Papst Benedikt zitiert hier aus: Enzyklika Spe salvi, 37).
Es gibt also eindeutig ein großes Spannungsverhältnis zwischen der christlichen Sicht auf Leid und der rein säkularen Sicht, die oft meint durch das künstliche Beenden des menschlichen Lebens dem Leidenden eine Hilfe zu leisten. Diesen Spannungen stellt sich der Heilige Vater mit seiner Botschaft, die ich jedem Menschen als Lektüre und Meditation empfehle.
Link zu: Welttag der Kranken
Programm des XXI. Welttags der Kranken:
Internationale Tagung zum XXI. Welttag der Krankenan der kath. Universität Eichstätt
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