Lohmann: 'Ich möchte die Überzeugung, für die ich stehe, sagen können'

6. Februar 2013 in Aktuelles


Martin Lohmann, Chefredakteur von K-TV, war am Dienstag zu Gast bei Markus Lanz und erzählte, dass er nach der Jauchsendung „sehr üble, sehr böse, beschimpfende, niveaulose, satanische Mails bekommen“ hatte.


Berlin (kath.net/pl) Und noch eine deutsche Talkshow mit Martin Lohmann, dem Chefredakteur von K-TV. „Ich möchte die Möglichkeit haben, in einem freien Land die Überzeugung, für die ich stehe, sagen zu können.“ Mit diesem Statement stieg der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht am Dienstag am späten Abend in die ZDF-Talkshow von Markus Lanz ein. Es ging allgemein um die Diskussion über die „Pille danach“ und aufgrund der umstrittenen Sendung bei Günther Jauch am Sonntagabend auch um diese Sendung.

Lohmann war wegen seiner Aussage „Die Sache mit der Selbstentscheidung der Frau ist ja vielschichtig“ bei Jauch mehrfach ausgelacht worden, der Katholik Jauch stand ihm als Diskussionsleiter nicht nur nicht zur Seite sondern sorgte mittels untergriffigen Statements für Diskussionen. Eine unvollständige Aussage zu verlachen, „das halte ich in einer Gesellschaft, wo es eigentlich um eine gute Streitkultur geht, für sehr problematisch“, erklärte Lohmann, als Lanz ihn darüber ins Kreuzverhör nahm. Lanz erläuterte, er wünsche sich, dass die „Kirche klipp und klar sagen würde: in einem solchen Fall steht selbstverständlich nichts dem im Wege, dass eine junge Frau, die Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, die Pille danach nimmt, ohne wenn und aber“.

Die grundsätzliche Frage sei jedoch, erwiderte Lohmann: „Wenn ein neuer Mensch entstanden ist, dürfen wir dann das Tötungsverbot aufheben?“ Er blieb für den Einzelfall dabei: „Es kann einem diese Entscheidung keiner abnehmen. Das ist eine unglaublich schwierige Entscheidung“. Er selbst kenne Frauen, „die diese Entscheidung getroffen haben“, und er wisse, wie schwierig dies sei, er wisse auch „wie gut es ist, wenn ihnen geholfen wird.“ Auf abwertendes Lachen, das daraufhin aus dem Publikum zu hören war, sagte Lohmann: „Da lacht jemand. Das ist kein Thema zum Lachen. Das ist kein Thema für die Komik. Das ist eine Frage auf Leben und Tod.“ Auch die Kirche respektiere diese Gewissensentscheidung, dies sei „Lehre der Kirche: Die höchste und die letzte Instanz ist das persönliche Gewissen“. Im Einzelfall gehe es aber immer um den einzelnen Menschen und da gelte in der Kirche „die Praxis der pastoralen Klugheit“, denn wer in Not ist, „der hat, verflixt noch mal, jede Hilfe verdient“. Dabei sei er selbst, so Lohmann, weder Seelsorger noch Arzt, „der das dann entscheiden kann“ und er weigere sich, „generelle Dinge über Leben und Tod in einer Fahrlässigkeit zu sagen, die das Leben nicht verdient hat.“

Lohmann betonte dann die Freiheit des Menschen: "Ich kann niemanden zwingen, ein Kind auszutragen, das er von einem Vergewaltiger bekommen hat". Er habe „Respekt vor jeder Gewissensentscheidung, aber ich verlange auch Respekt vor denen, die eine Gewissensentscheidung einfordern und die noch klare Koordinaten haben, was das Leben angeht.“

Falls die wissenschaftliche Forschung feststelle, dass die „Pille danach“ keine Abtreibungspille sei, dann „wäre die ‚Pille danach‘ gar kein Problem.“ „Ich wünsche mir, dass die Wissenschaft uns ganz klar sagt“, „es gibt eine Pille, die die Befruchtung verhindert und sonst nichts. Das ist aber umstritten“.

Lanz sprach an, Lohmann habe „sich zu Recht darüber empört“, dass seine 14-jährige Tochter durch Jauch in diese Debatte mit einbezogen worden ist. Lohmann betonte, dies sei „übergriffig“ von Jauch gewesen und warnte vor „Sippenhaft“.

Seit Sonntag, so erzählte Lohmann auf Nachfrage von Lanz, habe er einerseits überwältigend viel Zustimmung, Mails, Dankeschön erlebt“. Auf diese Aussage erhob sich deutliches Murren im Publikum, das von Lanz mit „Nein, Nein, Nein“ abgewehrt wurde. Auf der anderen Seite habe er „sehr üble, sehr böse, beschimpfende, niveaulose, satanische Mails bekommen“, die er „nicht in Ordnung“ finde.

Mit Kritik habe er kein Problem, erläuterte Lohmann, sonst würde er sich der Diskussion nicht stellen. „Ich respektiere die Meinung jedes anderen, ich möchte aber auch meine respektiert wissen.“ Doch er habe Mails bekommen, „die will ich nicht zitieren, die waren so böse, auch im Blick auf die Folgen einer Übergriffigkeit bei Jauch, was meine Tochter und meine Frau angeht, dass ich keinem wünsche, dass er solche Mails bekommt.“ Wenn man sich der Debatte, nur weil sie vielleicht unbequem in der Wahrheit ist, nicht mehr stellen will, „und dann andere Menschen vernichten möchte oder ihnen das Böseste wünscht, da kann ich nur sagen: das ist unter Niveau“.

Die umstrittene Sendung in voller Länge:


Vgl. auch den Kommentar von Linda Noé: „Klar, da tobt die Menge!“

Foto: (c) ZDF (Screenshot)


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