25. Februar 2013 in Aktuelles
Kardinal Dolan weist Spekulationen über Papst-Nachfolge zurück und vergisst dabei nicht den Humor. Von Stefanie Ball (KNA)
New York (kath.net/KNA) Er könne auch Baseballspieler bei den New York Yankees werden. «Anything is possible, alles ist möglich», meinte der New Yorker Kardinal Timothy Dolan auf die Frage, ob er vielleicht der neue Papst sein werde. Aber nervös sei er trotzdem, nein, nicht weil sein Name als möglicher Nachfolger von Benedikt XVI. immer wieder falle. Er fühle sich überwältigt von der Verantwortung, das nächste Kirchenoberhaupt wählen zu dürfen, erklärte der 63-jährige Vorsitzende der US-Bischofskonferenz in seiner wöchentlichen Live-Show auf dem katholischen Radiosender «Catholic Channel».
Doch noch bevor sich der Kardinal nach Rom aufmachen durfte, musste er sich in einer eidesstattlichen Vernehmung der Vergangenheit stellen. Seit Jahren kämpft die katholische Kirche Amerikas mit der Aufarbeitung eines düsteren Kapitels in ihrer Geschichte, dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche. Auch die Erzdiözese Milwaukee, der Dolan von 2002 bis 2009 vorstand, ist davon betroffen. 2011 musste das Bistum wie andere bereits vor ihm seinen Bankrott erklären, die Entschädigungen für die Opfer hatten das kirchliche Budget überstiegen.
Jetzt wollten die Anwälte von mehr als 500 Gemeindemitgliedern aus Milwaukee, die von Geistlichen sexuell missbraucht worden sein sollen, mit Dolan reden. Die Einvernahme Ende vergangener Woche dauerte drei Stunden, und nach Aussage eines Sprechers des New Yorker Erzbistums war Dolan dabei völlig kooperativ. «Er hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich gemacht, wie sehr ihm daran gelegen ist, zu helfen, wo er nur kann.» In der Tat spielt der 63-Jährige in dem Fall eine eher positive Rolle; so hatte er bereits vor neun Jahren, als er noch in Milwaukee tätig war, die Namen von kriminellen Priestern öffentlich gemacht; vor allem darum soll es in dem Treffen mit den Anwälten jetzt gegangen sein.
Die New Yorker Reporter hatten sich am Wochenende indes wieder einer ganz anderen Frage zugewandt, und zwar der, ob wirklich «anything possible» ist in Rom. Wo immer der Kardinal auch erschien - er konnte den Spekulationen nicht entkommen. Klick, machte die Fotokamera einer Frau an der Garderobe in einer neuen Synagoge am Lincoln Square in Manhattan, die Dolan am Samstag besuchte. «Sie werden der nächste Papst sein», beschreibt die «New York Times» die Szene. Auch Rabbi Shaul Robinson scherzte, der Junge, der an diesem Tag zur Bar Mitzwa ginge, Jacob Feit-Mann, werde möglicherweise einmal Oberrabbiner in Israel sein, und dann könne er sagen, der Papst habe seiner Bar Mitzwa beigewohnt. Der Kardinal meinte daraufhin, die Chancen des Jungen, Oberrabbiner zu werden, seien deutlich besser als die, dass er Papst werde.
Spätere Fragen von Journalisten ignorierte der 63-Jährige; er sprach stattdessen lieber über Näherliegendes, traditionelle jüdische Kulinarik zum Beispiel: «Well, the food is great - das Essen ist großartig», zitiert ihn die New York Times. «Sehen Sie sich das an, haben Sie jemals Gefilte Fisch gegessen? Einmalig. Aber sagen Sie nicht den Katholiken, dass ich während der Fastenzeit geschlemmt habe.»
Archbishop Timothy Dolan: The most ´popular´ American Cardinal
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