1. März 2013 in Kommentar
'Die Kirche ist da, wo Petrus ist, und nicht da, wo die Mainstreammedien sind. Das mag ja für Ring-Eifel nicht zu begreifen sein. Für uns aber ist das so.' Ein Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer (Forum Deutscher Katholiken)
Bonn (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) Gesucht wird ein Brückenbauer, dem es gelingt, die kritischen Köpfe von rechts und links für die Kirche der Zukunft zu gewinnen.
Klingt gut, ist aber nicht gut gemeint. Als Brückenbauer war nämlich Ludwig Ring-Eifel, der Chef der Katholischen Nachrichten Argentur (KNA) in Rom im Januar in den Palazzo Cesi an der Piazza di San Pietro eingeladen worden. Dort treffen sich seit drei Jahren die papsttreuen, von keiner kirchlichen Alimentierung abhängigen Journalisten und Publzisten jährlich mit dem Sekretär des Papstes, Erzbischof Gänswein, zum Austausch in einer Runde, in der in diesem Jahr auch Kurt Kardinal Koch, der Ökumene-Minister des Papstes hinzukam. Das Vatican-Magazin, dessen Mitherausgeber der Verleger Bernhard Müller (fe-Verlag, PUR-Magazin) der Einladende war, berichtete in seiner Februar Nummer 2013 auf S. 36 über das Treffen und zählte die Teilnehmer namentlich auf und nannte die Gespräche vertraulich aber erbaulich.
L. Ring-Eifel, der in seinen jungen Jahren für die Grünen im Stadtrat seiner Heimatstadt Trier saß, später aber sehr lange Redakteur und Rom-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war, wurde vertrauensvoll eingeladen, weil er als KNA-Chef sich oft gemäßigt gezeigt hatte und man von ihm einen Brückenbau erhoffte.
Jetzt, drei Tage vor dem Rücktritt Papst Benedikts XVI. ließ er völlig ungeniert die Maske fallen, und dankte den Gastgebern damit, dass er in zwei Artikeln, die Trauer der Rebellen auf der kirchenamtlichen Seite katholisch.de und in Die vaterlose Gesellschaft in der Zeit-Beilage Rheinischer Merkur, die einladenden und anwesenden Kollegen, die er unter anderem die Papsttreuen der katholischen Publizistik nennt, brüskiert. Und dann knöpfte er sich alle vor: die papsttreuen katholischen Publizisten vom rechten Rand, die ihn eingeladen hatten.
Matthias Matussek, der auf seinem Spiegel-online-blog schwadroniert von der Großartigkeit des scheidenden Pontifex; Paul Badde, dessen tiefe Spiritualität ihm unverständlich und deshalb zuwider ist, wird als Mysterienforscher an den Rand gestellt.
Ich erspare mir und dem Leser, hier alle mehr oder weniger versteckten Unfreundlichkeiten Ring-Eifels aufzuzählen. Er preist den Mainstream katholischer Publizistik, der von eher unauffälligen
Medienangestellten dominiert wird und zu den krawallig auftretenden Konservativen meist misstrauisch Distanz gehalten hat. Was Ring-Eifel an den in Rom anwesend gewesenen journalistischen Kollegen krawallig findet, bleibt sein Geheimnis. Er kann aber nicht umhin, von der kreativen Vernetzung der Papsttreuen zu berichten, die versucht haben, sich mit päpstlichen Rückenwind aus Rom und Unterstützung von Papstsekretär Georg Gänswein in die kirchenpolitische Debatte in Deutschland einzubringen.
Nur deren Erfolge bemüht er sich eifrig herunterzuspielen. Das größte katholische deutschsprachige Portal kath.net, dessen Leiter Roland Noé ebenfalls zu den Geladenen im Palazzo Cesi gehörte, versucht er wider besseren Wissens als wenig bekannt hinzustellen. Die Auflage des noch jungen Vatican-Magazins vergleicht er mit der Auflage des Publik-Forums (über 30.000) in seiner besten Zeit.
Zu fragen wäre, ob er das linke Publik-Forum mit seiner antikirchlichen gegen die Hierarchie gerichtete Stimmungsmache auch krawallig findet? Die Onlinepräsenz katholischer Printmedien läßt er außer Betracht.
Hier halluziniert doch etwas der Neid des kirchenamtlichen Nachrichtenchefs, der nicht wahrhaben will, dass seine Mainstreammedien kirchlicher Art der großen Anzahl der Katholiken relativ gleichgültig ist, während die papsttreue katholische Publizistik einen festen und stetig wachsenden Leserstamm hat, der diese Medien auch im Internet lesen kann, aber der natürlich nicht bei weitem die Mehrheit der Katholiken repräsentiert. Auch will er glauben machen, dass die deutschen Bischöfe bis auf ganz wenige Ausnahmen die papsttreue katholische Publizistik ignorieren. So ganz auf dem Laufenden ist Ring-Eifel hier nicht, sondern hier ist doch eher der Wunsch der Vater des Gedankens. Aus seinen beiden Artikeln geht eine große Genugtuung hervor, dass der rechte Rand nun den Schutz und den Ideengeber mit Papst Benedikt verloren hat.
Was für ein Irrtum!
Im Grunde sind die beiden Artikel gegen den scheidenden Papst, seine Lehre und Verkündigung sowie seine Ermahnungen gerichtet.
Das belegt auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung der beiden Artikel kurz vor dem Abschied. Als dieser noch nicht bekannt war, hat Ring-Eifel seine alte Haltung bewahrt, die auf Vorsicht ausgelegt war. Auch jetzt kann er es sich nicht leisten, Papst Benedikt direkt anzugreifen. Er traut sich nicht als kirchenamtlicher Lohndiener, dieses offen zu sagen.
Aber der ganze Inhalt und der Stil der beiden Artikel sprechen Bände. Der Ton macht die Musik und läßt in einem Text auch die Zwischentöne sehr deutlich werden. Beide Artikel machen in klar vernehmbaren Tönen die Verachtung Ring-Eifels der papsttreuen Publizisten und aller ihrer Freunde deutlich. Das Ganze hat nicht nur eine antirömische Tendenz sondern richtet sich zwischen den Zeilen gegen einen Papst, der in der ganzen Welt das höchste Ansehen selbst bei Atheisten und Vertreter anderer Religionen genießt. Selbst die liberale kirchenfeindliche New York Times macht keine Ausnahme. Die Menschen überall in der Welt bezeigen ihm in Massen ihre Liebe; ganz besonders die Italiener, wie wir in diesen Tagen erleben können.
Was bewirkt nur diese Feindseligkeit und die unter der Oberfläche schwelende Gehässigkeit bei Ludwig Ring-Eifel? Seine wohlgesetzten Worte täuschen nicht darüber hinweg. Wie kränkend muß das für die Kollegen sein, die ihn in ihre vertraute Runde mit dem erzbischöflichen Papstsekretär und Kardinal Koch eingeladen und aufgenommen haben. Ist es denn ein Wunder, dass sie diese beiden Artikel mit ihrer kaum verhohlenen Verachtung als infam und als einen Schlag ins Gesicht empfinden?
Weiter philosophiert Ring-Eifel über das Phänomen der neokonservativen Publizistik, das nicht möglich wäre ohne den theoretischen Überbau einiger katholischer Intellektueller. Dazu zählt er Martin Mosebach, Robert Spaemann und Walter Kardinal Brandmüller, den Chefhistoriker der Kirche. Natürlich alle drei Liebhaber der lateinischen Messe. Sie lieferten den konservativen Publizisten die großen Gedankengänge, unter denen diese ihre meist einfacher gestrickten Diskussionsbeiträge ausbreiten.
Wer nun genauso billig polemisieren wollte, könnte als Ideengeber des Ludwig Ring-Eifel das Publik Forum nennen. Natürlich sind die drei von ihm genannten Persönlichkeiten für viele Konservative Vorbilder in Leben und Denken. Warum also die gehässige Diktion? Spätestens seit der Freiburger Rede Papst Benedikts sähen sich die Papsttreuen als wahre Kämpf er im Auftrag der Herrn, polemisiert der Frontmann der KNA weiter.
Dann kommt er doch noch auf einen sehr wesentlichen Punkt: Die Papsttreuen der katholischen Publizistik nutzen als katholische Freibeuter die Möglichkeiten des Internets.
Spätestens hier wird klar, warum Ring-Eifel so giftig wird. Das Internet macht langsam aber stetig die Agenda-Setting-Theorie der Chapel Hill Studie von 1968, nach der die Leitmedien die Themen bei der Meinungsbildung in der Bevölkerung maßgeblich beeinflussen, zunichte, wie kürzlich eine Kollegin im Cicero schrieb.
Das heißt im Klartext: durch die Freiheit des Internets, in der die papsttreue katholische Publizistik bestens auf gestellt ist, verlieren die Mainstreammedien und damit auch Ring-Eifel die Lufthoheit über die Meinung der Bevölkerung, die sich immer mehr im Internet orientiert. Das wurde kürzlich erst von einigen Fernsehgewaltigen beklagt.
Die vaterlose Gesellschaf t nennt uns der KNA-Chef und meint, wir hätten mit Papst Benedikt unseren Vater verloren. Armer Ludwig Ring-Eifel! Er hat nichts verstanden; weder den von Papst Benedikt so wunderbar herausgearbeiteten Kern des katholischen Glaubens noch uns die Papsttreuen.
Wir sind nicht vaterlos und werden es auch niemals sein. Wir haben einen Vater im Himmel. Und dessen Stellvertreter auf Erden, Benedikt XVI., wird uns verbunden bleiben im Gebet noch über seinen Tod hinaus. Und einen neuen Vater auf dem Stuhle Petri werden wir in wenigen Tagen wieder haben, dem wir uns in Treue verbinden, weil ihm die Schlüssel des Himmels gegeben sind.
Die Kirche ist da, wo Petrus ist, und nicht da, wo die Mainstreammedien sind. Das mag ja für Ring-Eifel nicht zu begreif en sein. Für uns aber ist das so.
Ring-Eifel hat nach einem Brückenbauer verlangt, der die kritischen Köpf e von links und rechts für die Kirche der Zukunft zusammenbringt. Wir sind im Herzen der Kirche, dort, wo Petrus ist.
Als ein Brückenbauer war Ring-Eifel in den Palazzo Cesi geladen. Er hat es vorgezogen, die Brücke hinter sich in die Luft zu sprengen. Vielleicht hilft ihm die ja Fastenzeit dazu, die Unanständigkeit seines Verhaltens seinen Gastgebern gegenüber zu erkennen und damit die Notwendigkeit, wirklich ernsthaft und mit mehr gutem Willen an einer gemeinsamen Brücke zu bauen. Wir möchten es ihm und uns wünschen; denn dazu war er nach Rom geladen.
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