7. März 2013 in Deutschland
Meinungsforscher: Nicht einmal jeder fünfte leugnet Gott
Erfurt (kath.net/idea) Atheisten sind in Deutschland eine kleine Minderheit. Nicht einmal jeder fünfte Bürger (17 Prozent) ist ein Gottesleugner. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für neue soziale Antworten (INSA) in Erfurt unter mehr als 2.000 Bürgern. Der Studie zufolge ist selbst unter jenen, die keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören, nur jeder Dritte Atheist. Von den befragten Protestanten erklärten 8 Prozent, dass es keinen Gott gibt; bei den Katholiken waren es 6 Prozent.
Atheisten vor allem bei Linken und Piraten
Kaum überraschen können die Ergebnisse im Bezug auf die Politik. Überdurchschnittlich viele Atheisten finden sich unter den Linken (32 Prozent) und den Piraten (31 Prozent). Am geringsten ist die Zahl bei den Anhängern von CDU/CSU (9 Prozent) und FDP (15 Prozent). Auch bei den Grünen (16 Prozent) und den Sozialdemokraten (17 Prozent) finden sich relativ wenige Atheisten. Unterschiede zeigen sich ferner im Bildungsniveau. Am höchsten ist der Anteil der Gottesleugner bei den Befragten ohne berufsqualifizierenden Abschluss (25 Prozent). Hingegen beträgt er bei Hochschulabsolventen 17 Prozent. 33 Prozent der 82 Millionen Einwohner Deutschlands sind konfessionslos, 30 Prozent gehören der römisch-katholischen Kirche und 29 Prozent der evangelischen Kirche an. 5 Prozent sind muslimischen und 1,5 Prozent orthodoxen Glaubens. 0,4 Prozent zählen zu einer Freikirche, 0,3 Prozent sind Buddhisten, 0,24 Prozent Juden und 0,12 Prozent Hindus.
INSA-Leiter: Werden die Kirchen ihrem Auftrag noch gerecht?
Die Frage nach Gott beschäftigt die Deutschen, unabhängig von einer Kirchenzugehörigkeit, erläuterte INSA-Leiter Hermann Binkert gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die Menschen sind offen für den Glauben an Gott, aber sie sehen die Kirchen offensichtlich immer weniger als Begleiter in Glaubensfragen. Dass sich viele Menschen von ihnen abwenden, muss die Kirchen nachdenklich machen. Werden sie ihrem eigentlichen Auftrag noch gerecht?
EZW: Es gibt nur wenige bekennende Atheisten
Der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Pfarrer Reinhard Hempelmann (Berlin), sagte gegenüber idea, die Studie bestätige eine Reihe von Trends der Religionsforschung. So könne man Menschen, die keiner Konfession angehören, nicht pauschal als Atheisten ansehen.
Hempelmann: Die Zahl bekennender Atheisten dürfte ohnehin sehr gering sein. Die Frage nach Gott sollte jeden Menschen beschäftigen, so Hempelmann. Er gehe davon aus, dass die Kirchen und christlichen Gemeinschaften mit ihren vielfältigen Angeboten Räume schaffen, wo über Gott nachgedacht werde sowie der Lebensbezug, das Trost- und Hoffnungspotential und die gesellschaftliche Relevanz des christlichen Glaubens deutlich würden.
Die Aufmerksamkeit für die Gottesfrage in der Gesellschaft erinnere die Kirchen an die Notwendigkeit, ihr Profil zu schärfen.
Giordano-Bruno-Stiftung: Studie nicht besonders aussagekräftig
Hingegen bezeichnete der Vorstandssprecher der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon (Beßlich bei Trier), die Ergebnisse der Studie als nicht besonders aussagekräftig. Man erfahre nicht, wie viele der Befragten tatsächlich an einen personalen Gott im Sinne des Christentums oder des Islam glaubten oder wie viele eine agnostische Position verträten, also keine Aussagen zur Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes machten.
Schmidt-Salomon: Ich selbst würde obgleich ich in den Medien mitunter als Deutschlands Chef-Atheist gehandelt werde die Aussage Es gibt keinen Gott! nicht unterschreiben, solange ich nicht weiß, welche Eigenschaften der Fragesteller dem Begriff Gott zuweist. Selbst ein so unumstößlich nicht-religiöser Mensch wie er würde dann nicht zu den 17 Prozent Atheisten gezählt.
Schmidt-Salomon verwies auf eine 2012 veröffentlichte Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach (Allensbach am Bodensee). Danach bezeichnen sich 57 Prozent der Bevölkerung als nichtreligiös. Bei den Protestanten sind es 53 Prozent und bei den Katholiken 64 Prozent. Schmidt-Salomon: Der hier zum Ausdruck kommende Säkularisierungsschub wird von der INSA-Studie überhaupt nicht abgebildet, was einige Zweifel an der Qualität der Datenerhebung bzw. Datenauswertung aufkommen lässt.
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