Römisches Tagebuch vom Petersplatz

11. März 2013 in Aktuelles


Genug der Theorien und Spekulationen. Morgen fängt endlich das Konklave an. Bis Ostern teilt die Schriftstellerin und Journalistin Monika Metternich ihre Eindrücke auf und um den Petersplatz mit den kath.net Lesern (Teil 1)


Vatikan (kath.net/mm) Die zehnte und letzte der Kongregationen des „Vorkonklave“ sollte heute stattfinden. Da hieß es frühzeitig aufstehen, noch einen schnellen Cappuccino in der Bar an der Ecke, ein übersüßes, kleines Teigirgendetwas zwischen die Zähne und schnell los, um noch einmal einen Blick auf die Kardinäle zu werfen, die ab morgen dann für einige Zeit dem Blick der Öffentlichkeit entzogen sein werden, wenn das Konklave beginnt. Zuvor rasch den Petersplatz überqueren, der zu dieser halbwegs frühen Stunde noch fast menschenleer ist.

Ein etwas verschlafener Blick auf den Petersdom, der unter dem tiefgrauen Himmel heute irgendwie anders aussieht. Was ist es nur? Es dauert einen Moment, bis der Unterschied beim Kleinhirn angekommen ist: Da steht ein Kran! Nichts wirklich Besonderes dieser Tage, wo die rechte Seite der Kolonnaden sich in weiße Planen eingehüllt präsentiert – „Baustelle Vatikan“ hatte ein begnadeter Schreiber dazu jüngst doppeldeutig formuliert. Nicht ganz so gekonnt wie Christos berühmte Verhüllungskünste, eher die Harmonie des „schönsten Platzes der Welt“, wie ihn nicht nur viele Katholischen nennen, ein wenig störend und irritierend. Nicht so ganz der richtige Moment für Renovierungsarbeiten, wenn die Kameras der Welt, deren Scheinwerfer schon seit Tagen von hochgelegenen Terrassen blitzen, auf dieses Panorama halten – aber wann ist schon der „richtige Moment“?

Die Trauer über den überraschenden Rücktritt „unseres“ Papstes Benedikt XVI. ist bei vielen noch nicht verklungen. „Der Himmel weint“, sagte Claudio, der Padrone unseres Stammrestaurants „La Vittoria“ noch gestern Abend mit vielsagend hochgezogenen Augenbrauen, als der Himmel seine Schleusen öffnete und das römische Kopfsteinpflaster in eine schmuddelige Wasserrutschbahn verwandelte. Der Regen hat inzwischen wieder aufgehört, kühl ist es im Vergleich zu den frühlingshaften letzten Tagen.

Zurück zum Kran vor Sankt Peter, direkt vor der Fassade des Doms: Endlich ist die Erkenntnis im Verständniszentrum angekommen: Der Balkon, von dem wir in einigen Tagen das „Habemus Papam!“ hören werden und auf dem die Welt den neuen Papst erstmalig erscheinen sehen und den Segen „Urbi et Orbi“ von ihm empfangen wird – dieser Balkon wird bereits präpariert. Rote Samtvorhänge werden vor weißem Hintergrund drapiert.

Tatsächlich – es geht jetzt wirklich los. Man merkt es auch den Kardinälen an, die zur letzten Kongregation eilen. Waren sie in den letzten Tagen öfters zu Fuß gekommen und schon mal stehen geblieben und hatten zuweilen sogar einige Worte mit den Umstehenden gewechselt, lassen sich die meisten Kardinäle nun rasch in Autos vorfahren, vorbei an den Heerscharen von Journalisten, die sich mit ihren dicken Kameras aufgebaut haben, um nichts zu verpassen. Kardinal Kasper winkt kurz im Vorbeigehen, der junge Kardinal Luis Antonio Tagle aus Manila lacht fröhlich und der radfahrende Kardinal Barbarin aus Lyon saust auf seinem Fahrrad an den Schweizer Garden vorbei, als gelte es die Tour de France zu gewinnen. Es hat den Anschein, dass auch die Kardinäle nicht unglücklich sind, dass es nun losgeht mit dem Konklave. Es wird auch Zeit. Theorien sind nun wohl alle auf dem Markt, Spekulationen hat es genügend gegeben.

Auf der Pressekonferenz spricht Pater Lombardi noch Details für die morgige „Missa pro eligendo Pontifice“ und die nachmittägliche Prozession der Kardinäle in die sixtinische Kapelle an, an deren Ende es dann heißen wird „Extra omnes“ – alle raus – und das Warten beginnt. Veni Sancte Spiritus.

kathTube: Kurzvideo von Nathalie aus Rom - Interview mit Paul Badde


Jugendliche singen am Petersplatz


Foto: Die Mittellogia des Petersdoms wird für das ´Habemus Papam´ vorbereitet


Foto: (c) kath.net


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