Was Deutsche für völlig inakzeptabel halten

22. März 2013 in Deutschland


Alkohol am Steuer und Müll abladen – Nur eine Minderheit nennt Abtreibung


Frankfurt am Main (kath.net/idea) Wie tolerant sind die Deutschen bei bestimmten Normverstößen? Das hat das Institut für Demoskopie Allensbach (Bodensee) bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ermittelt.

Die Bundesbürger wurden gefragt, was man unter keinen Umständen tun darf. Fast drei Viertel (74 Prozent) halten es für inakzeptabel, Auto zu fahren, obwohl man zu viel Alkohol getrunken hat, und Müll irgendwo im Freien abzuladen (72 Prozent). Nach Ansicht der meisten Bürger darf man auch auf keinen Fall unberechtigt soziale Vergünstigungen beanspruchen (61 Prozent) und Ausländer beleidigen (60 Prozent).

Jeder Zweite nannte Steuerhinterziehung. Für knapp die Hälfte (45 Prozent) ist es verwerflich, in wissenschaftlichen Arbeiten unkorrekt zu zitieren. Beleidigungen wie „Zigeuner“ oder „Neger“ sind für 40 Prozent nicht akzeptabel.

Fast ebenso viele bringen keine Toleranz dafür auf, wenn religiöse Gefühle anderer verletzt werden (39 Prozent) oder über den Glauben von Menschen gespottet wird (36 Prozent).

Anzügliche Bemerkungen über Frauen hält jeder Dritte für nicht hinnehmbar. Der Auffassung, dass sich Politiker unter keinen Umständen Geld bei befreundeten Unternehmern leihen sollten, sind 28 Prozent.

Etwa jeder Vierte (27 Prozent) verurteilt es, „wenn Eltern ihren Kindern mal eine Ohrfeige geben“. Deutlich weniger häufig nannten die Deutschen zu schnelles Fahren und Abtreibung. Lediglich 15 bzw. 13 Prozent sind der Meinung, dass man beides unter keinen Umständen tun darf.

Wenn man vom Konsens der Meinungen abweicht

Wie Thomas Petersen, Projektleiter des Instituts, in der FAZ (Ausgabe 20. März) schreibt, spüre „ein erheblicher Teil der Deutschen“ den sozialen Druck, dem man ausgesetzt sein könne, wenn man mit seiner Meinung vom gesellschaftlichen Konsens abweiche.

Dies hätten unter anderem die Antworten auf die Frage gezeigt: „Neulich sagte uns jemand: ‚Wenn man heute zu einigen Themen das sagt, was man wirklich denkt, wird man schnell zurechtgewiesen oder sogar beschimpft. Manche Dinge darf man einfach nicht laut aussprechen.‘ Sehen Sie das auch so, oder sehen Sie das nicht so?“ Laut Petersen antwortete eine knappe relative Mehrheit von 41 Prozent, sie sehe das auch so. 39 Prozent hätten widersprochen.

Auf die Nachfrage, bei welchen Themen man sich nicht unbefangen äußern könne, „antworteten auffallend viele Befragte – nämlich 35 Prozent derer, die sagten, man könne sich nicht frei äußern – mit dem Verweis auf die Themen Einwanderung oder Ausländer und Minderheiten. Grundsätzlich fühle sich aber nur eine Minderheit der Deutschen in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt.

Auf die Frage „Haben Sie das Gefühl, dass man heute in Deutschland seine Meinung frei sagen kann, oder ist es besser, vorsichtig zu sein?“ haben laut Petersen 56 Prozent geantwortet, man könne seine Meinung frei äußern. Neun Prozent erklärten, dies sei nur mit Einschränkungen möglich, und 30 Prozent meinten, man müsse besser vorsichtig sein.


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