22. März 2013 in Aktuelles
Die Kirche dürfe bei Missbrauchsfällen niemals ein Auge zudrücken. Sexueller Missbrauch hänge aber nicht mit dem Zölibat zusammen, sagte Erzbischof Bergoglio.
Buenos Aires (kath.net/jg)
In einem Interview im Jahr 2012 lobte der damalige Kardinal Bergoglio die Null-Toleranz-Politik seines Vorgängers Benedikt XVI. im irischen Missbrauchsskandal. Die Kirche dürfe in diesen Fällen niemals ein Auge zudrücken, betonte er.
Ich bewundere den Mut und die Geradlinigkeit von Papst Benedikt in dieser Sache, sagte der Erzbischof von Buenos Aires wörtlich. In einem Hirtenbrief hatte Benedikt im Frühjahr 2010 das Versagen der Bischöfe Irlands scharf verurteilt. Es seien schwerwiegende Fehlurteile getroffen und Fehler in der Leitung gemacht worden, kritisierte Benedikt damals.
Ein Bischof habe ihn einmal angerufen und gefragt, was er mit einem Priester tun solle, der Kinder missbraucht hatte, erzählte Bergoglio. Er solle ihm alle kanonischen Lizenzen entziehen, ihm jede Tätigkeit als Priester untersagen und ihn vor das Diözesangericht bringen, habe er ihm geantwortet.
Bergoglio verurteilte das Verhalten mancher Bischöfe, welche die Reputation der Kirche über die Gerechtigkeit für die Opfer gestellt hatten. Ich halte nichts davon, eine Art von Korpsgeist zu entwickeln, um Schäden am Image der Institution zu verhindern, sagte er wörtlich. Die Versetzung von Priestern, die Kinder sexuell missbraucht hätten, sei eine dumme Idee. Der betroffene Priester würde seine Probleme dorthin mitnehmen, wohin er versetzt würde, sagte Bergoglio.
Er verwehrte sich auch gegen Behauptungen, der Zölibat der Priester sei mit schuld an den Missbrauchsfällen. Dies sei ausgeschlossen. Mehr als 70 Prozent der Fälle von Pädophilie würden in der Familie und Nachbarschaft passieren. Die Täter seien Großeltern, Onkel, Stiefväter, Nachbarn. Wenn ein Priester pädophil sei, sei er das schon vor seiner Weihe gewesen, sagte der Kardinal.
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