27. März 2013 in Aktuelles
Franziskus sehe «klar, was zu ändern ist, und er ist sich genau bewusst, dass er rasch handeln muss, weil er in seinem Alter nicht viel Zeit hat», sagte sein früherer Verleger
Chicago (kath.net/KNA) Papst Franziskus wird sich nach Auffassung eines Vertrauten und früheren Verlegers nicht den höfischen Regeln des Vatikan unterwerfen. «Wenn man 76 ist, ändert man sich nicht so leicht», sagte Gustavo Larrazabal in einem Interview der Zeitschrift «U.S. Catholic» (Dienstag). «Aber das hat nicht nur mit dem Alter zu tun. Er hat seinen Stil aus Buenos Aires in den Vatikan gebracht», so der argentinische Ordensmann, in dessen Claretiner-Verlag die meisten Schriften des früheren Erzbischofs und Kardinals Jorge Bergoglio erschienen. Franziskus sehe «klar, was zu ändern ist, und er ist sich genau bewusst, dass er rasch handeln muss, weil er in seinem Alter nicht viel Zeit hat».
Franziskus sei «ein Meister der Zeichen und Gesten», so Larrazabal. «Er weiß, welche Macht Gesten haben können.» Der neue Papst verstehe sich in erster Linie als Hirte. «Bei all seiner Aufmerksamkeit für soziale Fragen und Arme hat er nie die Befreiungstheologie unterstützt, aber auch keine Bremsen an sie angelegt», sagte der Ordensmann. In theologischen Belangen habe Bergoglio «die Dinge laufen lassen, solange sie im Rahmen der kirchlichen Lehre bleiben und nicht in Häresie oder absurden Ideen enden».
Larrazabal verteidigte Franziskus auch gegen Vorwürfe eines Versagens während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983). «Die Wahrheit ist, dass die Lage Argentiniens damals sehr komplex war», sagte der Ordensmann. «Damals war Jorge Bergoglio Jesuitenprovinzial und 36 Jahre alt. Er sagte mir:'Ich schwöre, Gustavo, dass ich getan habe, was ich tun konnte und was in meinen Möglichkeiten lag'.» Der heutige Papst sei nach eigenem Bekunden damals «völlig unerfahren» gewesen und habe «sicherlich als Provinzial viele Fehler gemacht».
«Bergoglio hat persönlich viele Leben gerettet, indem er Leute versteckte oder für ihre Freilassung verhandelte. Mehr als einmal hat er jemandem sogar seinen eigenen Pass gegeben», sagte Larrazabal. Zu den Anschuldigungen, Bergoglio sei für die Verhaftung von zweien seiner Ordensbrüder verantwortlich, sagte er: «Die Wahrheit ist, dass die zwei festgenommenen Jesuiten gerade aufgrund Bergoglios Verhandlung freigelassen wurden.»
Als Erzbischof von Buenos Aires sei Bergoglio durch seine einfache Lebensführung aufgefallen. So habe er nach seiner Ernennung 1998 umgehend die Bischofsresidenz in einer gehobenen Wohngegend aufgegeben. «Er vermietete die Wohnung an einen Orden und nahm ein einfaches Zimmer im dritten Stock der Kanzlei», sagte Larrazabal. An Bergoglio als Autor erinnerte sich der frühere Verlagsleiter ebenfalls mit Sympathie: «Er wollte nie Honorare. Das Geld sollte in unsere Ordensarbeit fließen.»
Bergoglio habe sogar einen Vertrag vorgeschlagen, der dem Claretiner-Verlag alle Rechte zusicherte, falls ihm, Bergoglio, etwas zustoßen sollte. «Das Dokument wurde nie unterzeichnet, und das war meine Schuld», sagte Larrazabal.
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